Fortbildungskongress

„Dental Berlin“ gibt ein Update für Wissenschaft und Praxis

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Politik
Rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben am Freitag und Samstag die „Dental Berlin" besucht. Der Fortbildungskongress der Zahnärztekammer Berlin fand zum dritten Mal in der Berliner Classic Remise statt.

Die Location war für Liebhaber automobiler Klassiker ein Fest – früher mal ein Straßenbahndepot, heute ein Treffpunkt der Berliner Oldtimer-Szene in Alt-Moabit. An diesem Wochenende standen allerdings die Zahnmedizin und die Gesundheitspolitik im Mittelpunkt.

In ihren standespolitischen Reden zum Auftakt der Veranstaltung kamen Dr. Karsten Heegewaldt (Präsident der Zahnärztekammer Berlin), Prof. Dr. Christoph Benz (Präsident der Bundeszahnärztekammer) und Dr. Andreas Hesseberger (Stv. Vorsitzender der KZV Berlin) immer wieder auf den Punkt zu sprechen, woran unser Gesundheitswesen im Allgemeinen und die zahnmedizinische Versorgung im Besonderen kranken: die überbordende Bürokratie.

Diese Bürokratie bringt die Aufarbeitung eines Mundspiegels mit sich

Heegewaldt warnte vor einem „Bürokratie-Burnout“. Die administrativen Aufgaben in Praxen „nehmen wertvolle Zeit in Anspruch, die wir lieber in die Behandlung unserer Patienten investieren würden“. 25 Prozent der Praxiszeit gehe für oft sinnlose Bürokratie drauf. Die Praxis-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter müssten täglichen 962 Regelungen befolgen. Als konkretes Beispiel hielt der Berliner Kammerpräsident einen Mundspiegel hoch: Für dessen Aufarbeitung seien 7 Verordnungen, 11 DIN-Normen, 14 Arbeitsanweisungen und 9 Dokumentationsvorgaben einzuhalten und zu beachten.

Mit Blick auf die Berliner Gesundheitssenatorin Dr. Ina Czyborra (SPD) kritisierte Heegewaldt die Begehungen durch das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), „die nicht ein bisschen mehr Sicherheit in unseren Praxen und für die Patienten bringen. Uns aber kosten sie aber viel wertvolle Zeit und erheblich Nerven“. Czyborra bedankte sich in ihrem Grußwort für die konkreten Anregungenn zum Bürokratieabbau. Da man nicht “Kind mit dem Bade ausschütten" wolle, sei es wichtig, von der abstrakten Kritik auf die konkreten Maßnahmen herunterzubrechen.

BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz erklärte, dass der Berufsstand in Deutschland sehr gut aufgestellt sei und genau die Ziele verfolge, die die Gesundheitspolitik erwarte, aber seine Sorge sei, dass „der große Rasenmäher“ komme, der alles kürzt. Bei der Umstellung auf Prävention könne man viel von der Zahnmedizin lernen, allerdings werde dies nicht so schnell gehen wie viele hofften. Die Zahnmedizin habe dafür 35 Jahre gebraucht, dämpfte Benz zu große Erwartungen.

Der stellvertretende Vorsitzende der KZV Berlin, Dr. Andreas Hesseberger, erklärte dass die Berliner Situation der zahnärztlichen Versorgung besonders sei. Einerseits gebe es eine Bewegung vom Stadtrand hin ins Zentrum, gleichzeitig kämen noch neue Zahnärztinnen und Zahnärzte hinzu. Dieser Zuwachs sei aber auch erforderlich, da die Stadt weiter wachse. „Wir können das Versorgungsniveau im Augenblick auf stabil, gutem Niveau sicher“, betonte Hessberger. Der KZV Berlin sei es zudem in den letzten Monaten gelungen, bei fast allen gesetzlichen Krankenkassen das für die zahnmedizinische Behandlung zur Verfügung stehende Budget deutlich zu erhöhen. „Damit ist die vollständige Finanzierung aufwendiger Behandlungen, wie eben zum Beispiel die Therapien in der Parodontologie, dauerhaft gesichert“, hob Hessberger hervor.

Lösungen für die Herausforderungen im Praxisalltag

Nach dem gesundheitspolitischen Teil stand bei „Dental Berlin“ dann die Zahnmedizin im Mittelpunkt. Insgesamt zwölf Fachvorträge mit anschließender Diskussion sollten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an zwei Tagen wichtige Impulse, neues Wissen und konkrete Lösungsmöglichkeiten für die unterschiedlichsten Herausforderungen im Praxisalltag mitgeben. Am Freitag befassten sich unter anderem Prof. Dr. Sebastian Paris mit dem Zahnerhalt bei älteren Patienten und Prof. Dr. Roland Frankenberger mit der Füllungstherapie nach dem Amalgamverbot. Prof. Dr. Henrik Dommisch stellte daneben die zentralen Inhalte der neuen S3-Leitlinie zu Parodontitis Stadium IV vor. Dazu wird es in den nächsten beiden Ausgaben der zm einen umfangreichen Fortbildungsteil geben, der den neuesten Stand der Parodontitistherapie vorstellt.

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