Ärzte-Appell: Gegen das Diktat der Ökonomie in Krankenhäusern
Das Magazin sprach mit mehr als 100 Medizinern aus ganz Deutschland. Viele erleben dramatische Missstände, berichten sie. Fast alle Ärztinnen und Ärzte nannten zwei Ursachen für die Misere: extremen ökonomischen Druck und das "Fallpauschalen-System". Der fatale Effekt: Patienten rechnen sich in diesem System vor allem, wenn an ihnen viele Prozeduren durchgeführt werden.
Ökonomisch uninteressant sei es dagegen, wenn Krankenhausärzte mit Patienten sprechen, über die richtige Diagnose nachdenken und in der Fachliteratur nachforschen, oder wenn sie Patienten erst beobachten, bevor sie in ungezielten Aktionismus verfallen.
Bis jetzt beteiligen sich 215 Mediziner als Einzelpersonen sowie 19 Organisationen dem Ärzte-Appell, den der stern veröffentlicht hat. Die Forderungen der Unterzeichner lauten im Einzelnen:
Das Fallpauschalensystem muss ersetzt oder zumindest grundlegend reformiert werden.
Die ökonomisch gesteuerte gefährliche Übertherapie sowie Unterversorgung von Patienten müssen gestoppt werden. Dabei bekennen wir uns zur Notwendigkeit wirtschaftlichen Handelns.
Der Staat muss Krankenhäuser dort planen und gut ausstatten, wo sie wirklich nötig sind. Das erfordert einen Masterplan und den Mut, mancherorts zwei oder drei Kliniken zu größeren, leistungsfähigeren und personell besser ausgestatteten Zentren zusammenzuführen.
Die Unterstützer sind Praktiker, Standesvertreter und Organisationen - von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) bis zum Verein der Demokratischen Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ).
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