Alles Gute, Zahnmännchen!

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Zahnmedizin
Seit 30 Jahren kennen Kinder und Eltern das Zahnmännchen: Der Zahn, der von einem Schirm geschützt wird, steht für zahnfreundliche Süßwaren. Wir sprachen mit Hedi von Bergh, Leiterin der Geschäftsstelle der Aktion zahnfreundlich.

zm-online: Die Aktion zahnfreundlich wird 30 Jahre alt. Wer hatte die Idee dazu?

Hedi von Bergh:Der Anstoß dazu kam aus der Schweiz. 1982 gründete Prof. Bernhard Guggenheim von der Universität Zürich die Schweizer Aktion zahnfreundlich. Da war unser Logo - das Zahnmännchen - übrigens schon ein Jahr alt. Im Rahmen eines Wettbewerbs zwischen den Schweizer Universitäten wurde es von Studenten der Uni Zürich kreiert. 1985, exakt am 16. September, startete die Aktion zahnfreundlich in Deutschland. Der gemeinnützig arbeitende Verein wurde im Zahnärztehaus in Köln gegründet.

Wer waren die Gründungsmitglieder?

Initiator und Gründungsvater war Friedrich Römer. Dem PR-Fachmann und Fachjournalisten gelang es gemeinsam mit Prof. Dr. Friedrich Gehring aus Würzburg, 20 Zahnmediziner, Ernährungsfachleute, Marketingspezialisten aus der Zuckerersatzstoff- und Süßstoff-Industrie zu überzeugen, die Aktion zahnfreundlich ins Leben zu rufen. Ihr 1. Vorsitzender wurde Prof. Klaus Bößmann aus Kiel, der die Aktion dann bis zum Jahrtausendwechsel leitete.

Zu seinem Stellvertreter wählte der Verein Dr. Peter Boehme (Bremen) vom damaligen BDZ, der heutigen Bundeszahnärztekammer, und die Vorstandsmitglieder Dr. Heinz-Joachim Fichtner, Neuss (BZÖG) sowie Prof. Gehring. Aus der Industrie wurden je zwei Vertreter der Rohstoffhersteller Hoffmann La Roche und Merck sowie aus der verarbeitenden Industrie Diedenhofen und Vivil bestimmt.  

Aus Dankbarkeit und Respekt hat die Aktion zahnfreundlich übrigens ihrem Gründer Friedrich Römer eine Ehrenmedaille gewidmet. Damit werden Menschen ausgezeichnet, die sich besonders verdient um die Prophylaxe gemacht haben. Sie wurde 2005 zum ersten Mal verliehen - an ihren Namensgeber.  Der diesjährige Preisträger ist Prof. Dr. Norbert Krämer.

Wie lauteten damals die Ziele?

Prävention durch Substitution. Da die Kariesrate in den 1980er Jahren noch exorbitant hoch war, sollten die Verbraucher nicht nur über die Rolle des Zuckers bei der Kariesentstehung aufgeklärt, sondern ihnen für die zahnschädigenden Lebensmittel - vor allem Süßigkeiten - auch unschädliche Alternativen angeboten werden. Zur Unterstützung der Aufklärungsarbeit und als klares Erkennungszeichen dafür, welche Produkte „kariogen“ wirken und welche „zahnfreundlich“ sind, wurde von Anfang an das Zahnmännchen eingesetzt.   

###more### ###title### Was hat sich im Laufe der Zeit verändert? ###title### ###more###

Was hat sich im Laufe der Zeit verändert?

Unendlich viel. Ich möchte als erstes den erfreulichen Rückgang der Karies nennen. Wir sind mit Ziel ‚weniger Karies und mehr Zahngesundheit‘ gestartet und haben sicher durch unsere kontinuierliche Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit mit dazu beigetragen, dass die Kariesrate heute auf einem erfreulich niedrigen Niveau ist. 

Stand zunächst die Aufklärung über die Zusammenhänge zwischen Ernährung und gesunden Zähnen im Mittelpunkt, haben wir unseren Fokus in den letzten Jahren deutlich auf die gesamte Mundgesundheit ausgerichtet. Neben zahngesunder Ernährung thematisieren wir heute auch Mundhygiene, Fluoridierung und regelmäßige Zahnarztbesuche.

Dabei geht es primär um das Zahnmännchen-Logo, mit dem auf der Grundlage von wissenschaftlichen Testverfahren vor allem Lebensmittel, Nahrungsergänzungs- und Arzneimittel, heute aber auch bereits Mundhygiene- und Oral Care-Produkte  als „zahnfreundlich“ ausgezeichnet werden.

Unsere  Neuorientierung zeigt sich natürlich auch in der Verstärkung der wissenschaftlichen Arbeit. Das ermöglicht uns nicht nur neue Denkanstöße für zahngesunde Ernährungskonzepte zu geben, sondern auch die Entwicklung von Produkten zu begleiten, die der Zahn- und Mundgesundheit dienen. Wir sind ziemlich stolz darauf, dass unser Know-how dazu beigetragen hat, die weltweit ersten zahnfreundlichen Beruhigungssauger, Babytees oder auch die erste zahnfreundliche Schokolade zu entwickeln.

