Hilfe bei der Azubisuche

Etappenziel Ausbildung

Guten ZFA-Nachwuchs zu finden, bereitet Praxen oft Probleme, denn qualifizierte Bewerber/innen sind Mangelware. Die Landeszahnärztekammern unterstützen ihre Mitglieder bei der Suche nach der oder dem richtigen Azubi – und gehen dabei auch neue Wege.

Zum 30. September 2012 wurden nach Angaben der Bundeszahnärztekammer deutschlandweit insgesamt 12 330 Ausbildungsverträge für Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) neu abgeschlossen. In vielen Fällen war der Prozess vom Sichten der Bewerbungsmappe bis hin zur Einstellung sicherlich nicht einfach. Liane Wittke, Leiterin des Ressorts Ausbildung bei der Zahnärztekammer (ZÄK) Nordrhein, weiß, wo die Schwierigkeiten für die Praxen liegen. „Viele Jugendliche bringen nach Aussage der Zahnärztinnen und Zahnärzte nicht die nötige Ausbildungsreife mit“, erklärt sie. „Häufig fehlen ihnen die richtigen Umgangsformen, ihr Auftreten entspricht nicht dem, was man sich für die Praxis vorstellt. Hinzu kommen schlechte Noten.“

Abgesehen vom schlechteren Bildungsniveau beobachtet Dr. Susanne Hefer, im ZFA-Referat der ZÄK Berlin zuständig für die Ausbildungsberatung, dass die Zahl der Bewerbungen zurückgegangen ist. Das führt sie zum Teil darauf zurück, dass Schulabgänger eine größere Auswahl haben als früher. „Die Azubi-Akquise beginnt heute schon in den Schulen. Da sind auch große Unternehmen vor Ort und werben um die Jugendlichen, vor allem um diejenigen mit guten Zensuren“, sagt Hefer.

Über alle Kanäle werben

Um im Wettbewerb um Auszubildende mithalten zu können, werben die Kammern über verschiedene Kanäle für den Beruf der ZFA. Ein bewährtes Mittel sind Informationsstände auf Ausbildungsmessen. Über diesen Weg versucht auch die Landeszahnärztekammer Brandenburg Interesse an der ZFA-Ausbildung zu wecken. „Wir sind seit Jahren auf den drei größten Bildungsmessen im Land präsent“, berichtet Pressereferentin Jana Zadow-Dorr. Die Jugendlichen können am Stand der Kammer einen Eignungstest machen oder sich einen Film über die Ausbildung und den Beruf ansehen. Beides können sie auch mit nach Hause nehmen. Zusätzlich stehen ihnen Zahnärzte, Praxismitarbeiter und Auszubildende für Gespräche zur Verfügung. Zum Standard bei der Suche nach Azubis haben sich mittlerweile Online-Stellenbörsen entwickelt, die von den meisten Zahnärztekammern betrieben werden. Bettina Schmalmack, Ausbildungsberaterin bei der ZÄK Hamburg, rät Zahnärzten, sich von der Zeitungsannonce zu verabschieden:

„Anzeigen in Printmedien bringen nicht mehr dieselbe Resonanz wie früher und sind in Zeiten des Internets auch nicht das richtige Medium, um junge Menschen anzusprechen.“ Praxen, die Azubis für sich gewinnen wollen, gibt Schmalmack einen weiteren Tipp: „Ein Hinweis auf der Praxishomepage oder ein Aushang im Wartezimmer kann sehr effektiv sein.“ Viele Kammern bieten ihren Mitgliedern Poster und Sticker an, mit denen sie darauf aufmerksam machen können, dass in ihrer Praxis ausgebildet wird.

Früh mit der Akquise beginnen, lautet der Rat von Susanne Hefer. Sie empfiehlt Zahnärzten, mit den Schulen in ihrem Umkreis Kontakt aufzunehmen und eine Schulpatenschaft zu übernehmen. „Dazu kann gehören, dass man für Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse Praktikumsplätze anbietet oder eine Klasse in die Praxis einlädt, damit sie sich die Räume anschauen und vielleicht die eine oder andere einfache Tätigkeit, die in einer Praxis zum Alltag gehört, ausprobieren kann. Das könnte zum Beispiel das Nehmen einer Abformung sein“, fügt die Berliner Ausbildungsberaterin hinzu.

