Ästhetik in der Parodontologie
Tagungspräsident Prof. Dr. Moritz Kebschull, Birmingham, hatte zu einem Kongress unter dem Motto "Ästhetik in der Parodontologie" eingeladen. Das zweitägige wissenschaftliche Programm war gefüllt mit Vorträgen zu innovativen Behandlungskonzepten, evidenzbasierten Therapieverfahren und wissenschaftlichen Updates.
Im Vorfeld der Jahrestagung hatten die Mitglieder der DG PARO ihren Vorstand neu gewählt: Prof. Dr. Bettina Dannewitz, Weilburg, übernahm das Amt der Präsidentin turnusgemäß für die kommenden drei Jahre. Prof. Dr. Henrik Dommisch, Berlin, wurde als Präsident elect gewählt. Generalsekretär Prof. Dr. Dr. h.c. Holger Jentsch, Leipzig, sowie Beisitzerin Dr. Lisa Hezel, Magdeburg, wurden ihren Ämtern bestätigt. Als neues Mitglied wurde Prof. Dr. Dr. Thomas Beikler, Hamburg, in den Vorstand gewählt.
Das Ziel: Minimalinvasiv behandeln
Das Hauptprogramm der Jahrestagung begann am Freitag mit dem Themenkomplex "Der Frontzahn mit tiefer Tasche". Prof. Dr. Teughels, Leuven (BE), brach eine Lanze für die Vermeidung chirurgischer Eingriffe und verwies auf das weitreichende Potenzial der körpereigenen Heilung und Regeneration. Wenn allerdings die Chirurgie unumgänglich sein sollte, dann möglichst minimalinvasiv – Prof. Dr. Wachtel, München, und Prof. Dr. Stefanini, Bologna (IT), standen gemeinsam auf der Bühne und gaben Einblicke in ihre minimal-invasiven Therapiekonzepte.
Rezessionen und schwarze Dreiecke
„Rezessionen und schwarze Dreiecke in der Front – restaurativ“ war die darauffolgende Vortragsreihe überschrieben, welche keramische und kunststofftechnische Optionen zur Verbesserung der Ästhetik vorstellte. Prof. Dr. Krastl, Würzburg, präsentierte Kompositlösungen, die langzeitstabil seien und auch den ästhetischen Ansprüchen der Behandler und Patienten standhalten könnten. Dr. Boldt, Düsseldorf, führte durch das Düsseldorfer prothetische Behandlungskonzept bei parodontal kompromittierten Frontzähnen. Die folgende Session: „Rezessionen und schwarze Dreiecke in der Front – chirurgisch“ griff operative Lösungsvorschläge für dieses parodontale Problem auf. Unterminierende Operationstechniken waren das Themengebiet von Prof. Dr. mult. Sculean, Bern (CH) und Dr. Cairo, Florenz (IT), ergänzten diese Ausführungen durch die Vorstellung verschiedener Lappentechniken.
Der Freitag fand den Abschluss in der Präsentation scheinbar untherapierbarer Fälle in der Front unter der Überschrift: "Der stark parodontal geschädigte Zahn". Hier beeindruckte bereits der erste Redner dieses Themenkomplexes Prof. Dr. Cortellini, Florenz (IT), durch Fälle, die den Erhalt von Zähnen mit einem nahezu 100-prozentigen Knochenverlust zeigten. Auch Prof. Dr. Fickl, Fürth, stellte eigene Fälle vor, war jedoch etwas zurückhaltender bei der Einschätzung, in welchem Ausmaß Destruktionen noch kontrolliert und therapiert werden könnten. Für den Fall des Zahnverlustes schilderte Prof. Dr. Dr. Schliephake, Göttingen, Möglichkeiten, Knochen und Weichgewebe zu managen, um erfolgreich implantieren zu können.
Ästhetische Probleme um Implantate
Am Samstagmorgen stand die Frage nach den therapeutischen Optionen bei ästhetischen Problemen um Implantate im Fokus. Dabei erörterte PD Dr. Happe, Münster, die Problematik von fehlpositionierten Implantaten. Dr. Burkhardt, Zürich (CH), konzentrierte sich auf Rezessionen bei dentalen Implantaten und verwies auf die unabdingbare Notwendigkeit der genauen und detaillierten Aufklärung des Patienten, um deren Erwartung zu steuern. Prof. Dr. Schwarz, Frankfurt a. M., erläuterte das Frankfurter Therapiekonzept bei peri-implantären Infektionen.
