OP-Weltpremiere

Speicheldrüse vor Radiatio in den Unterarm transplantiert

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Einen ungewöhnlichen Eingriff haben HNO-Ärzte am Würzburger Universitätsklinikum gewagt, um Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren vor den Folgen einer Radiotherapie auf die Speicheldrüsen zu bewahren. Sie haben eine der Unterkieferspeicheldrüsen vorübergehend in den Unterarm transplantiert. In einem ersten Fall wurde bereits erfolgreich eine Rückverpflanzung vorgenommen.

Bei Kopf-Hals-Tumoren handelt es sich häufig um aggressiv wachsende Tumore, bei denen neben der operativen Entfernung fast immer auch eine Radiotherapie erforderlich ist. Die Ohrspeicheldrüse kann bei der Behandlung oft ausgespart werden, meist jedoch liegen die Unterkieferspeicheldrüsen direkt im Bestrahlungsgebiet. „Sie nehmen bei der Behandlung zwangsläufig Schaden, was für die Patienten enorme Konsequenzen hat. Die Strahlenschäden sind mit massiven Einschränkungen der Lebensqualität verbunden infolge des trockenen Mundes wie auch den zahnmedizinischen Konsequenzen der fehlenden Speichelproduktion“, erklärt Professor Dr. Rudolf Hagen, Direktor der Klinik und Poliklinik für HNO, plastische und ästhetische Operationen am Würzburger Klinikum, der den Eingriff vorgenommen hat. Bei einem 69-jährigen Patienten transplantierte der HNO-Arzt eine Unterkieferspeicheldrüse vor der Bestrahlung in den Unterarm, da von dort auch Gewebe zur Rekonstruktion nach dem Tumoroperation entnommen wurde.

Zum Erhalt der Drüse

„Wir haben in einem mikrovaskulären Eingriff die Speicheldrüse mit der vaskulären Versorgung und dem Ausführ-Gang entnommen und in den Unterarm implantiert“, erläutert der HNO-Arzt. Dabei wurde der Ausführ-Gang nach außen an die Hautoberfläche gelegt, damit der Speichel abfließen kann. Er wurde ähnlich wie bei der Stomaversorgung beim künstlichen Darmausgang in einen auswechselbaren Auffangbeutel geleitet.

Schwieriger als die Verpflanzung in den Unterarm ist laut Hagen die Rückverpflanzung der Speicheldrüse in die Mundregion. Denn das Gewebe ist durch die Bestrahlung narbenartig verändert, was Schwierigkeiten bereiten kann, die Gefäßversorgung wieder herzustellen. Bei dem 69-jährigen Patienten, der bereits vor mehreren Monaten retransplantiert wurde, ist der Eingriff geglückt: „Die Speicheldrüse ist erfolgreich zurückverpflanzt worden, hat ihre Funktion an Ort und Stelle wieder aufgenommen und produziert Speichel“, so Hagen.

Zehn Eingriffe hat nach seiner Darstellung die Ethikkommission genehmigt, sechs Patienten wurde mittlerweile schon eine Speicheldrüse in den Unterarm verpflanzt. Bei dem geschilderten weltweit bislang einzigartigen Fall ist auch die Rückverpflanzung bereits gelungen. Dazu Hagen: „Bilanz werden wir ziehen, wenn bei allen zehn Patienten die Transplantation und Retransplantation erfolgt sind.“

Christine VetterMerkenicher Straße 22450735 Kölninfo@christine-vetter.de

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