Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

die Versuchung von Händlern und Geschäftemachern, auch im sogenannten „1. Gesundheits-Markt“ den schnellen Euro abzugreifen, ist wohl nach wie vor allzu verlockend. Zumindest stellt man – nach gewissen Schamfristen vorangegangener Aktionen – leider immer wieder fest: Sie können es einfach nicht lassen!

Jüngstes Beispiel: der Gemischtwaren- händler Tchibo. Da wird gecheckt, werden Geschäfte sondiert, da wird das rechtlich Mögliche geprüft, und dann waltet – gesellschaftspolitisch abgesegneter – „Wettbewerb“. Eine ehemals reine Kaffee-Kette als Makler für Zahnersatz. Hätten Sie’s gewusst?

Vor allem: Ist das wirklich im Interesse des Patienten? Nicht die Bohne! Das haben die vielen Stellungnahmen zu dieser Verkaufsaktion gezeigt. Diesmal gingen Verbraucher- wie Patientenschützer – hier: Zahnärzte – argumentativ und offensiv „Hand in Hand“ direkt auf Contra.

Es war nicht das erste, leider auch nicht das letzte Mal, dass die vielen Möglichkeiten von Händlern, Feilschern und Internet-Marktschreiern die Situation der Patienten ausnutzen und sich durch findiges Makeln in die Vertrauensbeziehung zwischen Patient und Arzt drängen. Immer getreu der Mottos anderer fach- und branchenfremder Protagonisten, darunter „Geiz ist geil“ genauso wie „Der Patient ist Kunde“. Der wird – nach dem Griff ins Portemonnaie – gefühlt zum scheinbar cleveren König. Wenn „Tchibos Krönung“ Profit verspricht, warum dann nicht einmischen, die Rechtslage gibt es her.

Trotzdem ist diesmal nicht alles wie gehabt: Was bei der inzwischen wohl x-sten Versuchsvariante des Zahnersatz-Zwischenhandels auffällt, ist die zunehmend differenzierte Berichterstattung zum Thema. Ganz klar: Wer die Argumentation der Zahnärzte immer wieder gehört hat, kommt mit dem Klischee des über den Stuhl ziehenden Zahnarztes nicht mehr weit.

Viele Journalisten haben inzwischen die aus Patientenschutz wichtigen Argumente inhaliert, berichten die Bedenken des Faches in der Regel gleich mit. Es wird „auf der anderen Seite gegenrecherchiert“. Will auch Bild dann das komplette Bild? Zumindest mehren sich die Anzeichen, dass die kontinuierlich sachliche Öffentlichkeitsarbeit eines Berufsstands sich doch lohnt. Wie viele von den 24-Euro-Kärtchen Tchibo in den kommenden Wochen tatsächlich absetzen wird, hängt natürlich auch davon ab, wie viele „König-Kunden“ das Für und Wider des vermeintlichen Schnäppchens auch mitgedacht haben. Aber ganz egal ob „hop, top oder flop“: Der Berufsstand darf nicht müde werden, immer wieder zu warnen. Zahnersatz ist alles andere als schnelle Ware. Zahnmedizin lässt sich nicht „basar-like“ verhökern. Wer „Rahm-Geld“ abschöpfen will, muss das woanders tun.

Freundlicher Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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