Intersektorale Zusammenarbeit – der ­Schlüssel zu einer guten Allgemeingesundheit

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Martin Hendges

Als Zahnärztinnen und Zahnärzte wissen wir: Prävention ist der Schlüssel zu einem gesunden Lächeln. Doch ihre Bedeutung reicht weit über die Zahngesundheit hinaus. Sie ist ein entscheidender Faktor für die allgemeine Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten, insbesondere bei unseren jüngsten Mitgliedern der Gesellschaft. Die Einführung der gemeinsamen Dokumentation zahnärztlicher und ärztlicher Früherkennungsuntersuchungen im Gelben Heft ab dem 1. Januar 2026 ist ein Meilenstein, der die Zusammenarbeit von Zahnärzten und Kinderärzten stärkt und die Prävention auf ein neues Niveau hebt.

Frühe Prävention für lebenslange Gesundheit

Die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen im Kindesalter sind von unschätzbarem Wert. Sie ermöglichen es uns, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen zu ergreifen, bevor sich ernsthafte Schäden entwickeln. Durch regelmäßige Kontrollen und eine konsequente Prophylaxe können wir schwerwiegende Eingriffe wie umfangreiche Sanierungen unter Vollnarkose oftmals vermeiden. Das bedeutet nicht nur weniger Angst und Schmerz für die Kinder, sondern auch eine erhebliche Entlastung für die Eltern und das Gesundheitssystem. Ein gesunder Mund im Kindesalter ist der Grundstein für eine lebenslang gute Mund- und Allgemeingesundheit.

Die gemeinsame Dokumentation im Gelben Heft ist ein großer Schritt, um die Kindergesundheit insgesamt zu fördern. Sie erleichtert den Informationsaustausch zwischen Zahn- und Kinderärzten und ermöglicht eine noch umfassendere Betreuung. So können wir sicherstellen, dass kein Kind durchs Raster fällt und alle notwendigen präventiven Maßnahmen frühzeitig ergriffen werden.

Parodontitis und Allgemeingesundheit eng verbunden

Die Bedeutung der Prävention beschränkt sich jedoch nicht auf das Kindesalter. Auch bei Erwachsenen spielt die Mundgesundheit eine entscheidende Rolle für das allgemeine Wohlbefinden. Insbesondere die Parodontitis ist ein Paradebeispiel für die enge Verbindung zwischen Mund- und Allgemeinerkrankungen.

Wir wissen: Eine unbehandelte Parodontitis kann das Risiko für eine Reihe von ernsthaften Allgemeinerkrankungen erhöhen. Dazu gehören

  • Diabetes mellitus: Parodontitis kann die Blutzuckereinstellung bei Diabetikern erschweren und umgekehrt kann ein schlecht eingestellter Diabetes die Entwicklung und das Fortschreiten einer Parodontitis begünstigen.

  • Koronare Herzkrankheiten: Es gibt Hinweise darauf, dass die Entzündungen, die durch Parodontitis ausgelöst werden, zur Entstehung und Verschlechterung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen können.

  • Auch ein Zusammenhang zwischen parodontalen Entzündungen und der Aktivität rheumatischer Erkrankungen wird diskutiert.


Diese Beispiele zeigen, wie wichtig die enge intersektorale Abstimmung aller Fachprofessionen ist. Eine isolierte Betrachtung von Mund- oder Allgemeinerkrankungen ist nicht mehr zeitgemäß. Nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit können wir unsere Patientinnen und Patienten optimal betreuen und die bestmöglichen Gesundheitsergebnisse erzielen. Es freut mich daher sehr, dass der G-BA im Juni 2025 beschlossen hat, im DMP Diabetes mellitus Typ 1 die Aufklärung über die Bedeutung der Mund- und Zahngesundheit und den Verweis auf die zahnärztliche Vorsorge ausdrücklich verankert hat. Damit korrespondiert diese Regelung mit unserer PAR-Richtlinie und berücksichtigt darüber hinaus die aktuelle S2K-Leitlinie der AWMK „Diabetes und Parodontitis“.

Aufklärung und Zusammenarbeit

Die Zeiten, in denen die zahnmedizinische Versorgung losgelöst von der Humanmedizin betrachtet werden konnte, sind vorbei. Wir Zahnärztinnen und Zahnärzte haben gemeinsam mit den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen die Aufgabe, unsere Patientinnen und Patienten über die Sektorengrenzen hinaus gemeinsam zu versorgen und sie für die Bedeutung der Gesundheit insgesamt zu sensibilisieren. Das Gelbe Heft und die Aktualisierung des DMP Diabetes zeigen, dass wir dabei auf einem guten Weg sind.

Martin Hendges
Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung

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Martin Hendges

Vorstandsvorsitzender der KZBV
Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung

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