Neues Lehrgebäude der Zahnklinik Bonn

Die digitale Zukunft der Zahnmedizin beginnt im Studium

nl
Zahnmedizin
Die Zahnklinik der Uni Bonn hat ein neues, innovatives Lehrgebäude eröffnet – unter anderem mit digitalen Chairside-Systeme, die bereits in der vorklinischen Ausbildung einen komplett digitalen Workflow ermöglichen.

Mit einer feierlichen Zeremonie ist das neue Lehrgebäude der Zahnklinik am Universitätsklinikum Bonn (UKB) offiziell eröffnet worden. Zahlreiche Gäste aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft kamen in der Welschnonnenstraße 17 zusammen, um diesen wichtigen Schritt für die zahnmedizinische Ausbildung an der Universität Bonn zu feiern. Der hochmoderne Neubau, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft, setzt neue Maßstäbe für die Lehre in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde.

Mit dem neuen Lehrgebäude der Zahnmedizin setzt die Universität Bonn neue Maßstäbe in der zahnärztlichen Ausbildung. Die praktische Lehre erfolgt an hochmodernen, praxisidentischen Behandlungseinheiten, wie sie auch in der niedergelassenen Praxis zum Einsatz kommen. Jede Einheit ist mit realistischen Bedienelementen (Winkelstück, Turbine, Luft-Wasser-Spritze, optional Ultraschall und Polymerisationslampe), Behandlungsleuchte und Absaugung ausgestattet. Die Behandlung erfolgt am Phantomkopf, wodurch ein realistisches, aber sicheres Trainingsumfeld geschaffen wird – ideal zur Vorbereitung auf die spätere Patientenbehandlung. Integrierte digitale Röntgensysteme ermöglichen zudem den unmittelbaren Zugriff auf Bilddaten direkt am Behandlungsstuhl. So lassen sich die Arbeitsabläufe der zahnärztlichen Praxis bereits während des Studiums realitätsnah abbilden, informiert die Universität.

Vollständiger digitaler Workflow

Ein zentrales Element der neuen Infrastruktur ist die Einführung digitaler Chairside-Systeme in die vorklinische Ausbildung. Studierende durchlaufen den vollständigen digitalen Workflow: vom Intraoralscan über das Design bis hin zur CAD/CAM-Fertigung von Restaurationen. Damit können – ergänzend zu konventionellen Verfahren wie dem veralteten Metallguss – vollanatomische Inlays, Teilkronen oder Brücken aus modernen Werkstoffen hergestellt werden.

Zur Qualitätssicherung steht den Studierenden eine Präparationsvergleichssoftware (zum Beispiel PrepCheck, Compare) zur Verfügung. Diese ermöglicht einen unmittelbaren Abgleich der eigenen Präparation mit der Masterpräparation der Kursleitung. Das System unterstützt ein selbstständiges, reflektiertes Lernen und ermöglicht grade in frühen Ausbildungsphasen eine objektive Selbsteinschätzung.

Ein innovativer Baustein der Ausbildung ist der Einsatz des Simulationssystems „Dente“ (SIMtoCARE), mit dem Behandlungsabläufe virtuell trainiert werden können. Das System bietet haptisches Feedback, das dem Widerstand unterschiedlicher Gewebestrukturen (zum Beispiel Schmelz und Dentin) nachempfunden ist. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf der Schulung der Hand-Augen-Koordination sowie auf zahnerhaltenden (zum Beispiel Trepanation, Kariesexkavation) und prothetischen Maßnahmen. Präparationen lassen sich beliebig oft wiederholen, ein Echtzeitvergleich mit einer Referenzpräparation ist ohne vorherigen Intraoralscan möglich – besonders hilfreich für Anfängerinnen und Anfänger, die intensives Feedback benötigen.

Live-Übertragung inklusive Webstream

Eine hochgradig integrierte Medientechnik erweitert die Möglichkeiten der Lehre erheblich. Demonstrationen – ob phantom-, patienten- oder technikbezogen – können live in alle Praktikums- und Seminarräume sowie über Webstream auch extern übertragen werden. In den vier Simulationsetagen sorgen insgesamt fünf 83-Zoll-Bildschirme pro Praktikumsraum für optimale Sichtbarkeit. Neben Präsentationen und Videoinhalten stehen vor allem Live-Demonstrationen im Fokus, die direkt mit den Studierenden besprochen und analysiert werden können – ein wesentlicher Schritt hin zu einer modernen, vernetzten und dialogorientierten Lehre.

Prof. Dr. Bernd Weber, Dekan der Medizinischen Fakultät und kommissarischer Vorstandsvorsitzender des UKB, sagt: „Mit dem neuen Lehrgebäude schaffen wir eine Infrastruktur, die Lehre und Forschung auf herausragende Weise miteinander verbindet. Es ist ein starkes Signal für die Zukunftsfähigkeit der zahnmedizinischen Ausbildung am Standort Bonn. Wir sind stolz darauf, mit diesem Lehrgebäude einen neuen Standard für die zahnmedizinische Ausbildung zu setzen – nicht nur in Bonn, sondern bundesweit und international.“

Ein besonderer Fokus des Neubaus liegt auf der Verbindung zwischen Geschichte und Zukunft: Während der Bauarbeiten wurde eine historische Bastionsmauer entdeckt, die nun dauerhaft dokumentiert und in das Lehrgebäudekonzept eingebettet ist. Für Prof. Helmut Stark, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des UKB, ein Symbol für die Verwurzelung in der Stadt Bonn: „Wir verbinden hier Tradition mit Innovation – ein Fundament, das unsere Studierenden täglich inspiriert.“

Neben barrierefreien Zugänge, begrünten Fassaden und zahlreiche Kommunikationszonen im Innen- und Außenbereich bietet der Neubau mehr als 150 Fahrradstellplätze und ein Studierendencafé.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.