Studie aus Finnland

Auch Karies verändert das Stoffwechselprofil

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Zahnmedizin
Parodontitis steht in Zusammenhang mit einem entzündlichen Stoffwechselprofil, aber auch Karies oder endodontische Läsionen können Auswirkungen darauf haben.

Studiendaten aus Finnland zeigen, dass orale Erkrankungen entzündliche Stoffwechselprofile begünstigen können, die mit einem erhöhten Risiko für kardiometabolische Erkrankungen einhergehen. Es zeigte sich, dass nicht nur parodontale Erkrankungen, sondern auch Karies und andere orale Erkrankungen das Stoffwechselprofil verändern können.

Die Studie umfasste insgesamt 6.681 Probanden aus zwei Studienpopulationen (452 Parogene-Kohorte mit Patienten mittleren und höheren Alters mit einer Indikation zur Koronarangiografie, sowie 6.229 Patienten der bevölkerungsbezogenen Health-2000-Erhebung). Davon stellten 4.116 Probanden elf Jahre nach der ersten Untersuchung eine weitere Serum-Probe zur Verfügung. Die Serumkonzentrationen von 157 Metaboliten, die das Risiko für chronische Krankheiten widerspiegeln, wie Lipid- und Glukosemetaboliten, Ketonkörper und Aminosäuren, wurden mit einer NMR-Spektroskopiemethode bestimmt. 

Werte, die den Zustand der Mundgesundheit beschreiben, wurden zu Beginn der Studie bei klinischen und röntgenologischen Untersuchungen erhoben. Dazu gehörten Parameter, die den parodontalen Status beschreiben, wie Blutungen beim Sondieren, parodontale Sondierungstiefe und Alveolarknochenverlust. Zu den kariesbezogenen Parametern zählten Wurzelkanalfüllungen, apikale Läsionen sowie Kariesläsionen.

Die Studie bestand aus einem Querschnittsteil, in dem der Zusammenhang zwischen den Stoffwechselwerten und der Mundgesundheit der Teilnehmenden analysiert wurde, und einem prospektiven Teil, in dem untersucht wurde, ob orale Infektionen die Höhe der Stoffwechselwerte in der Nachbeobachtungsphase vorhersagen können. Dabei wurden auch das Alter, das Geschlecht, die Anzahl der verbliebenen Zähne, Rauchstatus, der Bildungsgrad sowie das etwaige Vorliegen eines Diabetes berücksichtigt.

Von den 157 Stoffwechselmessungen waren 93 mit einer erhöhten parodontalen Sondierungstiefe, 88 mit Blutungen bei der Sondierung und 77 mit einer erhöhten parodontalen Entzündungslast verbunden. Dabei standen tiefere parodontale Sondierungstiefen „in positivem Zusammenhang mit den Konzentrationen von Cholesterin, Triglyceriden, Pyruvat, Leucin, Valin, Phenylalanin und Glykoproteinacetylen und in negativem Zusammenhang mit dem Durchmesser von Lipoproteinen hoher Dichte (HDL), dem Grad der Ungesättigtheit der Fettsäuren und den relativen Anteilen von Omega-6 und mehrfach ungesättigten Fettsäuren". [Salminen et al., 2023].

Orale Infektionen könnten Verschlechterung des Stoffwechselprofils voraussagen

Bei den kariesbezogenen Parametern waren Wurzelkanalfüllungen mit 47, unzureichende Wurzelkanalfüllungen mit 27 und Kariesläsionen mit acht Stoffwechselmessungen assoziiert. In den prospektiven Analysen wurde Karies mit 30 und Blutungen bei der Sondierung mit acht Metaboliten in Verbindung gebracht. Diese Stoffwechselwerte waren typisch für Entzündungen und zeigten positive Assoziationen mit dem Fettsäuresättigungsgrad und den VLDL-Parametern (Very Low Density Lipoprotein) sowie negative Assoziationen mit HDL-Parametern (High Density Lipoprotein). Orale Infektionen sagten auch künftige nachteilige Veränderungen der Stoffwechselprofile voraus. 

Es gibt grundsätzlich verschieden Mechanismen, die dazu führen können, dass orale Erkrankungen systemische Entzündungen hervorrufen können: Zum einen können proinflammatorische Mediatoren aus der Mundhöhle in den Blutkreislauf gelangen, zum anderen können orale Bakterien über das Blut (Bakteriämie) oder den Magen-Darm-Trakt in den Blutkreislauf gelangen [Salminen et al., 2023].

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Stoffwechselprofile von Personen mit Karies und parodontaler Entzündung ähneln, aber Karies-/Endodontieparameter sind mit weniger Stoffwechselmarkern verbunden als Parodontalparameter, was auf geringere systemische Auswirkungen schließen lässt", resümieren Salminen und seine Kollegen [2023]. Sie schlussfolgern, dass orale Infektionen ungesunde Lipidprofile teilweise erklären können. Des Weiteren bestätigen die Ergebnisse die bereits anerkannte Annahme, dass orale Infektionen einen Risikofaktor für die Allgemeingesundheit darstellen.

Salminen A, Määttä AM, Mäntylä P et al. Systemic Metabolic Signatures of Oral Diseases. J Dent Res. 2023 Nov 15:220345231203562. doi: 10.1177/00220345231203562. Epub ahead of print. PMID: 37968796.

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