Medizin

Ärzten gelingt Transplantation der Hände beim Kind

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In den USA haben Ärzte erfolgreich eine Doppeltransplantation von Händen bei einem Kind durchgeführt: Der achtjährige Zion Harvey schreibt, isst und spielt heute sogar mit seinen zwei transplantierten Händen Baseball.

Die Operation dauerte 10 Stunden und 40 Minuten. Heute, 18 Monate nach der Operation, kann der Junge mit seinen neuen Händen mehr Handlungen auszuführen als zuvor mit seinen Stümpfen, schreiben die Ärzte in der Fachzeitschrift "The Lancet Child & Adolescent Health". Den Angaben zufolge ist es die erste erfolgreiche Handtransplantation bei nicht-verwandten Kindern.

Quelle: Lancet TV

Hintergrund: Obgleich die Transplantation von abweichendem zusammengesetztem Fremdgewebe (Vascularized Composite Allotransplantation, VCA) in zunehmendem Maße eine Behandlungsoption bei Erwachsenen mit Amputierten darstellt, gab es den Ärzten zufolge bisher keinen bekannten Fall, bei denen diese Methode erfolgreich bei Kindern durchgeführt wurde.

Nach zwei Jahren umfangreicher Vorbereitung - als Immunsuppressiva wurden Thymoglobulin, Tacrolimus, Prednison und Mycophenolat Mofetil eingesetzt - führte das OP-Team im Juli 2015 die erste bilaterale Hand- und Unterarm-Transplantation bei einem achtjährigen Jungen mit früherer Nierentransplantation durch.

Vier Teams arbeiteten gleichzeitig an den Spender- und Empfängergliedern. Zur Reduzierung der Ischämiezeit wurden die Chirurgen von einer individuell angepassten Schnittführung unterstützt. Hautbiopsien sowie eine enge Überwachung der Nierenfunktion und der Arzneimittelkonzentrationen wurden die ersten 3 Monate nach der OP wöchentlich, dann monatlich und schließlich vierteljährlich durchgeführt. Darüber hinaus wurden Proben des Hautgewebes entnommen, wenn eine Gewebeabstoßung vermutet wurde.

Um den Patienten während der Rehabilitation zu fördern und zu motivieren, wurden spezifische Rehabilitationstechniken für Kinder angewendet. Die Fortschritte wurden durch monatliche sensorische und motorische Funktionstests während der Routine-Klinikbesuche und unter anderem mithilfe von Gehirn-MRT, Magnetoenzephalografie und transkranieller magnetischer Stimulation beurteilt.

Die Operation dauerte 10 Stunden und 40 Minuten. Außer einer Revision der ulnaren Arterie, die wenige Stunden nach der Operation erfolgen musste, gab es keine weiteren unmittelbaren postoperativen Komplikationen. Auch die im ersten Jahr auftretenden Abstoßungsreaktionen konnten eingedämmt werden.

Eine Empfindlichkeit bei leichter Berührung war 6 Monate nach der Transplantation vorhanden. Die intrinsische Hand-Muskel-Innervation war 7 bis 10 Monaten nach dem Eingriff gegeben. Nach 18 Monaten war der Junge in der Lage, zu schreiben und zu essen, zur Toilette zu gehen und sich anzuziehen - selbstständiger und effizienter als als zuvor mit seinen Stümpfen. Er bleibt auf vier immunsuppressive Medikamente angewiesen. Die funktionellen Neuroimaging-Studien haben eine motorische und somatosensorische kortikale Reorganisation belegt.

Zudem gelang es den Ärzten, dass die Hände mit dem Körper mitwachsen. Mittlerweile geht es für den Jungen darum, sich wieder in sein soziales Umfeld zu integrieren und zur Schule zu gehen.

"Sein Gehirn redet mit den Händen", sagt Scott Levin, Leiter des OP-Teams am Kinderkrankenhaus in Philadelphia, in einem YouTube-Video. "Es sagt ihnen, dass sie sich bewegen sollen, und sie bewegen sich. Allein das ist bemerkenswert, weil dieser Teil des Gehirns für sechs Jahre seines Lebens gar nicht aktiv war."

Zion hatte mit zwei Jahren aufgrund von Bakterien eine Blutvergiftung erlitten, die unter anderem zu Nierenversagen und dem Verlust der Hände, Teilen der Unterarme und der Füße führte. Als ihr Sohn vier Jahre alt war, spendete die Mutter ihm eine Niere. Später wurden dem Kind über eine Spenderliste Hände zugewiesen.

Fazit: Hand-Transplantationen bei einem Kind können unter bestimmten sorgfältig geprüften Bedingungen chirurgisch, medizinisch und funktionell erfolgreich sein. Langfristige Daten über die funktionale Trajektorie, neurologische Erholung, psychologische Folgeerscheinungen und die potenzielle späte Wirkung der Immunsuppression sind noch erforderlich, um eine breitere Umsetzung der pädiatrischen vaskulären Composite-Allotransplantation zu unterstützen. Die Finanzierung erfolgte über das Kinderkrankenhaus von Philadelphia.

Dr. Sandra Amaral et al., 18-month outcomes of heterologous bilateral hand transplantation in a child: a case report, in: The Lancet Child & Adolescent Health, published 18 July 2017

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