300.000 Portugiesen haben kein Geld für den Zahnarzt
Mehr als eine Million Portugiesen gehen laut der 9. Ausgabe des Barometers nie oder seltener als einmal im Jahr zum Zahnarzt. Von ihnen geben 30 Prozent Geldmangel als Begründung an, im Vergleich zu 2023 sind das 5,6 Prozent mehr. Zwei Drittel der Bevölkerung haben kein vollständiges Gebiss.
Dabei halten 98 Prozent der Befragten den Zugang zur Mundgesundheit über den Serviço Nacional de Saúde (SNS, nationaler Gesundheitsdienst) für wichtig und/oder sehr wichtig. Überdies sind 96 Prozent der Meinung, dass der Staat Zahnbehandlungen ebenso subventionieren sollte wie Medikamente.
Insgesamt gaben 65,4 Prozent der Befragten an, mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt zu gehen, ein Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil der Personen, die noch nie einen Kontrolltermin gebucht haben, wuchs jedoch um 3,6 auf 27,4 Prozent.
Die Daten zeigen zudem einen Anstieg der Zahl der Portugiesen mit mindestens einem fehlenden Zahn von 58,9 Prozent im Jahr 2023 auf 65,7 Prozent im Jahr 2024. Ebenso erhöhte sich in dem Zeitraum der Anteil der Bevölkerung mit sechs oder mehr fehlenden Zähnen von fast 23 auf 28 Prozent. 31,4 Prozent der Frauen und 23,4 Prozent der Männer fehlen sechs Zähne oder mehr, so dass ihre Kauqualität beeinträchtigt ist.
Über die Hälfte der Menschen hat keinen Zahnersatz
Nur knapp ein Drittel der Frauen hat ein vollständiges Gebiss im Vergleich zu 37 Prozent der Männer. Von den zwei Dritteln der Bevölkerung, denen mindestens ein Zahn fehlt, haben gut 57 Prozent keinen Zahnersatz.
Das portugiesische Gesundheitssystem
Die Versorgung in Portugal erfolgt in erster Linie durch den nationalen Gesundheitsdienst (Serviço Nacional de Saúde, SNS), über den rund 65 Prozent der Bevölkerung abgesichert sind. Der SNS wird größtenteils über Steuern finanziert, hinzu kommen Sozialversicherungsabzüge auf Löhne und Gehälter. Rund zehn Prozent der Menschen in Portugal sind freiwillig privat oder zusätzlich versichert, um Leistungen abzudecken, die der SNS nicht bietet. Die zahnärztliche Versorgung wird in der Regel nicht vom SNS abgedeckt, außer für vulnerable Gruppen wie Kinder bis 18 Jahre.
Auch die Mundhygieneroutine der Bevölkerung hat sich laut Barometer verschlechtert: Knapp drei Viertel der Befragten gaben an, sich mindestens zweimal täglich die Zähne zu putzen, ein Rückgang um 4,4 Prozent.
„Diese Ergebnisse sind für das Land beschämend und spiegeln die mangelnden Investitionen in die Mundgesundheit wider. Die portugiesische Bevölkerung wartet immer noch auf die Vorlage des Nationalen Mundgesundheitsprogramms durch die Regierung, das bis Ende 2024 vorliegen soll“, rügte der Präsident der portugiesischen Zahnärztekammer (Ordem dos Médicos Dentistas, OMD), Miguel Pavão.
Seiner Ansicht nach unternehme die Weltgesundheitsorganisation zwar wichtige Schritte, um das Recht auf Mundgesundheit durchzusetzen – in Portugal stagnierten die Bemühungen jedoch.
Für die im Januar 2025 erschienene 9. Ausgabe des Mundgesundheitsbarometers (Barómetro de Saúde Oral) befragte die portugiesische Zahnärztekammer (Ordem dos Médicos Dentistas, OMD) von 2023 bis 2024 per Zufallsstichprobe 1.102 Portugiesen ab 15 Jahre; davon waren 47,1 Prozent Männer.