Arbeitsbelastung in der Assistenzzeit ist problematisch
Hinzu kommt laut Umfrageergebnis, dass rund 41,5 Prozent der angestellten jungen Ärztinnen und Ärzte Überstunden nicht oder nur eingeschränkt dokumentieren können. Aus den Antworten geht hervor, dass dem die genutzten digitalen Systeme im Weg stehen – oder die Vorgesetzten.
„Es gibt kein System dafür“, heißt es in einer Rückmeldung auf die Frage nach der Möglichkeit, Überstunden digital zu erfassen. Oder: „Nach zehn Stunden hört das System automatisch auf zu rechnen. Alles, was darüber hinausgeht, wird nicht erfasst (weil nicht zulässig) und daher nicht vergütet/ausgeglichen.“
Mehrfach gaben die jungen Ärztinnen und Ärzte an, dass die Dokumentation von Überstunden „nicht gern gesehen“ werde. Einige berichteten, dass sie nach dem Eintragen von Mehrarbeit von ihren Vorgesetzten angehalten wurden, ihre Arbeitsweise zu optimieren oder dass ihr „Zeitmanagement bei hohem Patientenaufkommen effizienter zu sein habe“.
Mehr als 40 Prozent der Befragten bezeichneten die Personalsituation bei ihrem Arbeitgeber als mangelhaft, zitiert der Hartmannbund aus seiner Umfrage. Zudem fehle jedem zehnten Weiterzubildenden eine Ansprechperson für fachliche Fragen. Bedenklich: Über ein Drittel (36 Prozent) der Befragten habe bereits über einen Berufswechsel nachgedacht. Abgesehen von der dünnen Personaldecke werden hierfür als Gründe die hohe Belastung im Dienst, wenig Freizeit, nicht ausreichend Zeit für die ärztliche Weiterbildung sowie mangelnde Wertschätzung genannt.
Digitalisierung ist keine Hilfe – im Gegenteil
Der „Assistenzärzt:innenausschuss des Hartmannbundes“ bemängelt mit Blick auf die Umfrageergebnisse, dass sowohl Arbeitgeber als auch die technische Ausstattung vieler Kliniken „irgendwo im vergangenen Jahrzehnt stehengeblieben“ seien. Die Folge: Doppeldokumentationen gehörten für 70 Prozent, Probleme mit der IT-Infrastruktur für 90 Prozent zum Arbeitsalltag. Nur etwa zehn Prozent der Umfrageteilnehmenden stehe ein Tablet zur Verfügung. Jan Baumann, Sprecher des Assistenzärzt:innenausschusses, fordert daher: „Es braucht funktionierende Arbeitszeitmodelle, New-Work-Ansätze, Homeoffice-Möglichkeiten und eine riesige Veränderung in Sachen Digitalisierung, damit junge Ärztinnen und Ärzte auch nach Erreichung des Facharztes gerne in den Kliniken weiterarbeiten. Zurzeit kann sich das nur etwa ein Viertel vorstellen.“