Das sind die Forderungen des Weltzahnärzteverbands
Insgesamt stimmten die Delegierten der FDI-Generalversammlung über acht „Policy Statements“ ab. Alle wurden mit großer Mehrheit angenommen. Dazu gehörte auch eine Stellungnahme, die sich mit den Aufgaben von Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern befasst. Zentraler Punkt: Die FDI spricht sich gegen jegliche Art von Diagnose und Behandlung durch Zahntechnikerinnen und Zahntechniker ohne vorherige zahnärztliche Aufforderung aus. „Die medizinische Verantwortung liegt weiterhin beim Zahnarzt, sofern das nationale Recht nichts Anderes vorsieht“, stellt der Weltverband fest.
KI-Anwendungen nutzen (und kritisch hinterfragen)
Ebenfalls verabschiedet wurde ein umfassendes Policy Statement zur KI in der Zahnmedizin. Patientinnen und Patienten, heißt es in der Beschlussvorlage, könnten durch den Einsatz von KI zukünftig von einer besseren Diagnostik und Planung der Behandlung profitieren. Die Technologie verspricht aus Sicht der FDI zudem Vorteile für das zahnmedizinische Fachpersonal, zum Beispiel durch Effizienzgewinne und eine höhere Diagnose- und Behandlungsqualität.
Dafür seien jedoch einige Voraussetzungen zu erfüllen, führt die FDI in ihrer Stellungnahme aus. So sollten dentale KI-Anwendungen auf qualitativ hochwertigen Daten beruhen. Um zu verhindern, dass die KI Ungleichheiten verstärkt, müssen aus Sicht der FDI die der KI zugrundeliegenden Trainingsdaten alle – auch unterrepräsentierte – Bevölkerungsgruppen umfassen. Das Policy Statement zum Thema KI ist auch als Appell der FDI an die dentale Fachwelt zu verstehen, sich KI-Grundkenntnisse anzueignen.
Artikel 25 der UN-Konvention umsetzen
Weltweit lebten mehr als eine Milliarde Menschen, die „in irgendeiner Form von einer Behinderung betroffen sind“, schreibt die FDI in ihrem Policy Statement zur Mundgesundheit und zahnmedizinischen Versorgung von Special-Care-Patienten. Besonders Menschen mit Behinderungen, erinnert der Weltverband, seien stärker von Oralerkrankungen betroffen und deren Leben damit zusätzlich erschwert: „Die FDI fordert daher die strikte Umsetzung des Artikels 25 der Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und unterstützt die entsprechenden Leitprinzipien und Empfehlungen.“ In diesem Sinne plädiert der Weltverband für eine nationale Mundgesundheitspolitik, die Special-Care-Bedürfnisse berücksichtigt und Zugangsbarrieren beseitigt. Auch im zahnmedizinischen Grundstudium sollten sich entsprechende Inhalte wiederfinden.
Runter mit dem Zuckerkonsum, rauf mit der Prävention
Um den Verzehr von Zucker zu reduzieren, verabschiedete die FDI-Generalversammlung ein Policy Statement, das die Umsetzung der WHO-Leitlinie für die Verringerung der Zuckeraufnahme von fünf Prozent „durch eine internationale, nationale und lokale Lebensmittelpolitik“ fordert. Außerdem ruft die FDI Regierungen auf, die Steuern auf gezuckerte Getränke zu erhöhen, um „Verbraucher auf diese Weise vom Kauf abzuhalten“. Zu diesem Zweck wäre auch der Aufdruck eines Nutri-Score auf Lebensmittelverpackungen wichtig.
In einer weiteren Stellungnahme fordert die FDI mehr Engagement gegen frühkindliche Karies (ECC). So sollten Vorsorgeuntersuchungen und Impfprogramme für Säuglinge und Kleinkinder genutzt werden, um Eltern und Betreuungspersonen über Mundgesundheit und ECC zu informieren und präventive Maßnahmen umzusetzen. Eine weitere Voraussetzung wäre, Gesundheitsfachkräfte weltweit noch stärker für das Thema frühkindliche Karies zu sensibilisieren.
Kongo und der Libanon gehören jetzt zur FDI
Auch diese Beschlüsse fassten die Delegierten der FDI-Generalversammlung:
Prof. Dr. Falk Schwendicke, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie am LMU Klinikum München,wurde im ersten Wahlgang für das Science Committee für eine zweite Amtszeit bestätigt. Insgesamt besteht das wissenschaftliche Gremium der FDI aus drei Mitgliedern.
Neuer Sprecher der FDI-Generalversammlung ist Dr. Stephen Liew aus Australien.
Die zahnärztlichen Verbände aus der Republik Kongo und dem Libanon wurden als reguläre Mitglieder in die FDI aufgenommen.
Die ERO traf sich zur Herbsttagung
Auf dem Weltkongress kam auch die „European Regional Organization“ (ERO) der FDI zusammen. Deutschland wird in der ERO unter anderem von Abgesandten der Bundeszahnärztekammer sowie der Landeszahnärztekammern vertreten. In Istanbul verabschiedeten die europäischen Regionalorganisationen ein Positionspapier zur Telezahnmedizin und Telekonsultation. Es stellt Chancen und Herausforderungen im Zusammenhang mit dieser Behandlungsform vor und legt fest, welche technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen. Besonders betont wird darin die Aufklärung der Patientinnen und Patienten darüber, was im Rahmen einer Telekonsultation möglich ist und welche Limitationen bestehen.