In der zweiten Samstagssession stand die Versorgung von Patienten mit mehreren fehlenden Frontzähnen im Mittelpunkt. PD Dr. Dr. Schlee, Forchheim, beschäftigte sich mit dem umfassenden Aufbau von Gewebe mit Ersatzmaterialien. Ergänzend dazu stellte Dr. Tunkel, Bad Oeynhausen, Konzepte zum Gewebsaufbau mit Eigenknochen vor. Einen präzisen Einblick mit wichtigen Hinweisen zur prothetischen Implantatversorgung in diesen Situationen gab Prof. Dr. Wolfart, Aachen.
Den Abschluss machte das neue Format "DG PARO/EAO – Battle of Concepts". Prof. Dr. Fickl, Fürth, leitete den fachlichen Schlagabtausch zwischen Dr. Adriaens, Gent (BE), Dr. Mühlemann, Zürich (CH), und Dr. Navarro, Las Palmas (GC), welche ihre Konzepte bei schweren parodontalen Erkrankungen in der Front vorstellten – vom Zahnerhalt über die klassische prothetische Versorgung bis hin zu Implantatrestaurationen. Im Mittelpunkt stand zum Ende der Vorträge immer wieder ein zu diskutierender und hoffnungslos erscheinender Patientenfall von Prof. Dr. Fickl.
Die jährliche Vergabe der wissenschaftlichen Preise war ebenfalls Bestandteil dieses Kongresses, dazu gehörten: der DG PARO-Dissertationspreis, die DG PARO/meridol®-Forschungsförderung, der Eugen-Fröhlich-Preis der DG PARO und der Implantatforschungspreis. Die preisgekrönten Wissenschaftler wurden unter anerkennenden Applaus auf der Bühne geehrt.
Die Jahrestagung richtete sich aber nicht nur an Zahnärzte, sondern bot Unterhaltung und Weiterbildung für das ganze Team. Der DG PARO-Teamtag konzentrierte sich auf zahnmedizinische Fachangestellte, Dentalhygienikerinnen und Zahnmedizinische Fachassistenten. Es wurden aktuelle Neuerungen praxisorientiert dargestellt und relevante Therapieverfahren präsentiert.
Auch wurde der Forschung eine Bühne geboten: Zahlreiche Poster wurden gezeigt. Am Freitag wurden ganztägig Kurzvorträge gehalten. Die DG PARO prämierte auch dieses Jahr wieder die besten Poster und Kurzvorträge.
Hands-on-Kurse
Zahlreiche Hands-on-Kurse boten Gelegenheit zur praktischen Fortbildung. Neben dem praktischen Handaufschärfkurs für das ganze Praxisteam wurden folgende Kurse angeboten: "Weichgewebeersatz zur Verbesserung der Ästhetik und der Gesundheit um Zähne und Implantate" mit Prof. Dr. Dr. Jepsen und PD Dr. Jepsen, Bonn; "Ästhetik frontal – vorhersehbare Wege für optimale Restaurationsergebnisse mit Komposit" mit Prof. Dr. Krastl, Würzburg; "Behandlung von Weichgewebsdefekten am Zahn und am Implantat – das Berner Konzept" mit Prof. Dr. mult. Sculean, Bern (CH); "Kombinierte Therapiekonzepte zur Optimierung der parodontalen und periimplantären Wundheilung" mit Prof. Dr. Schmidlin, Zürich (CH), und "Der parodontal kompromittierte Zahn: Parodontale Regeneration oder augmentativ-implantologischer Ersatz? Möglichkeiten, Grenzen und neue Wege" mit Dr. Tunkel, Bad Oeynhausen.
Die nächste DG PARO-Jahrestagung findet vom 17.-19. September 2020 in Stuttgart unter dem Motto: "Parodontale Therapie im Wandel" statt.