Das sind die häufigsten COVID-19-assoziierten oralen Manifestationen
Eine aktuelle Übersichtsarbeit einer brasilianische Forschergruppe zeigt, dass Xerostomie bei 43 Prozent aller COVID-Patienten auftritt. Die Metaanalyse umfasst noch weitere orale Manifestationen einer COVID-19-Infektion. Die Studie ist als fortlaufende Aktualisierung einer bereits zu Beginn des Jahres publizierten Arbeit zu verstehen, die damals 40 Studien umfasste.
Für die aktuelle Übersichtsarbeit werteten die Wissenschaftler insgesamt 183 Studien aus, die Daten von 64.876 Patienten weltweit umfassen, wobei mehr als 40 Prozent aus Europa stammen. Die Ergebnisse wurden Ende Juliim Journal of Dental Research veröffentlicht.
Fast 40 Prozent litten unter Geschmacksstörungen
Geschmacksstörungen gelten als frühes Symptom einer SARS-CoV-2-Infektion. Die Gesamtprävalenz betrug 38 Prozent, wobei die Hypogeusie mit 34 Prozent, die Dysgeusie mit 33 Prozent und die Ageusie mit 26 Prozent beteiligt war.
Es wurden divergierende
Prävalenzen in verschiedenen Ländern festgestellt, wobei „unterschiedliche Expressionen von ACE-2-Rezeptoren in verschiedenen Populationen“ ursächlich sein könnten [Amorim Dos Santos et al., 2021]. Jüngere seien möglicherweise häufiger von Geschmacksstörungen betroffen, aber die Datenlage sei zum aktuellen Zeitpunkt noch zu gering, um eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen.
Ist Xerostomie einFrühsymptom?
Xerostomie wurde als neues Merkmal COVID-assoziierter Symptome in die Metaanalyse aufgenommen. Mit rund 43 Prozent tritt sie sogar häufiger auf als Geschmacksstörungen. Das Symptom steht zeitlich offenbar vor den bekannten COVID-19 Symptomen, könne also ein Frühsymptom sein. Von den inkludierten Studien wurde lediglich in einer eine objektive Messung des Speichelflusses durchgeführt, alle weiteren waren fragebogenbasiert.
Die Wissenschaftler diskutieren verschiedene Ursachen für eine Xerostomie im Zusammenhang mit COVID-19. So könnten Medikamente, Nasenverstopfung und Mundatmung, aber auch psychische Faktoren wie Angst auslösend sein. „Dennoch wiesen einige Studien auf die potenzielle Neuroinvasivität des Virus im peripheren und zentralen Nervensystem hin“, stellen die Autoren fest. Sei halten eine direkte Infektion der Speicheldrüsen nicht für ausgeschlossen.
Auch Halitosis trat vermehrt auf
Halitosis trat im Rahmen von SARS-CoV-2 Infektionen vermehrt auf, die Daten reichen aber nicht für eine Metaanalyse. Parotitis und Sialadenitis wurden in insgesamt fünf Studien beschrieben.
Mundschleimhautläsionen treten demnach in den meisten Fällen zeitlich eher nach einer COVID-19 Infektion auf. Aphten- und Herpesartige Läsionen wurden am häufigsten beschrieben. Als Ursache werden erhöhte Interleukin-6-Spiegel diskutiert, es gibt bisweilen aber keine aussagekräftigen Daten hierzu.
Trias aus Geschmacksstörungen, Xerostomie und Mundschleimhautläsionen
Die Wissenschaftler schlussfolgern auf Grundlage der aktuellen Datenlage als häufigste COVID-19-assoziierte orale Manifestationen eine Trias aus Geschmacksstörungen, Xerostomie und Mundschleimhautläsionen mit unterschiedlichem Erscheinungsbild.
Amorim Dos Santos J, Normando AGC, Carvalho da Silva RL, Acevedo AC, De Luca Canto G, Sugaya N, Santos-Silva AR, Guerra ENS. Oral Manifestations in Patients with COVID-19: A 6-Month Update. J Dent Res. 2021 Jul 29:220345211029637.im Journal of Dental Research veröffentlicht. Epub ahead of print. PMID: 34324825