Das Auto soll künftig den Herzinfarkt erkennen
Für die gemeinsame Studie wurde ein Fahrzeug mit einer Vielzahl hochentwickelter Sensoren ausgestattet, die Vitalparameter wie Hautleitfähigkeit, Herzfrequenz oder Atemfrequenz erfassen – teilweise sogar ohne Körperkontakt.
Die Messungen finden unter realitätsnahen Bedingungen statt: im Straßenverkehr, im Stand sowie auf einem Testgelände. Anders als bei klassischen Wearables müssen die Fahrer dazu keine Geräte aktivieren, gemessen wird quasi automatisch. Auch Faktoren wie Wetter, Fahrverhalten oder Stresslevel werden demnach berücksichtigt.
An der Studie nehmen Personen mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko oder Vorerkrankungen, aber auch Gesunde teil. Eine ausführliche klinische Untersuchung zu Studienbeginn ermöglicht den Forschenden zufolge eine valide Zuordnung der Ergebnisse.
„Wir wollen herausfinden, mit welchen Technologien gesundheitliche Auffälligkeiten im Fahrzeug am zuverlässigsten erkannt werden können“, sagt Dr. Alexander Meyer, Professor für Künstliche Intelligenz in der Medizin am Deutschen Herzzentrum der Charité. Validität und Qualität der erfassten Vitalparameter in den unterschiedlichen Fahrzuständen würden geprüft, indem die Daten der Fahrzeugsensoren mit denen, die die Standardgeräte der Herzmedizin liefern, verglichen werden.
Das Auto als Teil des Präventionprogramms
Auf lange Sicht sollen auf Basis der Studie Systeme entwickelt werden, die auf gesundheitliche Veränderungen schon früh reagieren und rechtzeitig warnen können, etwa bei Anzeichen von Erschöpfung oder sich anbahnenden kardiovaskulären Problemen. Auch telemedizinische Konsultationen oder ein kontinuierliches Monitoring von chronisch Kranken seien perspektivisch denkbar.
„Durch die kontinuierliche und multimodale Erfassung von Gesundheitsdaten erhalten wir eine völlig neue Grundlage für die Entwicklung individueller Präventionsprogramme“, sagt Meyer, der auch Projektleiter Automotive Health an der Charité ist. „Wir könnten Risikoprofile deutlich präziser erfassen und daraus individualisierte Maßnahmen ableiten.“ Die Sicherheit der Fahrer stehe dabei natürlich an erster Stelle, betonen die Wissenschaftler.
Erste Ergebnisse werden für Ende des Jahres erwartet. Langfristig will man die Erkenntnisse in serienmäßige Fahrzeugfunktionen und gesundheitsfördernde Programme überführen.