Mischfonds Co.

Für jeden die passende Mixtur

Mischfonds im weiteren Sinn scheinen die Ideallösung für Anlageprobleme zu sein. Sie versprechen gute Renditen bei begrenztem Risiko. Neben Aktien und Anleihen jonglieren die Manager mit vielen anderen Produkten, um bestimmte Strategien zu verfolgen. Nicht nur Laien verlieren da leicht die Übersicht.

Die Ratlosigkeit der Anleger steigt in ungefähr dem gleichen Maß, wie die Zinsen sinken. Auf Gold setzt zurzeit kaum jemand, der Preis fällt, weil die Inflationsgefahr im Moment nicht akut ist. Die Preise für Immobilien klettern weiter, so dass so mancher Experte bereits von einer Blase spricht. Und Aktienindizes übertreffen alle Höchstmarken der Vergangenheit. Denn die Anteilsscheine bieten derzeit attraktivere Renditen als die meisten Anlagen.

Um sein Kapital inflationssicher und renditestark anzulegen, muss ein Anleger über ein immenses Wissen und einen guten Überblick über alle möglichen Anlageformen verfügen. Kaum ein Amateur kann sich so viel Know-how in Sachen Geldanlage aneignen. Um eine breite Streuung zu erzielen, entscheiden sich immer mehr Investoren für Mischfonds. Mit dieser Anlage verteilt sich das Kapital automatisch auf verschiedene Produkte (im Fachjargon Assets genannt). Das Risiko, einen Totalverlust zu erleiden, reduziert sich auf diese Weise.

Lange Zeit galt es unter erfahrenen Anlegern als selbstverständlich, dass man sich entweder für die risikoreichere Anlage in einen Aktienfonds entschied oder für den risikoreduzierten Rentenfonds. Wer clever war, teilte sein Geld auf. Für Mischfonds interessierte sich bis zur Krise kaum jemand. Erst seit ein paar Jahren nehmen die Mittelzuflüsse zu. Mischfonds beinhalten üblicherweise Aktien und Renten sowie einen gewissen Anteil an Liquidität, sprich Geldmarktfonds.

Balance zwischen Sicherheit und Risiko

Je nach Ausrichtung gestaltet der Manager den Anteil von Renten und Aktien flexibel. Erwartet er zum Beispiel fallende Aktien- kurse, wechselt er zu Zinspapieren. Steigen die Chancen am Aktienmarkt, verlagert er den Schwerpunkt des Fonds dorthin. Flexible Mischfonds erlauben eine Aktienquote zwischen null und 100 Prozent. Christian Maria Kreuser, Vorstandsmitglied der Quirin Bank und dort für das Private Banking zuständig, erklärt: „In turbulenten Marktphasen kann das Management etwa spekulative Investments zugunsten sicherer Wertpapiere rechtzeitig umschichten – eine Option, die viele Anleger nur schwerlich in Eigenregie in der Praxis umsetzen können.“

Der Sparer weiß aber ohne gründliche Nachfrage auch nie, ob er gerade anleihen- oder aktienlastig investiert ist.

Inwieweit dieser Handlungsspielraum tatsächlich zu höheren Renditen führt, hat Ali Masarwah, Chefredakteur bei der Ratingagentur Morningstar, untersucht. Er verglich die Performance – damit ist die Wertentwicklung gemeint – von flexiblen Mischfonds mit der Entwicklung einer starren 50:50-Aktien-Renten-Benchmark (Vergleichswert) über die Jahre von 2003 bis 2012. Insgesamt lautet sein Ergebnis: „Am Ende schneiden die flexibel gemanagten Fonds nicht besser ab als die starr investierten.“

Anleger, die sich mit der Entwicklung auf den Aktien- und Anleihenmärkten beschäftigen, können sich eventuell die hohen Gebühren für gemanagte Fonds sparen und in Indexfonds investieren. Das heißt, er sucht sich ETF, die auf möglichst umfassenden Aktien- oder Anleiheindizes basieren, um sein Kapital zu verteilen. Je nach Marktlage kann er die Gewichtung verschieben hin zu Aktien und höheren Risiken oder zu Renten und mehr Sicherheit. Allerdings verlangt diese Strategie viel Fachwissen und Einsatzbereitschaft.

