Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

wenn Ärzte und Zahnärzte auf einer gemeinsamer Tagung ihr Anliegen vortragen, hat das schon besonderes Gewicht. Die Forderung an Politik und Gesellschaft, endlich Barrieren abzubauen, zeugt vom Nachdruck, der hinter diesem Ansinnen liegt: Worten sollen endlich Taten folgen.

Was mit Barrierefreiheit oder Barrierearmut gedanklich verbunden wird, wurde schon oft gesagt, tausende Male erwähnt:

Ja, es geht um weit mehr als nur um die Überwindung von Treppen oder die Durchfahrt durch zu schmale Türrahmen.

Ja, es geht auch um die Barrieren in den Köpfen derer, die anderen Barrierefreiheit oder zumindest Barrierearmut verwehren und deren Notwendigkeit bagatellisieren wollen.

Natürlich geht es auch um unser gesellschaftliches Selbstverständnis. Der Satz des ärztlichen Direktors der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Prof. Michael Seidel, bringt es auf den Punkt: „In der Anerkennung der Würde von Menschen mit Behinderungen entscheidet eine Gesellschaft auch über ihre eigene Würde.“

Ja, selbstverständlich geht es auch um Geld für durchdachte Konzepte und Maßnahmen, die endlich in die Hand genommen werden sollten.

Aber viel mehr geht es um unsere Einstellungen, um das, was unser gesellschaftliches Zusammenleben ausmacht. Diese sensuellen Baustellen zu bewältigen und alltägliche Verhaltensweisen zu ändern, ist nicht in erster Linie ein Kostenfaktor. Das passiert in den Köpfen der Menschen, das lässt sich zum Guten bewegen.

Klar und deutlich wird das, was getan werden muss, wenn man die Dinge so herunterbricht, dass jeder sie verstehen kann.

Für Menschen mit Behinderungen bedeutet Barrierearmut, dass diese trotz etwaiger Schwierigkeiten, sich zu bewegen, zu sehen, zu hören oder zu lernen die Möglichkeit bekommen, an allem teilzuhaben.

Erreicht ist das erst, wenn alle Dinge, die man benutzen kann, auch von allen benutzt werden können; wenn alle ohne Hilfe überall hin kommen können, wenn alle Infos von allen verstanden werden können.

So schlicht und eingängig erklären das die „zehn Gebote der Barrierefreiheit“, die die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) aufgestellt hat. Manchmal beeindruckt es eben, wenn Dinge auf das Wesentliche zurückgeführt werden.

Darauf hat Deutschlands Zahnärzteschaft ihr Anliegen an Politik und Gesetzgeber konzeptionell aufgebaut. Ältere, immobile und pflegebedürftige Menschen und Menschen mit Behinderungen brauchen angemessenen Zugang zu präventiven und kuratorischen zahnmedizinischen Leistungen - wie andere auch. Das ist die Gesellschaft ihnen - und sich selbst schuldig. Der Appell steht, jetzt ist der Gesetzgeber am Zug.

Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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