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Mitarbeiterinnen in der Menopause

Wer dieses Tabuthema angeht, kann sein Team stärken

Mehr als die Hälfte aller Frauen in Deutschland ist über 47 Jahre alt – und lebt damit in der Menopause. Die hormonelle Umstellung geht oft mit erheblichen Beschwerden einher, die die Arbeitskraft beeinflussen. Zahnarztpraxen können viel tun, um ihre Mitarbeiterinnen zu unterstützen.

Im Frühjahr 2025 zeigte das Business-Netzwerk Healthcare Frauen e. V. den Handlungsbedarf auf: Die Studie „Women InChange“ beleuchtet erstmals in Deutschland, welche Auswirkungen Wechseljahresbeschwerden auf den Arbeitsalltag von Führungskräften haben. Neun von zehn der 821 befragten Führungskräfte (Durchschnittsalter 51,5 Jahre) befanden sich aktuell in den Wechseljahren oder haben sie durchlebt – und nahezu alle (98,2 Prozent) berichten von mindestens einem körperlichen Symptom.

Mehr als die Hälfte (58,1 Prozent) erleben, dass die Symptome negative Auswirkungen auf ihre Arbeits- und Führungsleistung haben. Die fünf am häufigsten beschriebenen Beschwerden sind (Mehrfachnennung möglich)

  • Konzentrationsstörungen (81,9 Prozent),

  • körperliche Erschöpfung (76,4 Prozent),

  • Reizbarkeit (63,9 Prozent),

  • Schlafstörungen (61,2 Prozent) und

  • depressive Verstimmungen (57,8 Prozent).


Damit ähneln die Angaben stark den Ergebnissen der Studie MenoSupport, die 2023 in Deutschland Daten zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz erhoben hatte. Darin berichteten ebenfalls mehr als drei Viertel der betroffenen Frauen von körperlicher und geistiger Erschöpfung, zwei Drittel von Schlafstörungen sowie mehrheitlich von Reizbarkeit und viele von depressiven Verstimmungen und Hitzewallungen und Schwitzen.

Das hat laut der Untersuchung „Women InChange“ bei mehr als einem Drittel der Betroffenen auch Einfluss auf schwerwiegende Job-Entscheidungen: Knapp 19 Prozent reduzierten Arbeitsstunden, 14 Prozent nahmen eine Auszeit, 12 Prozent wechselten die Position und 7 Prozent gingen sogar früher in den Ruhestand. In der Allgemeinbevölkerung reduzierte laut MenoSupport sogar fast jede vierte betroffene Frau Stunden und fast jede fünfte plant einen früheren Renteneintritt.

Ist die nationale Menopausen-Strategie Geschichte?

„Gesamtgesellschaftliches Bewusstsein für die Wechseljahre der Frau“ sowie eine „nationale Menopausen-Strategie nach internationalem Vorbild“ forderte ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion (Drucksache 20/12983 vom 24. September 2024), den der Bundestag am 18. Oktober 2024 erstmals beriet. Die Wechseljahre seien ein bedeutsamer Lebensabschnitt einer jeden Frau, der mit physischen, psychischen und sozialen Veränderungen einhergehe, hieß es darin.

Die Fraktion formulierte zehn Forderungen, darunter Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit, ein Zugang zur (medizinischen und psychosozialen) Gesundheitsversorgung von betroffenen Frauen, eine stärkere Verankerung des Themas „Menopause“ im Medizinstudium, die Aufnahme des Themas in das betriebliche Gesundheitsmanagement, eine Honorierung von gynäkologischen Beratungsleistungen, neue Forschungsformate zur Menopause sowie auf der Basis internationaler Erfahrungen und Best-Practice-Beispiele die Entwicklung einer nationalen Menopausen-Strategie.

