Brasilianische Studie

COVID-19: Candida kann schwere Komplikationen auslösen

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Zahnmedizin
Eine brasilianische Forschergruppe kommt zu dem Ergebnis, dass auch Candidiasis zu den Erkrankungen zählt, die das Risiko für Komplikationen oder einen letalen Verlauf von COVID-19 stark erhöhen können.

Ältere Menschen, die an COVID-19 erkranken, sind häufig von deutlich schwereren Krankheitsverläufen betroffen als jüngere. Systemische Erkrankungen können dazu beitragen, dass sich dieses Risiko noch weiter potenziert.

Viele Prothesenträger von der oralen Pilzinfektion betroffen


Viele ältere Menschen sind Träger von Teil-oder Totalprothesen und die meisten von ihnen sind - vorübergehend - von einer oralen Pilzinfektion betroffen. Die Ursachen einer oralen Candidiasis sind vielfältig, wobei sie vorwiegend an Stellen mit erhöhter Reibung entsteht, aber auch durch Faktoren wie mangelnde Pflege, Beschaffenheit des Prothesenmaterials, Passform und Tragedauer ausgelöst werden kann [Jerônimo et al., 2021].
Schwer an COVID-19 erkrankte Patienten müssten sich laut der Autoren häufig verschiedenen Behandlungen unterziehen, die ihre Anfälligkeit für Infektionen weiter erhöhen könnten, wie zum Beispiel die Verwendung von Breitbandantibiotika und Kortikosteroiden, der Aufenthalt auf der Intensivstation sowie eine eventuell notwendige Intubation. All diese Maßnahmen würden die Patienten auch anfälliger für die Entwicklung einer oralen Candidiasis machen.
Wie das Forscherteam ausführt, belegen verschiedene Studien, dass Candida häufig bei hospitalisierten Patienten mit Atemwegsproblemen auftritt. Außerdem besteht bei Patienten mit beatmungsassoziierter Pneumonie ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung der Mikroorganismen aus oralen und trachealen Proben – hier konnte Candida albicans in mehr als 75 Prozent aller respiratorischen Abstriche nachgewiesen werden.

Candida erhöht das Risiko für Komplikationen


Kommt es im Rahmen einer COVID-19-Infektion zur Notwendigkeit einer Beatmung, besteht durch eine orale Candidainfektion ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Dabei ist die „Kolonisation des unteren Respirationstrakts bei mechanisch beatmeten immunkompetenten Patienten […] nachweislich mit einer längeren Dauer der mechanischen Beatmung, einem erhöhten Pneumonie-Risiko im Zusammenhang mit der Beatmung, einer längeren Verweildauer auf der Intensivstation und im Krankenhaus sowie mit einer erhöhten Mortalität verbunden". [Jerônimo et al., 2021].

Nystatin ist das Medikament der Wahl


Die pseudomembranöse Candidose und Prothesen-induzierte Candidose (Prothesenstomatitis) sind die häufigsten Formen, wobei sich die vorhandenen Plaques leicht entfernen lassen und die Erkrankung meist asymptomatisch bleibt, resümieren die Autoren.
Für die Behandlung stehen demnach sowohl lokale in schweren Fällen auch systemische Präparate zur Behandlung zur Verfügung, wobei die Autoren Nystatin als Medikament der Wahl empfehlen. Es wird geschlussfolgert, dass die frühzeitige Diagnose einer Candida albicans-Infektion bei hospitalisierten COVID-19-Patienten wichtig ist, um wirksamere antimykotische Behandlungsmethoden einzuleiten und ein strenges Mundhygieneprotokoll zu verfolgen.

Originalpublikation: Jerônimo LS, Esteves Lima RP, Suzuki TYU, Discacciati JAC, Bhering CLB. Oral Candidiasis and COVID-19 in Users of Removable Dentures: Is Special Oral Care Needed? Gerontology. 2021 Apr 14:1-6. doi: 10.1159/000515214. Epub ahead of print. PMID: 33853063.

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