Studie aus Schweden

Adipöse Frauen haben mehr Karies

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Zahnmedizin
In einer schwedischen Studie hatten Frauen mit einem BMI größer 42,5kg/m2 signifikant höhere Dentinkaries-Raten und weniger gesunde Zahnflächen als die Allgemeinbevölkerung.

Die Forschenden rekrutierten für die Datenerhebung Frauen, die an der BAriatric SUbstitution and Nutrition study (BASUN) teilnahmen. Diese Studie erforscht die Ergebnisse medizinischer sowie chirurgischer Adipositas-Behandlungen über einen längeren Zeitraum. Da der überwiegende Anteil der BASUN-Teilnehmenden aus Frauen besteht, wurden in der Mundgesundheits-Studie nur Probandinnen inkludiert.

Die Altersspanne der 118 Teilnehmerinnen reichte von 18 bis 35 Jahre. Sie wurden anhand ihres Body-Mass-Index in Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe mit einem BMI von 35 bis 39,9 kg/m2 entspricht einer Adipositas Klasse 2, die zweite und dritte Gruppe (40-44,9 kg/m2 und ≥45 kg/m2) entsprechen einer Adipositas Klasse 3.

Je mehr Gewicht, desto weniger kariesfreie Zahnflächen

Zahnärzte führten klinische Untersuchungen durch und erstellten einen Parodontalstatus und Bissflügelaufnahmen. Zudem wurden die Speichelmenge (stimuliert und unstimuliert) und die Gesamtanzahl von Mutans-Streptokokken und Laktobazillen pro koloniebildende Einheit (KBE)/ml gemessen. Anhand von Fragebögen wurden überdies soziodemografische Merkmale und Mundgesundheits-Gewohnheiten (inklusive Interdentalhygiene und Rauchen) der Probandinnen abgefragt.

Die Ergebnisse zeigten, dass in der Gruppe mit dem höchsten BMI (>45 kg/m2) die Dentin- und Gesamtkaries-Raten im Vergleich zur schwedischen Allgemeinbevölkerung signifikant höher waren und „ […] die Gesamtkaries um 0,59 Zahnflächen (p = 0,025) je BMI-Grad anstieg.” [Taghat et al., 2022]. Gleichzeitig waren die kariesfreien Flächen in dieser Gruppe signifikant niedriger. In den Gruppen mit niedrigerem BMI war dies nicht der Fall – eine Assoziation ließ sich erst ab einem BMI über dem Gruppendurchschnitt (42,2 kg/m2) erkennen.

Hyposalivation könnte ebenfalls eine Rolle spielen

Hyposalivation bestand bei einem Großteil der Probandinnen – bei manchen auch unabhängig von Medikamenteneinnahmen. Rund die Hälfte aller Teilnehmerinnen wies erhöhte Mengen von Plaque und ein Drittel eine Gingivitis auf. Laktobazillen wurden in erhöhter Konzentration nachgewiesen, Mutans-Streptokokken allerdings nicht.

Die Forschenden betonen, dass zwar Assoziationen zwischen erhöhtem Körpergewicht und Karies erkennbar sind, aber im Rahmen dieser Studie keine kausalen Zusammenhänge dargestellt werden können. Dennoch fallen gemeinsame Risikofaktoren für Adipositas und eine schlechte Mundgesundheit auf, ebenso wie „gemeinsame modifizierende Faktoren wie Alter und sozioökonomische Verhältnisse, z. B. das Bildungsniveau” [Taghat et al., 2022].

Hyposalivation könnte ebenfalls eine Rolle spielen, hatte in der Studie aber statistisch keinen Einfluss auf den Zusammenhang zwischen Karies und Fettleibigkeit.

Stigmatisierung ist womöglich Teil des Problems

Viele Teilnehmerinnen gaben in der Befragung an, sich nicht regelmäßig die Zähne zu putzen oder keine interdentale Reinigung durchzuführen. Die Forschenden vermuten, dass die körperliche Anstrengung beim Zähneputzen, bedingt durch das Körpergewicht, zu einer Vernachlässigung der Mundhygiene führen könnte. Die Probandinnen der höchsten BMI-Gruppe besuchten auch verhältnismäßig seltener eine Zahnarztpraxis. „Fettleibige Menschen schämen sich möglicherweise für ihre Situation und fühlen sich stigmatisiert […], was wiederum dazu führen kann, dass sie die zahnärztliche Versorgung meiden”, schlussfolgern Taghat et al. [2022].

Taghat N, Lingström P, Mossberg K, Fändriks L, Eliasson B, Östberg AL. Oral health by obesity classification in young obese women - a cross-sectional study. Acta Odontol Scand. 2022 Jul 24:1-9.doi: 10.1080/00016357.2022.2063942. Epub ahead of print. PMID: 35876084.

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