Die Abgeordneten überwiesen die Vorlage an die Ausschüsse zur weiteren Beratung. Die Federführung übernahm damals der Gesundheitsausschuss unter Vorsitz von Kirsten Kappert-Gonther (Grüne). „Die Menopause ist wie ein gut behütetes Geheimnis“, sagte die Politikerin damals. „Erst wenn wir tabufrei auf diese Zeit gucken, dann können wir mit Stereotypen aufräumen, dann können Frauen ihr Potenzial entfalten.“

Zwei Wochen war das Thema mit dem Bruch der Ampelkoalition vom Tisch. Denn für den Bundestag gilt das Diskontinuitätsprinzip. Das heißt, dass alle Gesetzentwürfe und andere Vorlagen, die vom alten Bundestag noch nicht beschlossen wurden, neu eingebracht und verhandelt werden müssen. Ob es dazu kommt, ist offen. Der am 5. Mai 2025 unterzeichnete Koalitionsvertrag behandelt auf Seite 113 die „medizinische Vorsorge, Behandlung und Forschung“, die geschlechts- und diversitätssensibel gestaltet sein und „spezielle Bedürfnisse in jedem Lebensabschnitt aller Geschlechter“ berücksichtigen soll, „zum Beispiel Geburt und Wechseljahre“.

Dabei sind der stundenweise oder komplette Rückzug aus dem Arbeitsleben keine mit dem Arbeitgeber abgestimmten Lösungen, sondern oft Entscheidungen, die die Hälfte aller Beschäftigten mit sich selbst ausmachen: 52,1 Prozent fühlen sich nach eigenen Angaben „mit dem Thema am Arbeitsplatz allein gelassen“ und mehr als jede zweite Frau (57 Prozent) wünscht sich Unterstützungsangebote durch den Arbeitgeber – etwas, das fast zwei Drittel (63 Prozent) vermissen. Noch mehr (68 Prozent) wünschen sich eine offene Kommunikation im Arbeitskontext dazu. Mehr als jede zweite erlebt die Menopause stattdessen als Tabuthema am Arbeitsplatz.

Dementsprechend wünschen sich jeweils mehr als sieben von zehn Betroffenen mehr Sensibilisierung für das Thema Wechseljahre bei Mitarbeitenden und Führungskräften, eine offenere Kommunikation zum Thema sowie die „Etablierung einer wechseljahresfreundlichen Arbeitskultur“. Die Befragten geben außerdem folgende Tipps, welche Unterstützung durch ihre Arbeitgeber sie hilfreich fänden (nach absteigender Wichtigkeit sortiert):

  • flexible Arbeitszeitmodelle

  • Kurse zu Entspannungstechniken

  • Sport- und Informationsangebote speziell für Frauen in den Wechseljahren

  • Arbeit aus dem Homeoffice

  • klimatisierte Arbeitsplätze

  • psychologische Betreuung zum Thema Wechseljahre


Bis zum Erscheinen des Reports „Wechseljahre am Arbeitsplatz“ [Chan de Avila & Nitsche, 2025] gab es keinen Leitfaden, wie ein betriebliches Gesundheitsmanagement die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren berücksichtigen könnte. Die Autoren entwickelten darum ein eigenes – aber aufwendiges und nur für größere Arbeitgeber geeignetes – Konzept und stellen es kostenlos zur Verfügung (hier geht's zum Download).

Etwas praxisorientierter sind die im Sommer 2025 von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin zusammen mit der Barmer Krankenkasse veröffentlichten Empfehlungen für Unternehmen zur Gesundheitsförderung von Mitarbeiterinnen in den Wechseljahren. Der 47-seitige Leitfaden „Menopause@work“ (hier geht's zum Download) ist ebenfalls frei verfügbar und unterstützt Arbeitgeber bei der Aufklärung, der konstruktiven Kommunikation und der Umsetzung von Maßnahmen. Die Handlungsempfehlungen umfassen drei exemplarische Gesprächssituationen zur Entwicklung von Kommunikationsstrategien für den betrieblichen Alltag sowie Checklisten. Sie empfehlen ein dreistufiges Vorgehen:

  • Aufklären: Unternehmen sollten Wissen über die körperlichen und psychischen Veränderungen in den Wechseljahren vermitteln – und zwar nicht nur an die betroffenen Frauen, sondern auch an Führungskräfte und Kolleginnen und Kollegen.

  • Kommunikation fördern: Eine offene, sensibel geführte Kommunikation ist entscheidend. Denn rund 68 Prozent der befragten Frauen wünschen sich, dass Wechseljahre am Arbeitsplatz kein Tabu mehr sind.

  • Handeln: Von flexiblen Arbeitszeitmodellen über betriebliches Gesundheitsmanagement bis zur Sensibilisierung von Führungskräften – Unternehmen haben viele Möglichkeiten, das Arbeitsumfeld besser auf die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren abzustimmen.

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