Anlagemanager und ihre Strategien

Wer sich seinen „Mischfonds“ nicht selbst stricken will, sollte sich mit den Strategien befassen, die die Fonds- manager jeweils verfolgen. Nur so kann der Investor erkennen, ob er die damit verbundenen Risiken tragen will. Bei den gemanagten Mischfonds bewiesen die Strategen des französischen Carmignac Patromoine ihr Können. Der Kurs des Fonds bewegte sich in der Vergangenheit stetig nach oben. Mit dem Konzept, weltweit in Aktien und Renten anzulegen und einen großen Teil in flexiblen Geldmarktfonds zu halten, war er sehr erfolgreich.

In den vergangenen Jahren haben sich Mischfonds mit einer erweiterten Anlage-palette etabliert. So legt zum Beispiel der Flossbach von Storch Multi Opportunities neben den Klassikern Renten und Aktien einen Teil des Kapitals in Gold an. Das führte in der Vergangenheit zu großen Erfolgen. Doch jetzt verlangt der fallende Goldpreis das Geschick der Manager. Von ihnen hängt ab, ob der Fonds in der Erfolgsspur bleiben wird. Das bestätigt auch Kreuser: „Mehr denn je sind bei einem Mischfonds die Qualitäten des Fondsmanagements gefragt.“

Breiter als die klassischen Mischfonds legen die Manager der Multi-Asset-Fonds das Kapital an. Auf deren Einkaufsliste stehen neben Aktien und Anleihen oft alternative Anlagen wie Immobilien, Rohstoffe, Hedgefonds, Lebensversicherungen oder Containerschiffe. Vorbild für diese Fondsvariante sind die sehr erfolgreich arbeitenden Fonds amerikanischer Universitäten wie Yale. Die Stiftung investiert einen Teil des Vermögens unter anderem in außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen und sogar in Wälder und Farmbetriebe.

Da den Fonds der direkte Kauf von physischem Gold oder Rohstoffkontrakten an der Terminbörse nicht erlaubt ist, kaufen sie zum Beispiel Aktien von Rohstoffunternehmen oder investieren über offene Immobilienfonds in Büroetagen und Einkaufscenter. Zertifikate, die die Wertentwicklung alternativer Anlagen verbriefen, ergänzen das Portfolio des Fonds. Diese Strategien weisen auch negative Nebenwirkungen auf. So folgen die Rohstoffaktien nicht unbedingt der Preisentwicklung des jeweiligen Rohstoffs, weil zusätzliche Faktoren den Kursverlauf einer Aktie beeinflussen können. Bei Zertifikaten fallen häufig zusätzliche Kosten an.

Folgekosten genau analysieren

Überhaupt sollten interessierte Anleger die Kosten, die bei einem Fonds anfallen, vor der Kaufentscheidung genau recherchieren. Multi-Asset-Fonds können nur mit der Beteiligung vieler Spezialisten erfolgreich arbeiten. Reicht bei einem Aktienfonds, der auf Schwellenländer spezialisiert ist, ein Experte für diesen Bereich, fließen bei Multi-Asset-Fonds die Kenntnisse von Börsenspezialisten, Anleiheexperten, Förstern, Agrarwissenschaftlern und vielen anderen ein. Ihr Engagement muss bezahlt werden.

Dementsprechend hoch fallen die Gebühren aus. Zusätzlich zu Ausgabeaufschlag und Managementgebühren fällt bei fast allen Multi-Asset-Fonds eine Performance-Fee an. Diese Erfolgsgebühr fällt meistens dann an, wenn der Kurs alle bisherigen Höchstkurse überschreitet (High-Watermark-Prinzip).

