70 Prozent der Ärzte wurden sexuell belästigt
Die Ergebnisse beruhen auf einer anonymen, standardisierten Online-Befragung, die unter 743 Ärztinnen und Ärzten der
von Mai bis Juli 2015 durchgeführt wurde. Gefragt wurde zu Formen von erlebtem Fehlverhalten während des gesamten Berufslebens und somit auch vor der Tätigkeit der Befragten
.
Erhoben wurden zudem die Folgen und die Profile der Verursacher sowie die Verfügbarkeit von strukturellen und organisationalen Informationen. 60 Prozent der Teilnehmer waren weiblich, 39 Prozent männlich und ein Prozent gab eine andere Geschlechtsidentität an.
Die Studie
Die Studie
Den Ergebnisse zufolge hatten 70 Prozent der Befragten im Laufe ihres gesamten Arbeitslebens eine Form der Belästigung erfahren. Bei den befragten Frauen waren es rund 76 Prozent, bei den Männern 62 Prozent.
Abwertende Sprache, anzügliche Sprüche, Nachpfeifen
Am häufigsten kam es zu verbalen Belästigungen aufgrund von abwertender Sprache mit 62 Prozent sowie aufgrund von anzüglichen Sprüchen mit 25 Prozent.
Die Befragten gaben außerdem an, dass sie Grenzverletzungen wegen unerwünschtem Körperkontakt (17 Prozent), Erzählungen mit sexuellem Inhalt (15 Prozent) sowie Nachpfeifen und Anstarren (13 Prozent) erlebt hatten. Andere Formen von Fehlverhalten wurden wie folgt angegeben: sexuelle Angebote und unerwünschte Einladungen (7 Prozent), Belästigungen in schriftlicher Form, durch Bilder oder Witze (6 Prozent), obszöne Gesten (5 Prozent). Die Betroffenen wurden am häufigsten von Kolleginnen und Kollegen belästigt. Bei Frauen spielten zudem männliche Vorgesetzte eine zentrale Rolle.
Insgesamt 20 Prozent der Befragten hatten körperliche Übergriffe erlebt - Frauen häufiger als Männer. 28 Prozent der Opfer empfanden diese Entgleisungen als bedrohlich. Bei den Ärztinnen ging der Übergriff fast ausschließlich von Männern aus (85 Prozent der nichtkörperlichen und 95 Prozent der körperlichen Grenzverletzungen), bei den Ärzten überwiegend von Frauen (62 versus 87 Prozent).
Meistens waren die Täter Kollegen
In den meisten Fällen - hier gab es bei Ärztinnen und Ärzten keine Unterschiede - waren die Täter Kollegen (71 beziehungsweise 80 Prozent). Frauen waren jedoch viel öfter Opfer von Grenzüberschreitungen durch Vorgesetzte (37 versus 18 Prozent). Als einziger struktureller Risikofaktor für sexuelle Belästigung erwies sich eine starke Hierarchie in der Abteilung.
"Wir als Vorstand der
tolerieren keine Form von sexueller Belästigung und vergleichbaren Grenzverletzungen – ob in der Klinik, im Institut, im Seminarraum oder im Verwaltungsbereich“, erklärt <link url="https://www.charite.de/service/glossar/begriff/dr/" import_url="https://www.charite.de/service/glossar/begriff/dr/ - glossary" follow="follow" seo-title="" target="self"> Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der
. „Wir alle sind gefordert, als Vorgesetzte oder als Kolleginnen und Kollegen einzuschreiten, sollten wir Zeugin oder Zeuge von solchen Vorfällen werden. Der Vorstand der
sieht sich in der Pflicht, hierfür die entsprechenden Beratungs- und Hilfsangebote bereitzustellen."
"Uns haben diese Zahlen wenig überrascht!"
"Auch, wenn die Anzahl der empfundenen Belästigungen hoch und jeder einzelne Fall zu viel ist, haben uns diese Zahlen wenig überrascht", kommentierte Sabine Jenner, dezentrale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte an der
und Studienbeteiligte, die Ergebnisse.
Internationale Studien hätten bereits darauf hingedeutet, dass Grenzverletzungen im medizinischen Arbeitsumfeld aufgrund der speziellen Arbeitsbedingungen eine Sonderstellung einnehmen: "Hier arbeiten Menschen sehr vertrauensvoll zusammen und haben berufsbedingt einen engen Kontakt zu Patientinnen und Patienten", sagte Jenner und fügte hinzu: "Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir das Thema offen kommunizieren und alle Beschäftigen der
für unsere Maßnahmen zum Schutz vor Belästigungen am Arbeitsplatz sensibilisieren."
Wie reagiert die Charité?
Wie reagiert die Charité?
Jenner S, Djermester P, Prügl J, Kurmeyer C, Oertelt-Prigione S. Prevalence of Sexual Harassment in Academic Medicine. JAMA Intern Med. Published online October 03, 2018. doi:10.1001/jamainternmed.2018.4859.