Interview mit Dr. Daniel Wichels, Vorstandsvorsitzender des BNZK

„Wir vertreten mehr als 10 Prozent aller Z-MVZ in Deutschland!“

Per Pressemitteilung teilte der „Bundesverband nachhaltiger Zahnheilkunde“ (BNZK) vergangenen Oktober mit, er habe sich gegründet, um sich für Z-MVZ und Zahnärzte einzusetzen, die sich „von der Standespolitik nicht hinreichend angesprochen fühlen“. Politische Statements gab der Verband seither etliche, Einblicke in interne Strukturen und Mitgliederzahlen eher keine. Was hinter dem Konstrukt steckt, fragten wir den BNZK-Vorsitzenden und zahneins-Geschäftsführer Dr. Daniel Wichels.

Dr. Daniel Wichels (45) ist Vorsitzender des im September neu formierten Bundesverbands nachhaltiger Zahnheilkunde (BNZK). Er ist Gründer und Geschäftsführer der zahneins-Gruppe, die mit mittlerweile 19 Praxen in der ambulanten zahnmedizinischen Versorgung aktiv ist. Zur Gruppe gehört die Deister-Süntel-Klinik aus der Nähe von Hannover. Investor sind Summit Partners aus den USA. Zuvor war Wichels 15 Jahre bei der Allianz Gruppe als leitender Mitarbeiter tätig.

Herr Dr. Wichels, Sie sind der Vorsitzende des Vorstands des im letzten Jahr von den Firmen Dentabene, Zahneins, DentConnect und Acura gegründeten Bundesverbands für nachhaltige Zahnheilkunde, kurz BNZK. Wie viele Mitglieder vertritt der Verband zum jetzigen Zeitpunkt und wie teilen sich diese auf Finanzinvestoren und im Besitz von Zahnärzten befindliche Z-MVZ auf? 

Dr. Daniel Wichels: Die Mitgliederzahl des BNZK ist seit Gründung sehr schnell gewachsen. Mittlerweile vertreten wir über unsere Mitglieder mehr als 10 Prozent aller Z-MVZ in Deutschland. Die Mehrheit unserer Mitglieder sind MVZ und Praxen, die im Besitz von Zahnärzten sind. Viele davon sind mittelständische Unternehmen mit 10 bis 200 Mitarbeitern.

Der BNZK ist ja nicht der einzige Verband in der Z-MVZ-Szene. Wie unterscheiden Sie sich vom Bundesverband Medizinische Versorgungszentren (BMVZ)?

Das Interesse an unserem Verband ist sehr groß und zeigt, dass viele Z-MVZ ihre Interessen in der Vergangenheit nicht richtig vertreten gesehen haben. Wir führen viele Gespräche mit Zahnärzten aus Z-MVZ, aus denen deutlich wird, dass diese sich als Zahnärzte von der Standesvertretung und einigen Kollegen missverstanden und angegriffen fühlen. Es herrscht dort die Meinung vor, Z-MVZ würden in Großstädten ungebremst aus dem Boden gestampft. Die Realität ist aber, dass es sich überwiegend um seit Jahrzehnten bestehende gewachsene Praxen langjähriger Zahnarztkollegen handelt, die genau wie zuvor fungieren – lediglich in einer anderen rechtlichen Struktur.

Der BNZK setzt sich daher dafür ein, dass Z-MVZ und zahnmedizinische Verbünde als integrale und ergänzende Bestandteile des notwendigen Qualitätswettbewerbs in der Zahnmedizin anerkannt werden und deshalb keine gesetzlichen Einschränkungen bei der Gründung und dem Aufbau erfahren dürfen. Wir arbeiten gleichzeitig eng mit anderen Verbänden zusammen. Wir haben auch der KZBV immer wieder den Dialog angeboten und werden das auch weiterhin tun. Verbundstrukturen leisten zunehmend einen wichtigen Beitrag zur langfristig sicheren und bestmöglichen Versorgung von Patienten vor allem in ländlichen Regionen.

Der BNZK trägt das Wort nachhaltig in seinem Namen. Was versteht der Verband unter nachhaltiger Zahnheilkunde? 

Beim Aspekt Nachhaltigkeit geht es vor allem darum, die wohnortnahe Versorgung von Zahnpatienten langfristig und qualitativ hochwertig zu sichern. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass nach Angaben der KZBV zwischen 2006 und 2016 – also vor der Einführung von Z-MVZ – im Durchschnitt jeden Tag eine Zahnarztpraxis geschlossen wurde. Bis Ende 2020 soll in Deutschland jede fünfte Praxis schließen. Viele der Zahnärzte gerade auf dem Land werden keinen Nachfolger für ihre Praxen finden. Nach einer Prognose der KZV könnten beispielsweise in Rheinland-Pfalz bereits bis 2023 bis zu 1.524 Zahnärzte aus Altersgründen ausscheiden. Das sind 57 Prozent aller derzeit in Praxen arbeitenden Zahnärzte. Würde davon kein einziger Zahnmediziner ersetzt, hätte dies verheerende Folgen für die Versorgung, wie der Prognose der KZBV zu entnehmen ist.

Hier können und wollen wir als Verband gemeinsam mit anderen Versorgungsformen einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Sicherung der Versorgungsqualität und -quantität leisten. Ein Beispiel für unser Engagement in diesem Bereich ist der Zahn-Medibus, den zahneins gemeinsam mit der Deutschen Bahn Regio entwickelt und der ein innovatives Versorgungsmodell für den ländlichen Raum darstellt.

Die Fragen stellte Dr. Uwe Axel Richter.

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