Der besondere Fall

Diagnose Zahnstein

Heftarchiv Zahnmedizin
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Sabrina Wegenast, David Laugharne

Im vorliegenden Patientenfall zeigte sich ein zahnärztlicher Nebenbefund, der durch eine einfache orale Inspektion in der Notaufnahme hätte geklärt werden können, anstatt dass ein großer apparativer Aufwand erfolgt wäre.

Eine 82-jährige Frau wurde nach einem häuslichen Sturz mit Gesichtsverletzungen in der naheliegenden Notaufnahme eines Krankenhauses vorstellig. Laut Akteneintrag des diensthabendes Arztes der allgemein-chirurgischen Ambulanz, ließen sich in der klinischen Untersuchung lediglich multiple Hämatome im Gesichtsbereich diagnostizieren, ein Schädel-Hirn-Trauma lag nicht vor.

Um eine Gesichtsfraktur ausschließen zu können, wurden routinemäßig Röntgenaufnahmen des Schädels angefertigt. Eine Fraktur konnte nicht festgestellt werden, allerdings fand sich eine verdächtige Verschattung im Bereich der rechten Kieferhöhle. Zur weiteren Abklärung wurde eine Computertomografie (CT) der Kieferhöhlen angeordnet. Der CT-Befund beschrieb eine exophytische, dichte Ossifikation des rechten Oberkiefers, die eine neoplastische Läsion repräsentieren sollte.

Da die Patientin über keine Symptome klagte, konnte sie noch am gleichen Tag aus der Ambulanz nach Hause entlassen werden. Eine dringende Überweisung zur Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie wurde beantragt, wo die Patientin am nächsten Tag vorstellig wurde. Dort zeigten sich bei der weiteren klinischen Untersuchung der Mundhöhle, massive Zahnsteinablagerungen des rechten Oberkiefers.

Die Anamnese der Patientin war unauffällig, Vorerkrankungen wie Diabetes lagen nicht vor. Die Patientin gab zudem nicht an, unter Schmerzen, Kau- oder Schluckbeschwerden zu leiden.

Therapie

Der Zahnstein mit assozierten parodontal geschädigten Zähnen wurde unter Lokalanästhesie entfernt. Zusätzlich wurden Mundhygieneinstruktionen gegeben und regelmäßige Zahnarztkontrollen empfohlen.

Die Nachfolgeuntersuchung nach 14 Tagen war unauffällig und die Patientin konnte entlassen werden.

Diskussion

Solche massiven Zahnsteinablagerungen wie im Fall dieser Patientin sind selten, wurden aber in der Literatur schon mehrfach beschrieben [Ortega K. et al., 2008; Minoru M. et al., 2004]. Ihr Auftreten wird meistens mit einem unkontrollierten Diabetes mellitus in Verbindung gebracht. Im Fall dieser Patientin wurde Diabetes vom Hausarzt aber ausgeschlossen. Die Hauptursache war die mangelnde Mundhygiene.

Als Fazit für die Praxis gilt zudem, dass bei Verdacht auf Gesichtsfrakturen oder bei Abklärungen von unklaren Befunden in Röntgenaufnahmen der extraoralen Untersuchung eine intraorale Untersuchung folgen sollte.

Unnötige Untersuchungen wie die Computertomografie wären in diesem Fall durch eine gründliche Untersuchung der Mundhöhle vermeidbar gewesen.

Dr Sabrina Wegenast MFDS RCS (Ed)Dental Foundation TraineeDavid Laugharne FDSRCS FRCSConsultant Oral Maxillofacial SurgeonOral Maxillofacial DepartmentRoyal Derby HospitalUttoxeter RoadDerby, DE22 1QY, Großbritanniensabrina.wegenast@gmail.com  

Literatur

Minoru M, Akinori I, Hitomi S, Yumiko O,Shun'ichiro N. A case of a giant dentalcalculus suspected to be a neoplasticlesion. Jpn J Oral Maxillofac Surg 2004;50: 442-445.

Ortega K L, Luiz A C, Martins F M.Calculus or tumour? Br Dent J 2008;205: 582. | Article | PubMed | ISI |

Der Fall ist auch vom British Dental Journal (BDJ) angenommen worden.

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