Obstruktive Schlafapnoe

Die Hälfte aller Patienten kennt Unterkieferprotrusionsschiene nicht

nb
Medizin
Viele Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe empfinden die Therapie mit Atemmasken als problematisch, so das Fazit einer Umfrage. Dennoch werden Betroffene meist nicht über Therapiealternativen aufgeklärt.

Möglichkeiten für eine bessere Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Schlafapnoe hat eine Umfrage des Verbandes Spectaris aufgezeigt. Danach sind viele Betroffene zwar mit dem Therapieequipment und mit der Betreuung durch ihren Hilfsmittelversorger zufrieden, ein Problem betrifft aber den Schlafkomfort in aktiver PAP-Therapie (Überdrucktherapie mit Atemmaske und Schlafapnoegerät).

So gaben 68 Prozent der rund 2.400 befragten Patientinnen und Patienten als wichtigsten Grund für einen möglichen Therapieabbruch „mangelnden Schlafkomfort mit Maske und Gerät“ sowie 25 Prozent eine als „kompliziert wahrgenommene Handhabung der Technik“ an.

Prävalenz ist eine Sache der Definition

Einer aktuellen Publikation zur Prävalenz von obstruktiver Schlafapnoe (OSA) in Deutschland wird bei Erwachsenen eine über alle Altersgruppen gemittelte Prävalenz von 59 Prozent der Männer und 33 Prozent der Frauen angegeben, wenn ein Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) von ≥ 5/h zugrunde gelegt wird. Bei einem AHI von ≥ 15/h sind es noch 30 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen. Der AHI dient in der Schlafmedizin der Diagnose und Schweregradbestimmung von Schlafapnoe und gibt an, wie viele Apnoen (vollständige Atemaussetzer) und Hypopnoen (teilweise Atemeinschränkungen) während einer Stunde Schlaf auftreten. Die Amerikanische Gesellschaft für Schlafmedizin spricht bei einem AHI-Wert zwischen 5 und 15 von leichter Schlafapnoe, die entsprechende Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sieht eine OSA hingegen nur dann vorliegen, wenn bei einem AHI <15 auch „eine typische klinische Symptomatik oder relevante Komorbidität vorliegt“.

Fietze I. et al., Prevalence and association analysis of  obstructive sleep apnea with gender and age differences - Results of  SHIP-Trend. J Sleep Res. 2019 Oct;28(5):e12770. doi: 10.1111/jsr.12770.  Epub 2018 Oct 1. PMID: 30272383.

Die Rolle der Fachärzte, vor allem Schlafmediziner oder Pneumologen, ist laut Umfrage maßgeblich für die Diagnose einer Schlafapnoe, für den weiteren Verlauf des Versorgungswegs sowie in der Entscheidung für eine Therapie und ihrer erfolgreichen Behandlung. So gaben rund 64 Prozent der Befragten an, dass als Erstes der Facharzt den Verdacht auf eine Schlafapnoe äußerte und die Diagnose stellte, in nur 36 Prozent der Fälle war dies der Hausarzt.

Mehr als zwei Drittel der Befragten zeigen ein hohes Zufriedenheitslevel mit der Betreuung durch den Facharzt. In der fachärztlichen Beratung schätzen die Umfrageteilnehmer, „ausführlich rund um die Erkrankung und mögliche Folgeerkrankungen zu Therapiebeginn“ informiert worden zu sein. An weiterer Stelle stehen die „ausführliche Vorbereitung auf die kommende Therapie mit Nutzung von Maske und Gerät“ sowie der „Umfang der medizinischen Betreuung/Kontrolle während der Therapie“ bei der Bewertung des Facharztes hinsichtlich seiner Betreuung.

Jedoch fehlt in der Wahrnehmung der Befragten eine Aufklärung über die ganze Bandbreite an Therapiemöglichkeiten und alternativen Therapiemethoden wie Unterkieferprotrusionsschienen oder Lagerungshilfen. So gab knapp die Hälfte aller Befragten (47,9 Prozent) an, sich nicht zu erinnern, über welche alternativen Therapien sie informiert worden sind.

Im Rahmen einer bundesweiten Online-Umfrage hat der Verband Spectaris von August bis Dezember 2024 rund 2.455 Patientinnen und Patienten mit einer Positive-Airway-Pressure-Therapie zu ihren Therapieerfahrungen und -erwartungen befragt.

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