Der OP-Roboter implantiert präziser als die Bohrschablone
Kompromittierte Implantatpositionen sind auch heute noch ein Hauptgrund für funktionelle Einschränkungen bei der prothetischen Versorgung und führen in der Folge zu periimplantären Entzündungen und/oder frühzeitigem Implantatverlust. Die digital unterstützte Implantatchirurgie hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und erzielt nachgewiesen bessere prothetische Implantatpositionen.
Sowohl statisch als auch dynamisch geführte Verfahren konnten die Genauigkeit im Vergleich zur Freihandchirurgie deutlich verbessern. Dennoch bestehen Nachteile – etwa mangelnde intraoperative Flexibilität oder die Abhängigkeit vom Operateur. Die Einführung autonom agierender Implantationsroboter eröffnet neue Perspektiven hinsichtlich Präzision und Reproduzierbarkeit.
Untersuchungsaufbau
In einer retrospektiven klinischen Studie wurden 39 Patienten mit insgesamt 60 Implantaten eingeschlossen. Jeweils 30 Implantate wurden mit dem ADIR-System und 30 mit einer statischen Bohrschablone (sCAIS) inseriert. Die präoperativ geplanten Implantatpositionen wurden mit der tatsächlichen postoperativen Lage anhand von Digitalen Volumentomogrammen (DVTs) verglichen. Bewertet wurden koronale, apikale und anguläre Abweichungen. Alle Eingriffe wurden durch denselben erfahrenen Operateur durchgeführt.
Ergebnisse
Die robotisch gesetzten Implantate zeigten signifikant geringere Abweichungen in allen drei Parametern (siehe Tabelle 1). Weder der Implantationsort (Ober-/Unterkiefer, anterior/posterior) noch die Implantatregion hatten signifikanten Einfluss auf die Genauigkeit. Auch Komplikationen wurden keine berichtet.
Diskussion
Das autonome Implantatsystem ADIR erreicht nicht nur eine bessere Genauigkeit als sCAIS, sondern entlastet gleichzeitig den Operateur. Die Kombination aus robuster physischer Führung, digitaler Planung und künstlicher Intelligenz macht den Eingriff reproduzierbar und weniger fehleranfällig. Besonders bei komplexen Fällen oder in schwer zugänglichen Bereichen bietet der Roboter potenziell große Vorteile.
Limitierend bleiben sicherlich der hohe technische und finanzielle Aufwand sowie die begrenzte Verfügbarkeit. Außerdem ist unklar, ob die erhöhte Präzision klinisch relevante Auswirkungen auf die Langzeitprognose hat. Dennoch eröffnet die Technologie neue Horizonte – vor allem für minimalinvasive und hochästhetische Versorgungen. Besonders anatomisch schwierige Situationen oder spezielle Implantate wie zum Beispiel Zygomaimplantate könnten von der Insertion mit dem Roboter profitieren und diese Eingriffe weiterverbreiten.
Interessant dürfte diese Technik allerdings für uns alle sein und zwar in allen Bereichen der Zahnheilkunde, da sämtliche Eingriffe mit dem Roboter präziser ausführbar sein dürften als Freihand. Es bleibt selbstverständlich abzuwarten, ob das der nächste „große“ Schritt in der Zahnmedizin ist.
Fazit für die Praxis
Autonome robotische Systeme ermöglichen eine signifikant präzisere Implantatinsertion als statisch geführte Systeme.
Die Anwendung erfolgt minimalinvasiv, effizient und ohne erkennbare Komplikationen.
Eine breitere klinische Nutzung hängt von Kostenreduktion, Praxistauglichkeit und weiterer Forschung ab.
Jia S, Wang G, Zhao Y, Wang X. Accuracy of an autonomous dental implant robotic system versus static guide-assisted implant surgery: A retrospective clinical study. J Prosthet Dent. 2025;133(3):771–779. doi:10.1016/j.prosdent.2023.04.027.