Medizin

100. Nierentransplantation mit falscher Blutgruppe

sp/pm
Nachrichten
Vor zehn Jahren wurde in Freiburg deutschlandweit die erste Nierenlebendspende mit inkompatiblen Blutgruppen erfolgreich durchgeführt. Anfang September wurde nun die 100. Niere transplantiert.

Das von Transplantationschirurgen und Nephrologen erarbeitete Verfahren zur AB0-inkompatiblen Nierenlebendspende ist als fester Bestandteil im Leistungsspektrum des Transplantationszentrums am Universitätsklinikum Freiburg etabliert.

Führend in Europa

"Mit der 100. Nierentransplantation bei inkompatiblen Blutgruppen hat das Transplantationszentrum Freiburg nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit die meisten Patienten mit dieser Methode transplantiert“, sagt PD Dr. Przemyslaw Pisarski, Sektionsleiter der Transplantationschirurgie der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg.

Kritische Stimmen am Anfang

Die erste blutgruppeninkompatible Nierentransplantation in Freiburg wurde damals von der deutschen Fachwelt kritisch begleitet. Ermutigt durch die Freiburger Ergebnisse wurden jedoch zwischenzeitlich an einer ganzen Reihe weiterer Transplantationszentren vergleichbare blutgruppeninkompatible Nierenlebendspenden-Programme initiiert. Mittlerweile haben sich deutschlandweit 31 Zentren dem Freiburger Modell angeschlossen. Insgesamt wurden in Deutschland bisher 800 Patienten nach diesem Verfahren transplantiert.

Vor vier Jahren gründeten die Freiburger Wissenschaftler das Deutsche ABO-kompatible Nierenlebendspende-Register. Es soll die Resultate blutgruppeninkompatibler Nierenlebendspenden in Deutschland gemeinsam wissenschaftlich auswerten und entsprechende Behandlungsprotokolle weiterentwickeln.

blutgruppeninkompatible und blutgruppenkompatible Spenden sind vergleichbar

„Schon jetzt konnten wir zeigen, dass die Freiburger Ergebnisse der blutgruppeninkompatiblen Nierenlebendspende mit denen der blutgruppenkompatiblen Nierenlebendspende gut vergleichbar sind“, so Prof. Dr. Gerd Walz, Ärztlicher Direktor der Klinik für Nephrologie und Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Freiburg.

Die zunächst befürchtete höhere Rate der antikörper-vermittelten Abstoßung und die Nebenwirkungen durch die speziellen Medikamente sowie auch die Zahl der Infektionen habe sich in Vergleichsanalysen mit blutgruppenkompatibel transplantierten Patienten nicht bestätigt. „Spezifische Komplikationen oder Nebenwirkungen im längerfristigen Verlauf sind nicht zu beobachten“, so Walz.

Das Universitätsklinikum Freiburg bietet fast das gesamte Spektrum an Organtransplantationen an. Neben Nieren werden hier Bauchspeicheldrüsen, Herzen, Lungen und die Hornhaut des Auges transplantiert. 

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