Warum die Zahnmedizin mit in den Katastrophenschutz gehört
Braucht es zahnmedizinische Unterstützer in der Katastrophenhilfe? Diese Frage haben wir uns als Dental Emergency Team (Dental EMT) – und auch als Inhaber von mobilen Zahnstationen – immer wieder gestellt. Unsere Erfahrungen im Geflüchtetenlager Moria auf der Insel Lesbos beispielsweise haben gezeigt, dass ungefähr 20 Prozent aller Notfälle, auf die die EMT-Teams treffen, zahnmedizinischer Natur sind.
Gleichzeitig haben wir auch erlebt, wie internationale Zusammenarbeit in prekären Situationen gelingen kann – etwa als wir in Moria die dortige Zahnstation kurz nach dem verheerenden Brand, der das Lager zerstört und die Umsiedlung der Menschen in ein neues Lager erzwungen hatte, betrieben. Damals wurden wir von einem norwegischen EMT-Team, das die medizinische Versorgung steuerte, überglücklich empfangen und aufgenommen. Wir kooperierten wirklich gut – unter den widrigen Umständen. Wir haben viel voneinander gelernt: So hat etwa die leitende Anästhesistin tagelang bei uns hospitiert und sich in die einfachen Techniken der Zahnentfernung einweisen lassen, damit sie das im äußersten Notfall selbst vornehmen kann. Der Kontakt zu den Norwegern ist bis heute noch aktiv.
Mit diesen Erfahrungen und Gedanken haben wir uns Anfang 2024 an den National Focal Point (NFP) des Robert Koch-Instituts (RKI) gewandt und gefragt, ob die deutschen EMT-Teams an einer Zusammenarbeit mit Katastrophen-erprobten Zahnmedizinern interessiert wären. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Alle deutschen Teams waren von der Idee einer Einbindung der Zahnmedizin angetan, so dass wir uns bald in einigen Zoom-Meetings gegenseitig beschnuppert und dabei grundsätzliche Fragen und Voraussetzungen einer Zusammenarbeit besprochen haben.
Wir sind inzwischen mit ISAR im Einsatz
Das Ganze war so fruchtbar, dass wir als Dental EMT im Dezember 2024 zu einer gemeinsamen Tagung eingeladen wurden. Unter dem Vorsitz des RKIs trafen sich in Berlin die WHO-zertifizierten deutschen EMT-Teams – wie die Johanniter, Cadus, der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), humedica, Malteser und ISAR (International Search and Rescue). Alle diese Teams waren an einer Zusammenarbeit mit uns sehr interessiert.
Wegen der räumlichen Nähe und der ähnlichen Strukturen beschlossen wir, uns zunächst ISAR anzuschließen und deren zahnärztliche Abteilung zu werden. Das machte die Sache für uns wesentlich einfacher, weil wir angeschlossen an eine Organisation relativ schnell auf den nötigen allgemeinen Ausbildungsstand und die notwendigen Voraussetzungen – standardisierte Impfungen, Sicherheitskonzepte, Regelwerke – kommen können. Das Ziel: Wenn wir alle diese Standards erreicht haben, können alle anderen EMT-Teams im Rahmen der Partnerschaftlichen Unterstützung auf uns als Partner aus der Zahnmedizin zurückgreifen.
Das erste Training: ein Erdbebenszenario
Gesagt, getan. Im Februar 2025 fand die erste gemeinsame Übung mit ISAR auf deren Ausbildungszentrum in Hünxe, Nordrhein Westfalen, statt. Auf dem Gelände, das ein Erdbebenszenario simuliert, wurde an drei Tagen neben der Theorie auch intensiv praktisch geübt, inklusive der Versorgung von verletzten Rettungshunden und Rettern. Alles verlief ausgesprochen kameradschaftlich und vor allen Dingen Hand in Hand. Jeder konnte sich auf jeden verlassen. Abschließend wurde noch einmal der beidseitige Wille bekundet, dass das Dental EMT den zahnmedizinischen Part von ISAR übernimmt.
Daneben sind wir offiziell in den Katastrophenschutzplan des Rhein-Sieg Kreises aufgenommen worden, um bei einer neuerlichen Naturkatastrophe in unserer Region erstens zahnmedizinisch zu unterstützen. Und um zweitens die systemrelevante Infrastruktur bei einer Zerstörung der Zahnarztpraxen in der Umgebung – wir erinnern uns an den Verlust der Zahnarztpraxen im Ahrtal – aufrechtzuerhalten, indem wir durch unsere Zahnstation den Zahnärzten vor Ort die Möglichkeit zu geben, zumindest abwechselnd eine Notfallversorgung zu garantieren.
Spendenkonto
Unsere anderen Aktivitäten führen wir selbstverständlich weiter.
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Dental Emergency Team
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Fazit
Die Integration der Zahnmedizin in den Rettungsdienst und den Katastrophenschutz verbessert die Qualität der Versorgung von Verletzten und hilft, spezielle medizinische Bedürfnisse zu decken, die anderen Fachbereichen möglicherweise entgehen. Sie trägt zur Schmerzreduktion, zu einer besseren Versorgung von Gesichtstraumata, zur Identifikation von Opfern und zur Prävention weiterer Komplikationen bei. In einer umfassend vorbereiteten Notfall- und Katastrophenstruktur sollte die Zahnmedizin daher als integraler Bestandteil betrachtet werden.