Aber auch eine andere Bezugsgröße kann als Basis für die Gebührenrechnung festgelegt sein. Auf jeden Fall beeinflusst die Höhe der Gebühren entscheidend die Rendite eines Fonds. Darauf weist Experte Kreuser hin: „Gerade in Zeiten des Niedrigzinsumfelds können zu hohe Fondskosten die erwirtschaftete Rendite abzüglich der aktuellen Inflationsrate auffressen.“

Vermögensverwaltende und zielführende Fonds

Eigentlich handelt es sich bei Multi-Asset-Fonds ebenfalls um Mischfonds. Das gilt auch für die sogenannten vermögensverwaltenden Fonds. Morningstar-Experte Masarwah hat dazu seine eigene Meinung: „Der Begriff vermögensverwaltende Fonds ist reines Marketing. Der Name macht keinen Sinn. Jeder Fonds verwaltet ein Vermögen.“ Dem Kunden suggeriert der Begriff, dass man seinem Kapital besondere Aufmerksamkeit schenkt. Viele Anleger nehmen diese Offerten gerne an, trauen sie sich selbst eine so breite Streuung ihres Vermögens nicht zu.

Der Bundesverband Investment und Asset Management BVI führt diese Kategorie allerdings nicht in seiner Liste. Er beschränkt sich bei der Einteilung der Fondsarten auf Mischfonds im klassischen Sinn und sogenannte zielführende Fonds, bei denen der Zeitablauf für ein Investment entscheidend ist. Marc Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, räumt ein, dass die vielen verschiedenen Anlageprodukte, zu denen auch Optionen gehören, dem Manager äußerst flexible Handlungsweisen erlauben. Manager, die diese Klaviatur beherrschen, können höhere Renditen erzielen als die vergleichbaren Indizes. Allerdings gelingt das auf Sicht von zehn Jahren nur bei 22,35 Prozent aller Investmentfonds.

Absolute Return-Fonds als Wagnis

Eine weitere Variante der ursprünglich einfach gestrickten Mischfonds sind die Absolute Return Fonds oder die Total Return Fonds. Sie verfolgen eine Anlagepolitik, wie sie früher Hedgefonds vorbehalten war. Es geht darum, unabhängig vom Marktgeschehen immer eine möglichst hohe Rendite zu erzielen und dafür ist den Managern beinahe jedes Mittel recht. Dazu gehören Derivate und andere Absicherungsinstrumente und vor allem ein gutes Timing bei deren Einsatz. Für den privaten Anleger eignen sich diese Fonds eher nicht. Sie sind kompliziert und teuer. Zudem gilt bei der Investition in Fonds wie immer die Devise: Ausschließlich in Produkte investieren, die man versteht.

Durchschaubarer präsentieren sich die Mischfonds im klassischen Sinn. Denn so Finanztest: „Gute Mischfonds bringen Renditen wie Aktienfonds und haben dabei weniger Risiken.“

Welche Risiken der Anleger bei der Fondswahl eingeht, sagt ihm die Messlatte, an der der Fonds sich ausrichtet. So gilt zum Beispiel für den Carmignac Patrimoine eine 50-zu-50-Mischung aus einem Weltaktien- und einem globalen Rentenindex. Andere Mischfonds setzen sich eine Zielmarke bei der Rendite. Nimmt sich das Management vor, eine Rendite von fünf Prozent zu erreichen, muss es deutlich höhere Risiken eingehen.

Deutlich zahmer gibt sich beispielsweise der UniBalancePlus. Er ist fast nur in sichere Renten- und Zinspapiere investiert. Bereits seit 1950 existiert der Fondra von Allianz Global Investors. Sein Portfolio ist zu je 50 Prozent deutschen Rentenpapieren und 50 Prozent Aktien aus dem Dax 30 bestückt. Wie sich die Fonds im Einzelnen zusammensetzen, steht auf den sogenannten Fact Sheets, den monatlichen Berichten der Anbieter im Internet. Wer größere Summen in Mischfonds anlegen will, sollte sein Kapital auf Fonds mit unterschiedlichen Strategien verteilen.

Marlene EndruweitFachjournalistin für Wirtschaftm.endruweit@netcologne.de

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