15. Thüringer Zahnärztetag

Der große Paro-Zug fährt weiter

Ungeachtet der Deckelung durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz will die Zahnärzteschaft für die Parodontitistherapie kämpfen. Diese Botschaft ging vom 15. Thüringer Zahnärztetag aus, der am 25. und 26. November in Erfurt stattfand und sich mit den aktuellen Entwicklungen in der Parodontologie beschäftigte. Über 1.100 Zahnärzte und Zahnärztinnen hatten sich angemeldet.

Nachholeffekt“ — der für die Nach-Pandemie-Veranstaltungen häufig gebrauchte Begriff traf in besonderer Weise für den Thüringer Zahnärztetag zu: Nie zuvor hatte es ein so umfangreiches zahnmedizinisches Kongressprogramm gegeben. Neben dem wissenschaftlichen Hauptprogramm boten die Veranstalter zahlreiche Seminare, ein durchgehendes Programm für ZFA und einen gemeinsam mit der Thüringer Zahntechniker­innung organisierten Zahntechnikertag an.

Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Nachwuchsförderung: Neben einem 
Studententag mit Studierenden der Friedrich-Schiller-Universität Jena 
hatten die Veranstalter dieses Mal auch einen Thüringer Azubi-Tag mit einem speziell abgestimmten Programm für die Auszubildenden in den Praxen 
organisiert.

Die aktuelle Gesundheitspolitik ist ein Ärgernis

In seiner Begrüßungsrede machte Dr. Christian Junge, Präsident der Landeszahnärztekammer Thüringen, seinem Ärger über die aktuelle Gesundheitspolitik Luft: "Es ist unbegreiflich, wie ein Gesetzgeber die erst kürzlich zugesagten Mittel für die neue präven­tionsorientierte Parodontitistherapie in der gesetzlichen Krankenversicherung wieder entzieht.“

Dabei habe die Parodontitistherapie eine überragende Bedeutung für die Zahnmedizin: "Mit der Einführung der neuen Parodontitis-Behandlungsrichtlinie stehen wir nicht am Ende, sondern am Beginn einer neuen Ära der 
Patientenversorgung. Gerade deshalb ist eine passende Fortbildung zur jetzigen Zeit mit kollegialem Austausch sowie neuen Ideen und Gedanken besonders wichtig“, hatte Junge bereits in der Einladung zum Zahnärztetag geschrieben.

Parodontitis ist eine „Signature“-Erkrankung

Warum die Einführung der Parodontitisbehandlung in der Breite so wichtig ist, machte Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), in seinem Grußwort deutlich. Die "Karieszahnmedizin“ sei ein kulturhistorisches Phänomen — sie sei einst "in unsere Breiten mit der Zucker­rübe gekommen“ und inzwischen dank der "Polierkelche wieder kräftig am Gehen“. Die Parodontitis sei da­gegen eine "Signature"-Erkrankung des Menschen: "Es gibt sie, seit es 
Menschen gibt.“

Bereits im vor rund 3.600 Jahren entstandenen ägyptischen Papyrus "Ebers" sei die Parodontitis mit all ihren Symptomen beschrieben worden, die selbst heute noch in den Aufklärungskampagnen der BZÄK thematisiert werden: Zahnfleischbluten, Mundgeruch, Zahnlockerungen, Entzündungen. Deshalb müssten die zahnärztlichen Standesorganisationen für die Parodontitisbehandlung kämpfen: Man werde es sich darum auch nicht gefallen lassen, "dass ein Herr 
Minister ohne etwas davon zu ver­stehen, den gerade erst gestarteten 
'großen Paro-Zug' wieder anhält".

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