Ferienimmobilien

Sachwert zum Wohlfühlen

sg
Dauerhaft niedrige Zinsen treiben die Anleger in die Sachwerte. Die Chance, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, bietet die Investition in eine Ferienimmobilie. Gefragter denn je ist die Sommerfrische in deutschen Landen. Stabile Mieteinnahmen, die Nähe zum Wohnort und eine verlässliche Wertsteigerung sorgen für eine steigende Nachfrage nach den Anlagen mit Wohlfühlcharakter.

Ein Ferienhaus auf der Halbinsel Fischland Darß, gelegen zwischen Ostseestrand und Bodden, davon träumen viele Urlauber, die die schönsten Wochen des Jahres auf der Halbinsel verbringen durften. Ähnlich waren wohl auch die Beweggründe, die Max und Emma Bock 1930 zum Bau ihres Ferienhauses in Prerow veranlasst haben. „Haus Elisabeth“ erfreute sich großer Beliebtheit bei den Sommerfrischlern. Das lassen die Auszüge aus den alten Gästebüchern vermuten, die die Nachkommen im Internet veröffentlicht haben. Zu DDR-Zeiten steht das Haus unter Verwaltung des Gemeindeamtes Prerow. Statt der Feriengäste quartiert sich das Amt für Wohnungszuweisung ein. Zum Glück für die Nachkommen verzichten die damaligen Verwalter auf eine Enteignung. Nach dem Fall der Mauer 1989 beschließen die Erben, den Ferienbetrieb wieder aufzunehmen. Sie unterziehen das Haus einer aufwendigen Renovierung. Seit 1994 nimmt es als „Katharinas Ferienhaus“ wieder Gäste auf, die sowohl den Trubel am breiten Strand als auch die Stille am Bodden zu genießen wissen.

Beispiele wie diese gibt es gerade in Mecklenburg-Vorpommern zuhauf. Aber auch anderswo dürfen sich die Erben von Ferienimmobilien, die in beliebten Ferienzielen liegen, darüber freuen, dass ihre Vorfahren so viel Weitsicht besaßen und sich für einen attraktiven Standort entschieden haben. So zum Beispiel bauten sich die Hamburger Familien Kloth und Peters in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts ein Ferienhaus im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen. Als Pension sicherte es der unverheirateten Tochter Käthe Kloth eine finanzielle Existenz. 1967 erwarb Anneliese Groes „Haus Hamburg“. Heute führt die Tochter das komplett renovierte „Chalet Haus Hamburg“ als Gästehaus mit mehreren Ferienwohnungen. Sie dürften ohne Probleme eine ordentliche Rendite erzielen. Denn die Deutschen entscheiden sich immer häufiger für einen Urlaub in der Heimat.

Im Ranking liegt die Ostsee vorm Allgäu

Das zeigt eine aktuelle Studie, die der Internet-Ferienhaus-Vermittler FeWo-direkt veröffentlicht hat. In der 8. Deutschen Ferienhausurlaubs-Analyse zeigt sich, dass Deutschland das beliebteste Ziel in 2012 war. 33,5 Prozent der Ferienhausurlauber buchten ein Haus in Deutschland. Die meisten von ihnen entschieden sich für die Ost- (36,3 Prozent) und die Nordsee (25,6 Prozent). Dahinter rangieren mit 4,2 Prozent das Allgäu und mit 3,5 Prozent die Mecklenburgische Seenplatte. Im Kommen sind mit einem Zuwachs von 37 Prozent im vergangenen Jahr der Schwarzwald, das Sauerland, das Mosel/Saar-Gebiet sowie der Harz.

Vor allem die sogenannten Best Ager – Menschen über 50 Jahre – entscheiden sich beim Ferienaufenthalt immer häufiger für eine komfortable Ferienwohnung oder noch lieber für ein Ferienhaus statt für ein hochpreisiges Hotel. Sie zieht es auch in Gegenden ohne Strand und Wasser. Auch ständiger Sonnenschein und Temperaturen von mehr als 25 Grad benötigen sie nicht unbedingt, um sich zu erholen. Sie legen mehr Wert auf eine Landschaft, die sie sich erwandern, oder auf kulturelle Attraktionen.

