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Danach suchen Patienten auf Bewertungsportalen

sg
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Dass Arztbewertungsportale die Arztwahl beeinflussen, ist bekannt. Aber nach welchen Kriterien genau suchen die Patienten? Eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, wie aufschlussreich ihre Bewertungen für Mediziner sind.

Den zunehmenden Einfluss von Arztbewertungsportalen auf die Arztwahl hat eine Studie des Projekts "Weisse Liste" der Bertelsmann Stiftung untersucht: Demnach haben sich weit über die Hälfte (60 Prozent) aufgrund von Informationen auf Bewertungsportalen schon einmal für den Besuch bei einem bestimmten Arzt entschieden. Und negativ haben 43 Prozent wegen der Bewertungen im Netz bewusst eine Praxis ausgeschlossen, resümieren die Studienautoren. Sie stellen fest, dass Praxisbewertungsportale sehr wohl in der Lage sind, Patientenströme zu leiten - was wiederum Relevanz für die Praxisinhaber hat.

Möglichst konkrete Infos und Erfahrungen sind gefragt

Dass Informationen über die Qualität von Ärzten veröffentlicht werden, entspricht den Erwartungen der Bürger, stellt die Studie heraus. So gaben in einer Befragung der Weissen Liste von 2015 ganze 91 Prozent der Deutschen an, dass Ärzte, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen verpflichtet werden sollten, ihre Qualität allgemein verständlich offenzulegen. "Ergänzend zu dieser abstrakten Erwartung gibt es aufseiten der Patienten aber einen konkreten Informationsbedarf bei der Wahl eines Arztes", so die Studie.

Und wie sieht das Konkrete aus? Die Befragung ergab, dass sich die Patienten bei ihrer Recherche eher an pragmatischen Kriterien orientieren. So legt rund die Hälfte aller befragten 16- bis 64-Jährigen auf Infos über die Wartezeiten wert. Dies betrifft sowohl die generelle Wartezeit auf einen Termin als auch die Frage, wie lange man innerhalb der Praxis warten muss, bis man dran kommt.

Wartezeit und Nähe zum Wohnort maßgeblich

"Vor allem Informationen zu Wartezeiten lassen sich auch über Patientenerfahrungen abbilden. Wahrscheinlich sind diese Informationen sogar objektiver und damit für Patienten glaubwürdiger als Selbstangaben von Ärzten“, schreiben die Autoren. Mit 43 Prozent gehört auch die Nähe zum Wohnort zu den am meisten interessierenden Informationen, gefolgt von den Leistungsangeboten bei Diagnose und Therapie sowie den Ergebnissen einer gesetzlichen Qualitätssicherung.

Veit Wambach, Allgemeinarzt und Vorstandsvorsitzender der Agentur deutscher Arztnetze, sieht in der Studie für Mediziner allgemeines Potenzial, was die verbesserte Organisation in Praxisabläufen und Organisationsstrukturen anbelangt. "Bewertungen bestätigen in der Regel die Qualität der eigenen Arbeit und machen diese nach außen sichtbar. Darüber hinaus geben sie Hinweise auf Defizite, die behoben werden können und von denen die Ärzte sonst nicht oder nicht so schnell erfahren würden", wird Wambach in der Studie zitiert.

Nutzen der Portale nicht unterschätzen

Empirische Untersuchungen zum genauen Einfluss der Portale auf die Arztwahl, etwa anhand von Fallzahlen oder der Veränderung der Patientenstruktur einer Praxis, sind allerdings bisher nicht veröffentlicht worden, räumt die Studie ein. Dennoch gehen die Experten in der Studie davon aus, dass Online-Bewertungen für Patienten und Behandler mehr Nutzen haben könnten als bisher angenommen.

Auch wenn die Zusammenhänge noch nicht ausreichend erforscht sind: Für die Studie sind "Arztbewertungen von Patienten mehr als nur schmückendes Beiwerk bei der Arztsuche und weit mehr als ein Ersatz für härtere Qualitätskriterien". Vielmehr sind sie dazu geeignet, verschiedene Qualitätsaspekte abzubilden, die die subjektive Zufriedenheit des Patienten als wichtig erachten.

Subjektive Kriterien haben hohe Aussagekraft

Unbestritten ist, dass Patienten einige wichtige Qualitätskriterien besonders gut beurteilen können, stellt die Studie heraus. "Aspekte der Kommunikation, die Einbindung bei Entscheidungen, aber auch die Prozess- und Strukturqualität (z. B. Wartezeiten) lassen sich durch Patientenerfahrungen gut und sicher erheben und sind auch für andere Patienten sehr nützlich." Zur Studie: Die Weisse Liste hat gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Emmert, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, in einer repräsentativen  Befragung die Erwartungen von Patienten erkundet und den Markt der Arztbewertungsportale analysiert.

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