Medizinische Kompetenz wird infrage gestellt

KI beeinträchtigt das Arzt-Patienten-Verhältnis

Heftarchiv Gesellschaft
ck
Wenn Ärztinnen und Ärzte angeben, bei ihrer Arbeit Künstliche Intelligenz (KI) zu verwenden, schätzen Menschen diese negativer ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie Würzburger Psychologen und Berliner Informatiker.

Von der Bildanalyse in der Radiologie bis hin zur Erstellung von Differenzialdiagnosen: Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt in der modernen Medizin zunehmend an Bedeutung. Zwar weisen immer mehr Studien auf das Potenzial von KI zur Verbesserung unserer Gesundheitsversorgung hin, doch viele Menschen zweifeln an der Kompetenz von KI, gerade hinsichtlich medizinischer Fragestellungen.

Diese Skepsis betrifft aber nicht nur die KI selbst, sondern kann sich auch auf Ärztinnen und Ärzte erstrecken, die KI verwenden. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg und des Instituts für Medizinische Informatik der Charité Berlin.

Wer KI nutzt, wird als weniger kompetent wahrgenommen

Danach werden Ärztinnen und Ärzte, die angeben, KI in ihrer Arbeit zu verwenden, von anderen Personen als weniger kompetent, vertrauenswürdig und empathisch beurteilt. Solche Vorbehalte zeigten sich selbst dann, wenn die KI gar nicht für Diagnose- oder Therapiezwecke eingesetzt wird, sondern lediglich für administrative Aufgaben. Darüber hinaus waren die Befragten auch weniger bereit einen Termin mit einem Arzt zu vereinbaren, wenn dieser angeblich KI nutzt.

Im Rahmen des Experiments erhielten mehr als 1.200 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer Werbeanzeigen für Arztpraxen und sollten die dargestellten Ärzte hinsichtlich verschiedener Eigenschaften bewerten. Die Annoncen wiesen darauf hin, dass der dargestellte Arzt entweder zu administrativen, diagnostischen oder therapeutischen Zwecken KI verwendet. Eine Kontrollgruppe erhielt dieselbe Werbeanzeige, allerdings ohne eine solche Aussage.

Im Ergebnis schätzten die Teilnehmenden die dargestellten Ärzte in jeder Beurteilungsdimension negativer ein: also als weniger kompetent, vertrauenswürdig und empathisch, wenn diese angeblich KI bei ihrer Arbeit verwenden. „Ein möglicher Grund für diesen Befund könnte sein, dass Menschen die Sorge haben, dass Ärzte der KI blind folgen könnten“, vermuten die Autoren der Studie.

Patienten sorgen sich, dass Ärzte der KI blind vertrauen

„Die medizinische Forschung hat gezeigt, dass eine vertrauensvolle Patient-Arzt-Beziehung ein zentraler Faktor für den Behandlungserfolg ist“, betonen die Forschenden. Angesichts der zunehmenden Verbreitung von KI in der Medizin könnten daher selbst kleine Einschränkungen der wahrgenommenen Vertrauenswürdigkeit in der Summe zu erheblichen negativen Effekten führen.

„Wenn Ärzte ihre Patienten über den Einsatz von KI informieren, sollten sie darauf abzielen, potenzielle Bedenken auszuräumen und mögliche Vorteile hervorzuheben. So könnte der Einsatz von KI für Verwaltungszwecke beispielsweise dazu beitragen, dass Ärzte mehr Zeit für die persönliche Betreuung ihrer Patienten haben. Trotz einer zunehmenden Technologisierung könnte auf diese Weise unsere Gesundheitsversorgung durch KI sogar menschlicher werden“, schlussfolgern sie.

In unserer neuen Serie „KI für die Zahnmedizin“ stellen Mitglieder des Arbeitskreises „Artificial Intelligence in Dental Medicine“ (AIDM) Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz für die Zahnmedizin vor. Los geht es in der zm 17 vom 1. September mit dem Thema „Wie KI unseren klinischen Blick verzerren kann“.

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.