Veränderungen hat es auch bei unsere Mitgliedsfirmen gegeben, die ihre Marken zunehmend international pflegen. Gab es früher viele mittelständische Hersteller zahnfreundlicher Produkte, sind es heute multinationale Unternehmen, die ihre Marken mit dem Zahnmännchen auszeichnen lassen. 

Aber die Aktion zahnfreundlich arbeitet doch nur in Deutschland.

Unsere originären Aufgaben liegen natürlich hier. Gleichwohl sind wir in das internationale Netzwerk der zahnfreundlichen Organisationen in der Schweiz, der Türkei, Japan, China, Thailand und Korea eingebunden und arbeiten als völlig selbstständiger Verein sehr eng mit unserer Dachorganisation Toothfriendly International und der Schweizer Stiftung Toothfriendly Foundation zusammen.

Mit weit über 650 persönlichen Mitgliedern und rund 20 Firmenmitgliedern sind wir nicht nur hier ein starker Verein, sondern werden auch international gehört. Was sich auch darin zeigt, dass der 1. Vorsitzende der Aktion Zahnfreundlich, Prof. Dr. Stefan Zimmer, sowohl zum Präsidenten von Toothfriendly International als auch der Toothfriendly Foundation gewählt wurde. 

###more### ###title### Welche Bedeutung hat das Zahnmännchen außerhalb der Dentalszene? ###title### ###more###

Welche Bedeutung hat das Zahnmännchen außerhalb der Dentalszene?

Aus der jüngsten Marktforschungsstudie wissen wir, dass in unserem Land jeder Zweite (55 Prozent) das Zahnmännchen kennt und auch weiß, was es bedeutet. Ganz besonders erfreulich ist, dass 82 Prozent aller 14- bis 29-Jährigen und 61 Prozent der 30- bis 49-Jährigen den freundlichen Zahn mit Schirm kennen. Einen ähnlich hohen Bekanntheitsgrad (63 Prozent) erreicht das zahnfreundlich-Logo auch bei der weiblichen Bevölkerung (61 Prozent), während es bei den Männern leider nur 46 Prozent sind.  

Auf die Frage „Wissen Sie, was das Logo bedeutet?“ bringen es 58 Prozent der Befragten, die das Zahnmännchen kennen, ganz richtig mit Produkten in Verbindung, die „gut sind für die Zähne“ und ohne Gefahr  für die Zahngesundheit verzehrt oder getrunken werden können beziehungsweise, die keine Karies oder Erosionsschäden am Zahn verursachen.

Der Bevölkerung dient das „Zahnmännchen“ seit nunmehr 30 Jahren als Garantiemarke für Zahnfreundlichkeit - und als Orientierungshilfe. Denn im Gegensatz zu Auslobungen wie „zuckerfrei“ oder „mit Xylit“, die sich lediglich auf die Zusammensetzung eines Lebensmittels beziehen und damit noch nichts über dessen (zahn-)gesundheitliche Eigenschaften aussagen, bezeugt das „Zahnmännchen“ unmittelbar die zahnfreundliche Qualität eines Lebensmittels. 

Wie zahnfreundlich sieht denn die Zukunft aus?

Einen wichtigen Schritt in die Zukunft machen wir mit dem Start unserer völlig neu gestalteten Website, die zur IDS online gehen soll. Mit einem sehr cleanen und von Bildern geprägten Auftritt wenden wir uns sofort erkennbar an unsere  drei Zielgruppen: Verbraucher, Zahnarztpraxen und Firmen. Entsprechend der unterschiedlichen Interessen geben wir Antworten und Tipps rund um die Zahn- und Mundgesundheit.

Ich bin sehr gespannt auf die ersten Redaktionen!  Ergänzend zu unserem  Internet-Auftritt werden wir uns verstärkt in den sozialen Netzwerken bewegen und unsere Kommunikation auf die mobilen Bedürfnisse unserer Zielgruppen einstellen. 

Wir werden noch stärker als bisher unsere wissenschaftlichen Ressourcen ausbauen und für die Kommunikation nutzen. Sie aber vor allem im Oral Care-Bereich einsetzen, um den Kriterien für die Auszeichnung von Produkten einen ebenso strengen Qualitätsanspruch zu geben, wie im Lebensmittelbereich.

Im Fokus steht vor allem eine Online-Fortbildung für zahnärztliche Assistenzberufe, um das Wissen über die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Zahngesundheit bei den Praxismitarbeitern zu stärken. Hier heißt das Ziel: Wir wollen unsere Mitglieder unterstützen und ihre Teams als besonders geschulte zahnfreundliche Experten auszeichnen.  

Dank unserer Mitglieder, die das Rückgrat der Aktion zahnfreundlich sind, haben wir in den  zurückliegenden 30 Jahren viel erreicht und uns für die kommenden Jahre viel vorgenommen. Um die Pläne realisieren zu können, brauchen wir auch weiterhin die Unterstützung unserer Mitglieder und Partner. Deshalb wünsche ich dem Zahnmännchen und der Aktion zahnfreundlich, dass sich noch mehr Prophylaxe-Profis und -Firmen entschließen, mit uns zu arbeiten. 

Frau von Bergh, wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Susanne Priehn-Küpper.

        

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