Immobilien

Augen auf beim Häuserkauf

Magere Zinssätze verbunden mit dem Wunsch nach der Stabilität solider Sachwerte: Diese Verbindung bietet auch weniger seriösen Vermittlern die Grundlage, bei den als bevorzugte Zielgruppe geltenden Zahnärzten zum Erfolg zu kommen, und dabei vor allem in die eigene Tasche zu wirtschaften.

Rudolf E., ein Zahnarzt aus Norddeutschland, war jedenfalls überzeugt davon, das für ihn genau Richtige getan zu haben: Die Eigentumswohnung an der portugiesischen Atlantikküste, noch dazu in „erstklassiger Lage“, für „nur“ 130 000 Euro erschien ihm als zukünftiger Altersruhesitz durchaus angemessen. Eine „komplikationslose“ und vor allem „unbürokratische“ Abwicklung versprach der Vermittler, der „aus Sicherheitsgründen“ vorab lediglich um eine Anzahlung von 9 000 Euro auf ein Konto bei einer Bank mit Sitz auf den britischen Kanalinseln bat. Als Sicherheit erhielt E. ein paar Tage später, wie vom Vermittler zugesagt, ein aufwendig gestaltetes Formular, in dem eine im unbekannte Bank nicht nur für die „vertragsgerechte Verwendung“ der 9 000 Euro, sondern auch für die „ordnungsgemäße Gesamtabwicklung“ des Kaufvertrags garantierte. Kaum zu glauben, aber wahr: E. war mit dieser „Bürgschaftserklärung“ zunächst zufrieden.

Keine Kontoverbindung

Nach seinerseits unmittelbarer Überweisung des Betrags und einer Wartezeit von etwa vier Wochen wurde E. jedoch misstrauisch und erkundigte sich bei der Empfängerbank zunächst telefonisch nach dem Verbleib des Geldes. Obwohl sein Gesprächspartner aufgrund der Diskretionspflicht in seinen Aussagen eher zurückhaltend war, merkte E. sofort, dass etwas nicht stimmte. Da der Bankmitarbeiter um eine schriftliche Anfrage von E. bat, verging eine weitere Woche, bis er die im Grunde schon erwartete Information schwarz auf weiß in Händen hielt: Wie von E. bereits befürchtet, war das Konto des Vermittlers dort schon seit Wochen aufgelöst.

Zusätzliche Hinweise etwa über den aktuellen Aufenthaltsort des Vermittlers waren dem Kreditinstitut „natürlich“ nicht bekannt. Allerdings drückte es im Antwortschreiben an E. ein gewisses Befremden darüber aus, dass sich dieser ohne entsprechende Absicherung auf die Aussagen des ihm persönlich noch nicht einmal bekannten Mannes verließ. Es sieht tatsächlich so aus, als müsste E. seine Anzahlung endgültig abschreiben. Wie seine Hausbank ihm mittlerweile mitteilte, ist die angeblich bürgende Bank dort nicht bekannt. Eine Rückfrage bei der Bankenaufsicht in Berlin brachte das gleiche Ergebnis.

Hohe Dunkelziffer

E. teilt das Schicksal einer ganzen Reihe von Freiberuflern und Inhabern vor allem kleinerer Mittelbetriebe, die auf vordergründig lukrative Investitionsmöglichkeiten hereinfallen: Nach Schätzungen von Kapitalmarktexperten betrug der finanzielle Schaden beim Anlagebetrug in Deutschland allein im vergangenen Jahr mehr als 40 Milliarden Euro, eine entsprechende Dunkelziffer, die je nach Quelle von einem etwa doppelt so hohen Betrag ausgeht, ist hier noch nicht einmal eingerechnet.

Die Masche der dubiosen Anlagevermittler, die auch seriöse Vertreter der Finanzbranche zunehmend in Verruf bringen, hat sich während der vergangenen Jahre kaum verändert: das Locken mit hohen Zinssätzen bei Geldanlagen oder – wie bei E. – mit einem „Immobilienschnäppchen“, erfolgt meist telefonisch, per Zeitungsanzeige oder per E-Mail.

Zappelt der Interessent erst einmal am Haken, erfolgt in der Regel die zunächst noch dezent formulierte Aufforderung, eine „vertretbare“ Anzahlung zu leisten, „um den Anspruch auch tatsächlich zu sichern“. Bei Geldanlagen gibt es seitens des Vermittlers häufig sehr schnell eine Vorauszahlung auf zukünftige Zinsen, um den Anleger in Sicherheit zu wiegen. Dass diese Zinsen oft nicht aus tatsächlich erwirtschafteten Erträgen, sondern aus Zahlungen anderer betrogener Anleger finanziert worden sind, wird dem Einzahler in vielen Fällen erst später bewusst.

Dubiose Anbieter

Diese als Schneeballsystem bekannte Methode ist in diversen Branchen bereits seit Jahrzehnten bekannt und bringt meist nur dem in der Regel dubiosen Anbieter eine überdurchschnittliche Rendite. Der beschriebene Betrug mit der Eigentumswohnung ist in ähnlichen Fällen häufig vor allem deshalb schwer zu durchschauen, da sich die Immobilien angeblich in meist äußerst attraktiven Gegenden befinden, die aber eben nicht von jedem Interessenten kurzfristig „mal eben“ besucht werden können.

Auch wenn es diese Wohnungen oder Häuser tatsächlich gar nicht gibt, reichen oft Hochglanzfotos oder übertrieben positiv formulierte Exposés aus, um den Eindruck des angeblich Realen zu vermitteln. Hinzu kommt, dass viele häufig einfach nicht die eigentlich erforderliche Zeit finden, sich die Gegebenheiten vor Ort anzusehen. Wie bei E. kann dann schon eine nur bei genauer und rechtzeitiger Prüfung als nicht ausreichend erkennbare Bürgschaft ausreichen, um beim möglichen Opfer letzte Zweifel zu zerstreuen.

Michael VetterFachjournalist für Finanzenvetter-finanz@t-online.de

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