Ausländische Versicherte haben höheres Corona-Sterberisiko
Die AOK Nordost untersuchte, wie viele ihrer rund 1,7 Millionen Versicherten in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2021 mit einer gesicherten Covid-19-Diagnose ins Krankenhaus eingeliefert wurden und dort innerhalb von vier Wochen starben.
Im nächsten Schritt wertete die Krankenkasse aus, welche Vorerkrankungen eine Rolle bei den 1.583 Verstorbenen spielten. Das Ergebnis: Menschen, die an Diabetes oder einer anderen Stoffwechselkrankheit litten, hatten ein 62 Prozent höheres Sterberisiko als Versicherte ohne Stoffwechselerkrankungen. Auch andere Vorerkrankungen erhöhten das Sterberisiko signifikant. Darüber hinaus noch weitere Merkmale der Verstorbenen wie Wohnort, Beschäftigungsstatus und Staatsbürgerschaft untersucht.
Kein deutscher Pass? rund 2,3-mal höheres Sterberisiko!
Doch als der mit Abstand größte Risikofaktor für eine tödlich verlaufende Covid-19-Infektion war eine ausländische Staatsbürgerschaft: Ausländische Versicherte hatten im Schnitt ein rund 2,3-mal höheres Sterberisiko als deutsche Versicherte. Eine statistisch belastbare Differenzierung nach Herkunftsländern warallerdings nicht möglich, dafür war die Fallzahl nicht groß genug.
Schlechter Wohnort? elf Prozent höheres Sterberisiko!
Der Befund füge sich ein in Erkenntnisse von Studien aus anderen Industrieländern, erläuterte Nico Dragano, Professor für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Auch dort hatten Migranten höhere Infektionsrisiken und waren bei den COVID-19-Sterbefällen überrepräsentiert. Dafür gibt es ihm zufolge mehrere Gründ: Migranten arbeiteten häufiger in Berufen, die ein hohes Infektionsrisiko haben, wie etwa in der Reinigungsbranche und in der Altenpflege. Auch beengte Wohnverhältnisse erhöhten das Risiko, sich zu infizieren, erklärte er. AOK-Versicherte, die in den am stärksten sozial benachteiligten Gebieten in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wohnen, hatten laut der Analyse ein elf Prozent höheres Sterberisiko als die Bewohner aller anderen Ortsteile.
Auch beim Durchschnittsalter der an oder mit Covid-19 Verstorbenen zeigen sich in der Analyse große Unterschiede: Die Versicherten mit deutscher Staatsangehörigkeit starben im Schnitt im Alter von 82 Jahren. Die Versicherten mit ausländischer Staatsangehörigkeit wurden im Schnitt nur 68 Jahre alt - sie starben durchschnittlich 14 Jahre früher.
Offenbar sei es nicht ausreichend gelungen ist, Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit besser über die Gefahren einer Corona-Infektion - und auch über den Nutzen der Corona-Impfung aufzuklären, kommentierte Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, die Ergebnisse der Analyse. Wie das Robert Koch-Institut gezeigt habe, spielten Sprachbarrieren hier offenbar eine wichtige Rolle, sagte sie.
Die AOK Nordost verwies in diesem Zusammenhang auf die im Februar 2022 erschienene repräsentative 9. Covimo-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI). Diese führte zu dem Ergebnis, dass die Impfkampagne Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen signifikant seltener erreicht hatte. Die geringere Impfquote hatte laut RKI mehrere Gründe: Befragte mit schlechten Deutschkenntnissen hätten im Schnitt signifikant weniger Vertrauen in die Impfung und das Gesundheitswesen. Sie glaubten fälschlicherweise deutlich häufiger, dass die Covid-19-Impfung die Covid-19-Erkrankung selbst auslösen kann, dass die Impfung Chemikalien in giftiger Dosierung enthält und die menschliche DNA verändert.