Editorial

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

wie Feuerwerk krachte der Ruf nach Bestrafung gemutmaßter ärztlicher Korruption pünktlich zum Jahreswechsel in die öffent- liche Diskussion. Der Bundesgerichtshof hatte bereits im vergangenen Sommer klargestellt, dass bürgerliches Strafrecht in diesem Bereich nicht greift. Die Lunte war gezündet. Trotzdem machte die verantwortliche Gesundheitspolitik keine Anstalten, das, was da glimmte, beherzt auszutreten.

Jetzt erwartet man von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr die Problemlösung. Dass selbst Bahrs liberale Mitstreiterin Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger sich entsprechende Änderungen des Strafrechts vorstellen kann, macht es dem Gesundheitsminister nicht leichter. Stand ist: Die ärztliche Selbstverwaltung agiert und ist in der Lage, die bestehenden Probleme selbst anzugehen, reklamiert allenfalls erweiterte Handlungsmöglichkeit. Das geht im undifferenzierten Getöse verallgemeinerter und pauschaliert angenommener ärztlicher Verfehlungen unter. Bahr hat trotzdem angedeutet, dass er für diesen Weg eine Lösung anbieten will.

So weit, so gut, aber: Die im Gesundheitswesen dringlichen Themen lassen sich nicht durch archaisches Gekrache vertreiben wie ein altes Jahr. Was zählt, ist Nachhaltigkeit in anderen Problemlagen. Dass in der zahnmedizinischen Versorgung von Pflegebedürftigen Ende letzten Jahres zwischen Krankenkassen und Zahnärzten Erfolge erzielt wurden, gehört wie das Ankämpfen gegen ärztliche Versorgungsmängel auf dem Land zu den eher leise abgehandelten Themen unserer Zeit. Im Gegensatz zum großen Krisengetöse geht es hier um konkrete Ergebnisse. Man arbeitet an Lösungen für erkannte, nicht erahnte Probleme.

Letztlich kann es in einem Wahlkampfjahr nicht schaden, sich zu vergegenwärtigen, was den Alltag im Gesundheitswesen, beispielsweise im Verhältnis zwischen Zahn-/-Ärzten und ihren Patienten, im Lauf der Jahre verändert hat. Der mündige, eigenverantwortliche Patient hat längst zu neuen Herausforderungen für jede moderne Praxis geführt. Compliance ist kein Fremdwort, Patient und Arzt wollen auf Augenhöhe miteinander umgehen. Wäre es nicht Aufgabe des Gesetzgebers, endlich ernsthaft zu prüfen, ob die inzwischen gesetzten gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür noch passen? Letztlich macht es wenig Sinn, über Symptome zu schimpfen. Es gilt, Ursachen zu erkennen und dann Abhilfe zu schaffen. Sich ständig durch gegenseitige Schuldabwälzung aus der Verantwortung zu stehlen, führt nicht weiter. Viel erreicht wäre, wenn jeder sich wieder um seine ureigenen Aufgaben kümmern könnte: die Politik um vernünftige Rahmenbedingungen, die Krankenkassen um die Zahlung der Leistungen – alles andere ist zwischen Ärzten und Patienten gut aufgehoben.

Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.