Leiden auch Sie unter Bürokratie?

Kürzlich hat das Bundesjustizministerium Pläne für ein Bürokratieentlastungsgesetz veröffentlicht. Noch in diesem Jahr soll das Gesetz vorgelegt werden. Das Bundesgesundheitsministerium wiederum will einen eigenen Gesetzesentwurf zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen vorlegen. Dies sollte bis zum 30. September erfolgen. Bis zum Redaktionsschluss am 6. Oktober lag noch nichts vor, aber Zeitpläne werden beim BMG bekanntermaßen sowieso eher locker gehandhabt. Man darf also gespannt sein, wie man sich den Bürokratieabbau im Hause Lauterbach so vorstellt. Dass die ausufernde Bürokratie den Beschäftigten im Gesundheitswesen die Lust an ihrem Beruf zunehmend vergällt, ist bekannt. Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung und Bundeszahnärztekammer wollten es genauer wissen, weshalb die KZBV dazu zusammen mit den KZVen die Vertragspraxen befragt hat.

Das Ergebnis der Umfrage, bei der sich über 2.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zurückmeldeten: Für eine durchschnittliche Praxis ergeben sich danach über 24 Stunden Bürokratieaufwand pro Woche. Als besonders belastend wurden die Bereiche Telematik/EDV-Technik, Hygienevorschriften und Qualitätsmanagement empfunden. Besonders interessant wird es, wenn man beim Thema Digitalisierung und Telematik genauer hinschaut. Denn die wenigsten lehnen die Digitalisierung pauschal ab. Vielmehr nervt die meisten Zahnärztinnen und Zahnärzte eine wenig durchdachte und dadurch teilweise fehleranfällige Umsetzung der Digitalisierung. Dazu zählen etwa nicht funktionierende Konnektoren oder Abstürze der Software. Als besonders nervig wird dabei auch die parallele Nutzung von Papier- und digitalen Verfahren bei der TI kritisiert.

Also halten wir mal fest: Zahnärztinnen und Zahnärzte sind beileibe nicht technik- und digitalfeindlich. Aber wenn die Digitalisierung die Arbeit in der Praxis nicht erleichtert, sondern vor allem Mehraufwände produziert und schlecht funktioniert, kann die Akzeptanz nicht steigen. Besonders von der Bürokratie betroffen sind – wen wundert’s – Einzelpraxen, die unverhältnismäßig stark belastet sind. Damit sorgt die steigende Bürokratielast unmittelbar dafür, dass junge Zahnärztinnen und Zahnärzte vor der Niederlassung zurückschrecken. Verständlich, dass eine Anstellung umso verlockender erscheint, wenn man sich um diesen „lästigen Kram“ nicht kümmern muss, sondern einfach primär Patienten behandeln kann. Denn dazu hat man diesen Beruf ergriffen, nicht um einer überbordenden Dokumentationspflicht nachzukommen. Dass ein gewisser bürokratischer Aufwand zur zahnärztlichen Arbeit dazu gehört, dürfte allen Beteiligten klar sein. Aber dieser muss am Ende des Tages in einem vertretbaren Verhältnis zur Patientenversorgung stehen. KZBV und BZÄK haben aus den Umfrageergebnissen einen Forderungskatalog an das BMG abgeleitet. Mehr dazu lesen Sie in diesem Heft. Ob sich diese Forderungen dann auch in dem zu erwartenden Gesetzentwurf wiederfinden werden, darauf darf man gespannt sein.

In diesem Heft stellen wir außerdem die neue S3-Leitlinie zu „Materialunverträglichkeiten bei dentalen, enossalen Implantaten“ vor. Dabei stehen insbesondere Titanimplantate im Fokus. Denn kein Metall und keine Metalllegierung verhalten sich im Gewebe letztlich inert. Alle wichtigen Informationen dazu finden Sie in dieser Ausgabe. Daneben berichten wir von der Arbeit der deutschen Delegation beim FDI-Jahreskongress in Sydney. Klingt weit weg, hat aber viel mit dem zu tun, was Zahnärztinnen und Zahnärzte bei ihrer Arbeit beschäftigt.

Und manchmal möchte man seine Praxis auch neu erfinden. Name, Außendarstellung und vielleicht auch das Behandlungsspektrum. Wie solch ein Imagewechsel gelingen kann, erfahren Sie von unserer Expertin.

Viel Spaß bei der Lektüre

Sascha Rudat
Chefredakteur

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