Sommer-Akademie 2013

Blick über den Tellerrand

Jedes Jahr im Sommer kommen in Ludwigsburg bei Stuttgart Zahnmediziner, Mitarbeiter und Gäste zusammen, um sich auf der Sommer-Akademie des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums (ZFZ) Stuttgart auszutauschen. Zum 20. Jubiläum sollte es einige Überraschungen geben.

„Wir werden heute Reden hören, wie man sie noch nie auf einem Zahnärztekongress gehört hat“, versprach Prof. Dr. Einwag, Direktor des ZFZ, zur Eröffnung der 20. Sommer-Akademie in Stuttgart. Dar Claim „Wenn’s drauf ankommt … fit sein, führen, Künstler sein und Arzt sein“ repräsentiert die vier Leitthemen, über die in diesem Jahr gesprochen und nachgedacht wurde. Zum Jubiläum wollte man was ganz Besonderes bieten. Einwag: „Nichts Steriles, nichts Steifes – ein großes Fest.“ Zu einem solchen gehören bekanntlich nicht nur Reden, sondern auch Musik. Daher wurde der Kongress unter Anleitung von Gotthilf Fischer mit dem Lied „Das Wandern ist des Müllers Lust“ eröffnet.

Fit zum Führen

Der zehnfache Weltmeister im Freischwimmen Thomas Lurz eröffnete den Kongress. In seinem Vortrag forderte er dazu auf, „Grenzen zu sprengen“. Er beschrieb, wie viel Überwindung es ihn manchmal kostet, seinen straffen Trainingsplan einzuhalten. Doch das wichtigste sei, auch bei Niederlagen nicht aufzugeben. Lurz Überzeugung: „Mit Ehrgeiz, Disziplin und ein wenig Glück der Tüchtigen kann jeder seine Ziele erreichen.“

Über seinen Erfolg im Sport und Erfolg im Allgemeinen hat Lurz ein Buch geschrieben. Co-Autorin war Prof. Dr. Yasmin Fargel. Die Betriebswirtin lehrt an der Universität Nürnberg und arbeitet als Personalmanagerin für einen großen deutschen Autobauer. Fargel erklärt, dass die „Anatomie“ herausragender Leistungen prinzipiell immer die gleiche sei. Auch am Anfang ihrer rasanten Karriere standen Träume als Anreiz: „Es ist ungemein wichtig, auch an die eigene Kraft zu glauben und seine Stärken kennenzulernen.“

Auch Reinhold Werthmann kennt sich mit Personalmanagement aus. Er ist verantwortlich für die Führung und die strategische Weiterentwicklung des weltweiten Personalwesens eines großen deutschen Modeunternehmens. Seine These zur Entwicklung des Personalmanagements: „In Zukunft werden sich die Mitarbeiter nicht mehr bei den Arbeitgebern bewerben, sondern es wird umgekehrt laufen.“ Daher sei es besonders wichtig, die Motive, Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeiter zu kennen, nur so könne man sie „begeistern und binden“.

Der Diplom-Psychologe Martin Simmel schloss die Vortragsreihe am Freitag mit einem Einblick in die Psychoanalyse ab. Um erfolgreich zusammenzuarbeiten, sei es wichtig zu akzeptieren, dass Menschen unterschiedlich sind. Stark vereinfacht könne man alle Menschen in zwei Grundtypen einteilen: Katzen und Hunde, wobei erstere für Sachlichkeit stünden und die Hunde für Emotionalität. Simmel empfiehlt daher, sich dessen bewusst zu sein und Empathie zu zeigen: „Wer sein Gegenüber in seiner Emotionswelt ‚abholt‘, leistet einen großen Beitrag für eine erfolgreiche Beziehung.“

Arzt und Geschäftsmann

Prof. Dr. Jürgen Manhart startete die Vortragsreihe am Samstagmorgen mit dem Geständnis, er sei „immer auf der Jagd nach neuen Fällen“. Gemeint waren Patienten mit einmaligen zahnästhetischen Herausforderungen und Wünschen. Er betonte, dass bei der Beratung für ästhetische Eingriffe Kommunikation und Aufklärung sehr wichtig sei. Manhardt wörtlich: „Es kommt auf Details an, selbst die Form der Lippen kann eine Rolle spielen.“

Über das perfekte Provisorium sprach anschließend der Zahnarzt Horst Dietrich. Er verriet, dass er seine Provisorien selbst herstellt, um ein Nachstellen zu vermeiden, denn „wenn der Zahnarzt nachbessern muss, ruiniert das den Gewinn“. In Sachen Praxismarketing hat Dietrich seine ganz eigene Überzeugung: „Erfolgreiches Marketing funktioniert nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda.“

Prof. Dr. Christopf Dörfer spannte mit seinem Vortrag über die Zusammenhänge zwischen oralen Entzündungen und körperlichen Erkrankungen den Bogen zwischen Zahn- und Allgemeinmedizin. Er forderte bei der medizinischen Versorgung biologischer Systeme keine Erfolgssicherheit zu erwarten und appellierte an das Publikum, die Grenzen des eigenen Könnens zu kennen und Vorbehalte zu überwinden: „Sprechen Sie mit anderen Ärzten und fällen Sie Entscheidungen gemeinsam!“ In diese Kerbe schlug auch Giovanni Maio, der Mediziner und Philosoph forderte zum „interdisziplinären Dialog“ auf. Medizin müsse sich der industriellen Produktions-prozesse widersetzen und sich auf seine kreativen Wurzeln besinnen. Maio: „Medizin ist Kunst, es geht um Menschen und nicht um Algorithmen.“

Grillen und Netzwerken

Neben den Vorträgen hat sich in den vergangenen Jahren das Barbecue am Freitagabend zu einem festen Bestandteil der Sommer-Akademie entwickelt. Einwag begrüßt das: „Natürlich soll hier auch ein Rahmen für Inspiration und Austausch geboten werden und ich glaube, den haben wir vor allem mit der Abendveranstaltung sehr angemessen geschaffen.“ Am späten Freitagabend wurden die Auszubildenden mit den besten Abschlüssen sowie langjährige Jubilare geehrt. Neu war, dass in diesem Jahr auch ein physischer Preis, der Deutsche Preis für Dentalhygiene 2013, überreicht wurde. Der Pokal aus Glas und Metall ging an Angelika Kohle-Schatz für ihre langjährige, erfolgreiche Tätigkeit als Ausbilderin und Referentin. Als programmatischen Abschluss präsentierte der Kabarettist Jörg Hammerschmidt ein beeindruckendes Portfolio an Imitationen von Prominenten aus Politik, Unterhaltung und Musik.

Bei den Besuchern traf das bunte Jubiläumsprogramm auf große Zustimmung. Sybill Taulien hat ihre Praxis im benachbarten Fellbach und kommt seit Jahren zur Sommer-Akademie. „Als regelmäßige Besucherin war ich schon gespannt und es hat mich wirklich mitgerissen.“ Ihre Mitarbeiterin Yilmaz Gülay freute sich vor allem über die Honorierung der Mitarbeiter. „Das ist großartig. Als Angestellte habe ich gehofft, es hört nie auf!“ Auch Organisator Einwag zeigte sich am Ende sehr zufrieden: „Das Jubiläum sollte einen Blick über den Tellerrand der Zahnmedizin bieten. Zahnmediziner sind nicht isoliert, sie sind Teil der Gesellschaft und für mehr als nur fürs Bohren und Schleifen zuständig. Es geht darum auf die eigene und die Gesundheit der anderen zu achten.“

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