Apotheken bleiben heute geschlossen
Mit ihrer Aktion wollen die Apotheker auf eine fehlende Wertschätzung seitens der Politik sowie dauerhafter Lieferengpässe, überbordende Bürokratie und rasant steigende Lohn- und Energiekosten protestieren. Deswegen würden die meisten der knapp 18.000 Apotheken in Deutschland am heutigen Mittwoch aus Protest schließen, meldet die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Die drängendste Arzneimittelversorgung werde bundesweit über rund 1.200 Notdienstapotheken sichergestellt. Laut einer Online-Umfrage der ABDA würden sich rund 85 Prozent der Apotheken beteiligen. Neben den Protest-Schließungen der Apotheken werde es heute auch zentrale Kundgebungen und Demonstrationen in Berlin, Düsseldorf, Münster, Wiesbaden, Marburg, Würzburg, Augsburg, Bamberg und etlichen anderen Städten geben.
„Lauterbach spart das Gesundheitswesen kaputt“
Wie die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns (KZVB) mitteilt, stehen die bayerischen Vertragszahnärzte uneingeschränkt hinter dem heutigen Apotheken-Protesttag. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sei gerade dabei, das deutsche Gesundheitswesen kaputtzusparen, heißt es. Ein Beispiel dafür ist aus Sicht der KZVB auch die Wiedereinführung der strikten Budgetierung zahnmedizinischer Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
„Ärzte, Zahnärzte und Apotheker sitzen im selben Boot. Steigende Kosten, der Fachkräftemangel und eine ständig wachsende Bürokratiebelastung schrecken immer mehr junge Kolleginnen und Kollegen vom Schritt in die Selbstständigkeit ab. Gleichzeitig begrenzt die Politik die Mittel für die zahnmedizinische Versorgung der gesetzlich Versicherten und verweigert uns seit 1988 eine Erhöhung des Punktwertes in der privaten Gebührenordnung (GOZ)“, so der KZVB-Vorsitzende Dr. Rüdiger Schott.
Laut ABDA sei die kürzlich beschlossene Honorarabsenkung für Apotheken nach zehn Jahren Stillstand bei der Apothekenvergütung ein Schlag ins Gesicht der Apothekenteams, die erst die Pandemie und jetzt die Lieferengpässe bekämpfen müssten. Hinzu komme, dass das von der Bundesregierung vorgelegte Lieferengpassgesetz weder die Situation rund um die Lieferengpässe noch die wirtschaftliche Situation verbessern werde, heißt es bei der ABDA weiter. Allein im Jahr 2022 sei die Zahl der Apotheken um 393 auf 18.068 zurückgegangen – der niedrigste Stand seit Beginn der 1980er Jahre.
Forderung: Erhöhung des Fixums um 43 Prozent
„Diese Bundesregierung schwächt die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln, statt sie zukunftsfest zu machen,“ erklärt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening dazu. „Unser Protesttag soll uns gegenüber der Politik endlich das notwendige Gehör verschaffen.“
Zu den politischen Forderungen der Apothekerschaft gehört die Erhöhung des Fixums in der Arzneimittelpreisverordnung von derzeit 8,35 Euro netto um 43 Prozent auf 12 Euro. Dieses solle regelhaft an die jährliche Kostenentwicklung angepasst werden, ohne dass es gesonderter Maßnahmen des Gesetz- oder Verordnungsgebers bedürfe. Für den zusätzlichen Aufwand bei der Bewältigung von Lieferengpässen müsse zusätzlich ein angemessener finanzieller Ausgleich („Engpass-Ausgleich“) geschaffen werden.
„Honorarstagnation ist existenzgefährdend“
Das Honorar der Apotheken bestehe zu einem wesentlichen Anteil aus einem Festbetrag, der die laufenden Kosten abdecken soll, erklärt die ABDA weiter dazu. Dieser Festbetrag sei seit nunmehr zehn Jahren nicht mehr angepasst worden, trotz der zwischenzeitlich immens gestiegenen Kosten. Die Apotheken seien so von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung abgekoppelt. Dies sei nicht mehr nur ungerecht, sondern inzwischen existenzgefährdend. Andere wichtige Versorgungsinstanzen, wie beispielsweise bestimmte Arztpraxen und Krankenhäuser, hätten dafür Extra-Zahlungen erhalten, führt die ABDA weiter an.