Die Beweggründe, ein Ferienhaus in Deutschland zu kaufen, liegen auf der Hand: Kurze Anfahrtswege erlauben nicht nur, den Jahresurlaub in den eigenen vier Wänden zu verbringen, sondern auch eventuell mal für ein Wochenende dort auszuspannen. In Zeiten der andauernden Krisen halten viele Investoren eine Anlage in Deutschland für sicherer als anderswo.

Interessante Objekte sind bereits knapp

Die steigende Nachfrage potenzieller Mieter und die Suche nach sinnvollen und renditebringenden Anlagen bescheren den Immobilienmaklern volle Auftragsbücher. Das gilt vor allem für die begehrten Orte an der Ostsee. Dazu gehören die schon zu DDR-Zeiten hoch frequentierten Orte wie Ahrenshoop auf dem Darß, Binz auf Rügen oder Kühlungsborn an der Ostsee.

Ole Moll, Geschäftsführer der Filiale des Edelmaklers Dahlers Company in Rostock, weiß, wovon er redet: „Es ist schwierig, noch interessante Objekte zu finden. Die Preise haben in den letzten Jahren enorm angezogen.“ So kostet eine Villa in der ersten Reihe am Ufer in Binz schnell mal 6 300 bis 7  000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Ähnliche Preise verlangt man in Warnemünde. Für diese Explosionen sorgt vor allem die Nachfrage aus dem Berliner Raum. Denn von der Spree an die See lohnt sich die Reise auch für ein Wochenende.

Inzwischen sind auch die Grundstücke für Neubauten rar geworden. „Deshalb baut man jetzt in die Höhe“, erklärt Moll und nennt ein Beispiel in Zingst, wo eine Penthauswohnung für 7 000 Euro je Quadrat-meter zu haben ist. Günstiger wird es auf dem Darß in Orten wie Wieck oder Born. Etwas weiter vom breiten Sandstrand entfernt und näher am ruhigen Bodden gelegen, sind dort hochwertige Häuser für 3 500 Euro pro Quadratmeter zu haben. Moll rät von übereilten Käufen in überteuerten Lagern ab: „Wenn die Zinsen für Baudarlehen wieder anziehen, sinken die Preise für die Ferienhäuser.“

Sylt-Immobilien als Prototyp

Ebenso warnt Jens Hillringhaus, Projektleiter von BHW-Immobilien in Kühlungsborn: „Die Leute kaufen blind. Sie möchten ihr Geld in Immobilien anlegen, weil sie Angst um ihre Spareinlagen haben.“ Aber Angst ist seiner Meinung nach ein schlechter Ratgeber. Auch er rät zu Objekten in weniger bekannten Orten. Wie zum Beispiel in Barth (Nähe Stralsund) oder in Rerik (Nähe Kühlungsborn) oder in Hagen, mitten im Naturpark Jasmund auf Rügen. Liegt der Ort nicht direkt am Wasser, sind die Chancen auf steigende Preise natürlich geringer.

Was eine absolut exklusive und begehrte Lage ausmacht, zeigt die Entwicklung auf Sylt. Wie so oft waren es die Künstler, die die einmalige Lage und Schönheit von Sylt in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts entdeckten. Emil Nolde, Hermann Hesse, Marlene Dietrich und Stefan Zweig gehörten zu den ersten, die sich in den Dünen tummelten. Thomas Mann verewigte sich 1928 im Gästebuch der Künstlerpension „Kliffende“ in Kampen: „An diesem erschütternden Meere habe ich tief gelebt.“

Danach sehnten sich einige Jahre später auch die Mitglieder des Jetsets. Ende der Sechziger zog es Gunther Sachs mit Brigitte Bardot im Schlepptau in das kleine Bauerndorf. Schnell mauserte sich Kampen zum absoluten Prominententreff. Die Hausbesitzer vermieteten ihre Wohnungen und zogen selbst in den Stall. Inzwischen sind die Einheimischen beinahe ganz verschwunden, weil sie sich die Preise in ihrer Heimat nicht mehr leisten können.

