Kampagne #praxisorientiert in Westfalen-Lippe

Honig saugen und durchstarten!

Die KZV Westfalen-Lippe (KZVWL), hat die Kampagne #praxisorentiert ins Leben gerufen – mit Videos, Websites und Blogbeiträgen zum Thema Niederlassung. Dr. Judith Brockmann und Dr. Marius Eickhoff sind zwei der Zahnärzte, die auf der Seite von ihren Erfahrungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit berichten. Lesen Sie hier ihre Tipps.

In den kommenden zehn Jahren wird es immer weniger Zahnarztpraxen in ländlichen Regionen geben, zum Teil drohen sogar lokale Engpässe. Zugleich werden die Patienten stetig älter und sind weniger mobil. Parall dazu steigt die Zahl der Zahnärztinnen, da die Zahl der Studentinnen auch weiter steigt. Es gibt also einen Wandel und neue Gegebenheiten, die die Branche bewegen.

Was heißt das für ambitionierte GründerInnen Auf der Website www.praxisorientiert.de und unter dem Hashtag #praxisorientiert gibt die KZV Westfalen-Lippe praktische Tipps zum Schritt in die Selbstständigkeit anhand von Videos, Websites und Social Media-Einträgen gibt.

In 100 Sekunden wissen, ob man als Chef taugt

Ergänzt wird das Angebot durch einen Newsletter, der die wesentlichen Gründungsschritte erklärt und je Adressat auf die Fragen von Studenten, Angestellten oder Assistenten abzielt. Beispiele aus der Praxisgründung zeigen, wie man auf ganz unterschiedliche Weise ans Ziel gelangt.

Außerdem bietet die KZVWL auch Unterstützung für Studierende und Berufseinsteiger an, erklärt der Vorstandsvorsitzender der KZVWL, Dr. Holger Seib. Zum Beispiel kann man mit einem Check-up in 100 Sekunden eine erste Einschätzung darüber erhalten, ob man grundsätzlich für den Schritt in die Selbstständigkeit geeignet ist.

So berichtet zum Beispiel Dr. Judith Brockmann (45), dass die eigene Praxis zunächst gar nicht geplant war und sie mehr zufällig auf eine ehemalige Studienkollegin gestoßen ist, die ihre Praxis abgeben wollte. Mit den neuen Herausforderungen konfrontiert, hätte sie sich damals vor fünf Jahren gerne mehr Hilfestellung gehabt, vor allem hinsichtlich der Praxisführung als junge Chefin. Brockmann wusste sich am Ende selbst zu helfen und besuchte gezielt Fortbildungen der Landeszahnärztekammer. Heute schätzt sie ihre Selbstbestimmtheit und fühlt sich mit ihrer Praxis auf dem Land in Lienen-Kattenvenne bei Münster genau richtig angekommen. Obwohl nach vielen Jahren Berufserfahrung am Anfang der eigenen Praxisführung die große Frage im Raum stand: „Schaffe ich das?“

Raus aus der Komfortzone und klarkommen

Kollegen, die den Schritt in die Selbstständigkeit gehen wollen, rät sie, keine zu engen Vorstellungen im Kopf zu haben und sich auch ein Stück weit „treiben zu lassen“. Und zu reflektieren, wo das eigene Entwicklungspotenzial liegt und wo es noch ausgebaut werden kann. Jungen Frauen legt Brockmann ans Herz, mit Diskrepanzen klarzukommen, die im – übernommenen – Praxisalltag vorkommen. Das bezieht sie auf das bestehende Praxisteam, das sich erst an die oder den neuen Vorgesetzten und seinen Führungsstil gewöhnen muss. „Man muss auch menschlich zusammenpassen. Das stellt sich mit der Zeit heraus und eventuell muss man den Mut haben, sich zu trennen“, sagt Brockmann. Natürlich sei diese Entscheidung vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels nicht immer leicht, gehöre aber zur persönlichen Entwicklung dazu. „Manches ist Chefsache. Das ist gerade für Frauen manchmal unbekanntes Terrain.“

Für Brockmann war es außerdem wichtig, ihren Status als Praxisinhaberin zu halten. Sie war zuvor Mitteilhaberin. Doch am Ende wollte der Senior ihrer vorherigen Gemeinschaftpraxis nicht an sie abgeben. In ein angestellten Verhältnis zu wechseln war für sie keine Option, ebenso wenig wie arbeitslos zu werden. „Als Selbstständige habe ich Gestaltungsspielraum und muss mir von niemandem etwas verbieten lassen. Diesen Status wollte ich nicht verlieren“, betont Brockmann.

Rein in die Selbstbestimmtheit und Verantwortung zeigen

Dr. Marius Eickhoff ist 35 und kommt aus einer Zahnarztfamilie. Er ist Fachzahnarzt für Kieferorthopädie und wollte sich schon immer niederlassen. Heute führt er eine Praxis in Rheine mit zehn Angestellten. Als abschreckend empfand er anfangs die Bürokratie während der Praxisübernahme – dafür hätte er sich einen Leitfaden gewünscht. Auch war da der große Respekt vor der finanziellen Investition. Ihm war bewusst, dass er zwar sein eigener Chef wird, aber damit auch ein Stück Flexibilität aufgibt. „Man bindet sich örtlich und finanziell mit dem Gründungsschritt. Das muss man sich klarmachen und absolut dafür bereit sein.“ Im besten Fall hat man ein gutes Verhältnis zum Vorgänger und kann eine reibungslose Übernahme vollziehen.

Auf die Unabhängigkeit der Quellen achten!

Für steuerrechtliche Belange und betriebswirtschaftliche Einschätzungen holte sich Eickhoff fremde Expertise, denn diese Aspekte kamen im Studium zu kurz. Sein eindringlicher Rat: bei Expertenmeinungen auf die Unabhängigkeit der Quellen achten! Im Unterschied zu Zahnärztekammern beraten Dentaldepots eben oft mit eigenen Interessen im Hintergrund. Er hatte das Glück, auf Ratschläge und Erfahrungen aus der Familie zurückgreifen zu können. Wer das nicht hat, sollte unbedingt verschiedene und unabhängige Quellen und Meinungen konsultieren.

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