Leute zusammenbringen

Um Azubis für freie Lehrstellen zu finden, nimmt die ZÄK Nordrhein seit dem vergangenen Frühjahr am Projekt „Starthelfer Ausbildungsmanagement“ teil, das mit Mitteln der EU und des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird. Ein Schwerpunkt sei, Jugendliche mit Migrationshintergrund zu gewinnen, erklärt Ressortleiterin Wittke. Im Rahmen dieser landesweiten Gemeinschaftsaktion der Handwerkskammern und der Industrie- und Handelskammer in NRW wird unter anderem ein Beratungs- und Vermittlungsservice per Telefonhotline angeboten. Interessierte Betriebe – angesprochen sind auch die Zahnärzte – können sich von „praxiserfahrenen Starthelfern“ informieren lassen, wie man Auszubildende gewinnt. Über die Hotline werden zudem Bewerber vermittelt. Auch Bewerber können den Service nutzen. Das Projekt wird in der ZÄK Nordrhein von einer ausgebildeten ZFA betreut. Neben der telefonischen Beratung informiert sie auf Messen und in Schulen über den Beruf und bringt interessierte Jugendliche mit Praxen, die einen Ausbildungsplatz zu vergeben haben, in Verbindung. Bisher haben laut Wittke rund 40 Zahnärzte den Service genutzt. Einige Kammern unterstützen ihre Mitglieder mit der „passgenauen Vermittlung von Ausbildungsplätzen“, unter anderem die ZÄK Hamburg. Betreut wird das Projekt von der ZFA Wiebke Reher. Sie stellt den Beruf in Schulen und auf Berufsmessen vor und sucht nach zahnärztlichen Praxen, die Praktika oder Schnuppertage für Schüler anbieten wollen.

Passt wie Topf auf Deckel

Im Zentrum steht aber die Vermittlung von Bewerbern an die Praxen. Passgenau wird sie dadurch, dass Reher die potenziellen Azubis persönlich trifft und mit ihnen über ihre Vorstellungen spricht. „In den Gesprächen lasse ich die Jugendlichen erst einmal erzählen, worum es ihrer Meinung nach in dem Job geht. Dann zeigt sich schnell, ob sie sich überhaupt mit dem Beruf auseinandergesetzt haben oder ob er vielleicht nur eine Notlösung für sie ist. Ich kriege außerdem mit, ob ihre Vorstellungen mit der Realität übereinstimmen und kann sie, wenn nötig, korrigieren“, erklärt Reher. Stellt sich heraus, dass ein Interessent wirklich Lust auf die Ausbildung hat, wird er oder sie vermittelt. Die Anzahl der Anfragen von Schülern und Praxen schwankt. Manchmal melden sich laut Reher zehn Interessenten pro Woche, manchmal vier. Im zweiten Halbjahr 2012 hätten 95 Betriebe angefragt, abgeschlossen worden seien 45 Ausbildungsverträge.

Note ist nicht alles

Aus ihren Gesprächen mit den Jugendlichen hat Reher eines gelernt: Schulnoten sagen nicht alles über einen Bewerber. Ihr Appell an die Praxen lautet daher, genau hinzuschauen und unter Umständen auch Kandidaten eine Chance zu geben, die man auf den ersten Blick aussortieren würde. Dazu führt sie folgendes Beispiel an: „Zwei Drittel der Jugendlichen, die sich bei mir melden, haben einen Migrationshintergrund. Einige von ihnen sind erst wenige Jahre in Deutschland und haben es in dieser kurzen Zeit geschafft, unsere Sprache zu lernen und einen Schulabschluss zu bekommen. Das sollte mit einem Ausbildungsplatz belohnt werden, finde ich.“ Auch Wittke hat die Erfahrung gemacht, dass der erste Eindruck nicht immer der beste sein muss. „Schulische Noten geben oft, aber nicht immer Aufschluss über die Ausbildungsfähigkeit eines Bewerbers. Deshalb muss man die Probezeit nutzen, um herauszufinden, ob man zusammenpasst. Viele junge Menschen lassen die Null-Bock-Phase nach der Schule hinter sich und werden motivierte und engagierte Azubis und Berufsschüler.“

Susanne TheisenFreie Journalistin in Berlininfo@susanne-theisen.de

Info

Die Jungs nicht vergessen

Der ZFA-Beruf ist weiblich dominiert. Das muss nicht sein, dachte sich die Zahnärztekammer Berlin und nahm im April 2013 am „Boy’s Day“ teil. Im Berufsinformationszentrum Neukölln sprach sie mit Schülern der fünften bis zehnten Klasse über eine Ausbildung zum ZFA. „Wir haben den Arbeitsalltag beschrieben und sind dabei auch auf die technischen Aspekte eingegangen, die den Jungen häufig gar nicht bekannt sind, die sie aber spannend finden“, berichtet Dr. Susanne Hefer. Auch die zahlreichen weiterführenden Qualifikationen seien Thema gewesen. Vor allem bei den jüngeren Schülern hat das laut Hefer Interesse geweckt. In den kommenden Jahren will die Kammer Berlin regelmäßig beim Boy’s Day mitmachen.

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