Zwei Drittel aller Häuser in Kampen sind Ferienvillen, die Preise dafür die höchsten in Deutschland. Der Quadratmeter Wohnfläche kostet etwa 35 000 Euro im Schnitt. Tendenz steigend. Makler Moll: „Auf Sylt wird es keinen Einbruch geben.“ Denn die Promis kommen immer noch. Heute sind es Sabine Christiansen, Wolfgang Schäuble oder Jürgen Klopp. Aber statt des Trubels suchen sie eher die Ruhe der Insel. Sylt- Fans, deren Konten nicht so gut gefüllt sind, können in Westerland neue Wohnungen für „nur“ 5 000 bis 13 000 Euro pro Quadratmeter erstehen.

Steile Berge und hohe Preise

In den Süden Republik zieht es gut vier Prozent der Ferienhausurlauber. Zwar gibt es hier keinen Meeresstrand, dafür aber klare Seen und hohe Berge. Die Preise lassen ebenfalls auf eine starke Nachfrage schließen. So bietet Engel Völker in Murnau bei Garmisch-Partenkirchen eine 100 Quadratmeter große Wohnung mit Terrasse und Blick auf die Alpenkette für 315 000 Euro an. In Berchtesgaden kostet eine Zwei-Zimmer-Wohnung (80 Quadratmeter) in einem Jugendstil-Schloss 249 000 Euro. Beliebter noch als Oberbayern ist das Allgäu. In Sonthofen liegt der Preis für den Quadratmeter in einer Luxusvilla bei 5 000 Euro.

Um die Finanzierung des Liebhaber-Objekts zu gewährleisten, setzen viele Käufer auf die Vermietung. Wie die Chancen stehen, sollte man vor dem Kauf erkunden. Die Nachfrage hängt unter anderem von der Lage und der Ausstattung ab. Auf Sylt in Kampen müssen Mieter je nach Lage und Saison auch schon mal 900 Euro pro Tag berappen. Eine Wohnung in „Katharinas Ferienhaus“ in Prerow auf Fischland-Darß ist für maximal 90 Euro pro Tag zu haben. Wie hoch die Mietrendite ausfällt, hängt stark vom Standort und der Ausstattung ab. Im Durchschnitt nahmen die Immobilienbesitzer jährlich 14 000 Euro Miete pro Objekt ein. Allerdings erzielten 54 Prozent der Vermieter Einnahmen von weniger als 10 000 Euro pro Jahr.

Die meisten vermieten ihre Immobilie für 23 Wochen im Jahr. Nur sieben Wochen wohnen die Besitzer im Schnitt selbst darin. Soll sich die Investition lohnen, rät Kai Enders, Vorstandsmitglied der Engel Völker AG: „Wenn eine Ferienimmobilie als reine Kapitalanlage funktionieren soll, müssen alle Aspekte stimmen: eine Premium- lage, ein hochwertiges Objekt und eine gute Ausstattung.“

Die Erfüllung eines Lebenstraums

Von der eigenen Urlaubsstimmung, der reizvollen Umgebung und dem Druck durch andere Interessenten sollte man sich beim Erwerb einer Immobilie auf keinen Fall beeinflussen lassen. Wichtig ist es, Markt und Investment vor der Kaufentscheidung genau zu studieren. Enders empfiehlt, im Zweifel beim Erwerb – sofern möglich – lieber etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und sich für das strandnahe Grundstück zu entscheiden. Doch für die meisten spielen Renditeüberlegungen eine untergeordnete Rolle, weiß Enders: „Häufig erfüllen sich Käufer mit dem Erwerb einer Ferienimmobilie einen Lebenstraum. Sie möchten sich dort, wo sie gern ihren Urlaub verbringen, in den eigenen vier Wänden heimisch fühlen und gegebenenfalls sogar ihren Lebensabend verbringen. Für diese Menschen steht die immaterielle Rendite im Vordergrund.“ Ähnlich dachte damals auch Familie Bock, als sie beschloss, ein Ferienhaus in Prerow zu bauen. Die Erben, das ist sicher, danken es ihnen.

Marlene EndruweitFachjournalistin für Wirtschaftm.endruweit@netcologne .de

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