Querdenker-Partei macht mobil

So versucht „dieBasis“ Ärzte vom Impfen abzuhalten

Die Querdenkerpartei „die Basis“ schreibt gezielt Ärzte an, um sie vom Impfen abzuhalten. Ihr Ansinnen versucht sie dabei mit Falschaussagen und Unwahrheiten zum Virus zu untermauern. Dahinter stecken Mediziner aus der aktiven Corona-Leugner-Szene.

Ein Ortsverband der Partei verschickte das Schreiben bereits am 22. November 2021 an etwa 300 Ärzte in der Region Bamberg. Doch auch in anderen Bundesländern verteilen die dortigen Ortsverbände den Brief aktuell an Mediziner, zum Beispiel in Berlin-Neukölln. Im Inhalt finden sich fragwürdige und falsche Aussagen über die Pandemie, das Impfen sowie die zugelassenen Impfstoffe. So seien letztere „unnötig”, „unwirksam” und „gefährlich”.

„Belegt“ werden die Behauptungen mit unseriösen Quellen, dazu werden zweifelhafte Wissenschaftler und Impfgegner aus dem Ausland sowie das Web-Kollektiv Anonymous zitiert. Der Brief endet mit dem Aufruf, dass sich Impfärzte „nicht mitschuldig an der sinnlosen Verlängerung der verantwortungslosen Impfkampagne machen sollen”, und der Falschaussage, die Impfkampagne habe „schon so vielen Menschen ihre Gesundheit und nicht wenige ihr Leben gekostet”.

„Ganz offensichtlich sollen diese Schreiben Ärztinnen und Ärzte verunsichern und so die Impfkampagne in Deutschland stören“, erklärt Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt. Dies werde jedoch nicht gelingen, denn natürlich seien die Mediziner über die zugelassenen Impfstoffe wie auch über die Impfnebenwirkungen und Haftungsfragen informiert. „Diese Schreiben sind zwar ärgerlich und lästig. Sie ändern aber nichts daran, dass sich die Ärztinnen und Ärzte mit großem Engagement in die Impfkampagne einbringen.“

Absender sind die „Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie”(MWGFD), die „Doctors for Covid Ethics” und die „Ärzte für Aufklärung“. Bei allen drei Adressen handelt es sich um bekannte Zusammenschlüsse aus der aktiven Szene der „Corona-Maßnahmen-Kritiker“. Zu den Unterzeichnern gehören auch die „Ärzte für Aufklärung” – eine “interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft“ von etwa 700 Ärzten aus Deutschland. Sie finden die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung überzogen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte bereits vor einem Jahr vor den Organisationen und unterstrich, dass ihre Behauptungen auf keinerlei Beweisen fußen würden.

Die bekanntesten Vertreter sind der emeritierte Mikrobiologie-Professor Sucharit Bhakdi, der HNO-Arzt Bodo Schiffmann und der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg. Schiffmann gilt als Führungsfigur in der Querdenker-Szene. Bhakdi wurde von zahlreichen Experten die Verbreitung von Falschinformationen nachgewiesen. „Er ist zwar vom Fach, aber was er vertritt, ist wissenschaftlich nicht belegt”, sagte der Virologe Prof. Hendrik Streeck am 6. Januar bei Markus Lanz. Bhakdi schade der Debatte und den Menschen.

Wenn Sie als Zahnarzt oder Zahnärztin diesen Brief auch bekommen haben, schreiben Sie uns: kontakt@zm-online.de

Wer ist dieBasis?

Die „Basisdemokratische Partei Deutschlands” (dieBasis) wurde im Juli 2020 in Hessen gegründet. Sie kommt aus der Bewegung „Widerstand2020”, die von Gegnern der staatlichen Corona-Maßnahmen ins Leben gerufen wurde. Eigenen Angaben zufolge hat sie mehr als 32.000 Mitglieder. In den Top Ten der mitgliederstärksten Parteien Deutschlands liegt sie auf Rang 8 – einen Platz vor der AfD.

Der Bundeszentrale für politische Bildung zufolge ist dieBasis„im Parteienspektrum nicht eindeutig verortbar”. Viele ihrer pauschalen Aussagen seien populistisch, einige Akteure vor allem mit demokratiefeindlichen Äußerungen aufgefallen. Offenbar arbeiten bei der Partei viele prominente Corona-Verharmloser und Verschwörungsideologen im Bereich Alternativmedizin. Ihnen werden auch Verbindungen zur AfD nachgesagt.

Die Kleinpartei trat als einzige aus der Querdenkerszene zur Bundestagswahl 2021 an. Parteien, die bei einer Europa- oder Bundestagswahl mindestens 0,5 Prozent oder bei einer Landtagswahl ein Prozent der gültigen Zweitstimmen erhalten, haben das Recht auf staatliche Teilfinanzierung. Für die Zuschüsse werden die Stimmen von Bundestags- und Landtagswahlen addiert. Somit erhält dieBasis jährlich etwa 738.000 Euro.

ak

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.