70 Jahre Bundesverband der Freien Berufe

„Wir Freiberufler sind weit mehr als ‚null und eins‘!“

Digitalisierung? „Wir Freiberufler sind weit mehr als ‚null und eins‘. Bei uns gerinnt nackte Information zu belastbarem Wissen“, sagte Präsident Prof. Dr. Wolfgang Ewer auf dem Festakt zum 70. Geburtstag des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB) im April in Berlin. Laut einer Umfrage sehen das auch viele Mitglieder so, für 40 Prozent wird aber durch die Digitalisierung die Vertraulichkeit – als ein Kern der Freiberuflichkeit – beeinträchtigt.

„70 Jahre BFB. So jung wie das Grundgesetz“ – unter diesem selbstbewussten Motto stand am 10. April in der European School of Management and Technology in Berlin der Festakt. Am 26. März 1949 hatten vier Landesverbände den Zentralverband der freien Berufe gegründet, berichtete Präsident Prof. Dr. Wolfgang Ewer in seiner Eröffnungsrede. Im Sommer 1949 folgten Gespräche eben dieses Zentralverbands mit den inzwischen neu gegründeten Spitzenorganisationen der Freien Berufe. Offizielles Gründungsdatum des BFB war schließlich der 24. September 1949. 70 Jahre später kamen mehr als 200 nationale und internationale Gäste in Berlin zusammen, um den 70. Geburtstag zu feiern. 

„So jung wie das Grundgesetz“

Inhaltlicher Fokus: die Digitalisierung, die auch die Freien Berufe vor neue Herausforderungen stellt. Ewer: „Dabei kommt den Berufsangehörigen eine besondere Verantwortung für die Bürger zu, die deren Patienten, Mandanten, Klienten und Kunden sind. Denn der Blick ins Internet kann nicht die Ausbildung, Erfahrung und Kompetenz der Freiberufler ersetzen.“ Ewer erinnerte daran, dass das Wort „digital“ fast 300-mal im schwarz-roten Koalitionsvertrag auftaucht, das Gemeinwohl dagegen nur viermal – „nie aber miteinander verkoppelt“.

Daher sei es höchste Zeit, die digitalpolitische Debatte zu weiten und die Digitalisierung auch in den Dienst des Gemeinwohls zu stellen. Das Internet sollte das Netz der Gesellschaft sein, ihr nützen, und nicht die Gesellschaft im Netz des Internets gefangen sein.

Dass die Digitalisierung gemeinwohlorientiert ausgerichtet werden müsse, damit alle Bürger an ihr teilhaben können, betonte auch Festredner Prof. Dr. Stephan Harbarth, LL.M., Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts und Vorsitzender des Ersten Senats: „Hierbei kommt den Angehörigen der Freien Berufe eine besondere Bedeutung zu“ – denn für die Freien Berufe sei die Gemeinwohlorientierung Wesensmerkmal.

Der BFB vertritt als einziger Spitzenverband der freiberuflichen Kammern und Verbände die Interessen der Freien Berufe, darunter sowohl Selbstständige als auch Angestellte, in Deutschland. Allein die rund 1,4 Millionen selbstständigen Freiberufler steuerten rund 327 Milliarden Euro und damit 10,8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Sie beschäftigen fast 3,9 Millionen Mitarbeiter – darunter circa 124.000 Auszubildende.

BFB-Umfrage

Fast 70 Prozent sehen die Digitalisierung als Chance

Das Institut für Freie Berufe (IFB) hat im März für den BFB unter rund 2.000 Freiberuflern eine repräsentative Umfrage zur Digitalisierung durchgeführt: Danach rechnen mehr als acht von zehn Freiberuflern damit, dass die Digitalisierung bis 2025 stark (47 Prozent) oder sogar sehr stark (39 Prozent) auf ihre Tätigkeit durchschlägt. Gut ein Achtel (13 Prozent) sieht kaum Einflüsse. Nur vereinzelt (1,5 Prozent) werden keine Effekte erwartet. Fast 70 Prozent werten dabei die Digitalisierung als Chance, für mehr als 30 Prozent überwiegen die Risiken.

Bei der Frage, was ihnen wichtiger ist, priorisieren rund 60 Prozent mehr Tools, um den Datenschutz sicherzustellen. Für fast 40 Prozent spielt eine schnellere und leistungsfähigere Internetverbindung die größere Rolle. Für knapp 30 Prozent stimmen die politischen Rahmen- beziehungsweise Wettbewerbsbedingungen, um die Chancen der Digitalisierung gut nutzen zu können. Der weitaus größere Teil (70 Prozent) sieht störende Aspekte. So befürchten die Freiberufler am häufigsten (40 Prozent), Daten nicht ausreichend schützen zu können, und wünschen sich deshalb noch mehr und bessere Möglichkeiten. Gut jeder Fünfte (22 Prozent der Nennungen) moniert die unzureichende Infrastruktur wie etwa eine nicht verfügbare Glasfaseranbindung.Gut 40 Prozent sehen die Vertraulichkeit – als ein Kern der Freiberuflichkeit – beeinträchtigt. Insgesamt 44 Prozent erwarten keine Auswirkungen. Gut 15 Prozent sehen positive Effekte.

mth

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