Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin fordert

Der freie Verkauf von Analgetika sollte beschränkt werden

nl/pm
Gesellschaft
Rund 1,6 Millionen Deutsche sind laut Epidemiologischem Suchtsurvey (ESA) Analgetika-abhängig. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) ist daher gegen die freie Abgabe von Schmerzmitteln.

Das Institut für Therapieforschung gibt in seiner aktuellen Studie zur Schmerzmittelabhängigkeit zwar Entwarnung: Die befürchtete zunehmende Schmerzmittelsucht – insbesondere durch Opioide – habe sich nicht bewahrheitet. Allerdings bestehe eine bedenkliche Entwicklung zu freiverkäuflichen Medikamenten im Analgetikabereich. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) stellt sich deshalb gegen die unkontrollierte Abgabe von Schmerzmittel.

DGS-Präsident Dr. med. Johannes Horlemann bestätigt, „dass auch der unsachgemäße Gebrauch freiverkäuflicher nicht-opioidhaltiger Analgetika über einen längeren Zeitraum - ab 15 Tage pro Monat - bedenklich sein kann“. Es könnten medikamenteninduzierte Kopfschmerzen ausgelöst oder ein weiterer Medikamentenmissbrauch bis hin zur Abhängigkeit induziert werden.

Sucht wird meist durch freiverkäufliche Analgetika ausgelöst

Dem Survey zufolge sind etwa 1,6 Millionen der 18- bis 64-Jährigen Analgetika-abhängig. Nach ESA-Daten aus dem Jahr 2015 wird die Prävalenz einer Gebrauchsstörung durch Opioidanalgetika nach der 5. Ausgabe des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-V) auf 1 Prozent und der Anteil aller durch Analgetika verursachten psychischen Störungen auf 12 Prozent geschätzt.

Diese Daten zeigen für Horlemann, dass der Großteil der Abhängigkeitserkrankungen durch freiverkäufliche Analgetika und nicht durch opioidhaltige Analgetika ausgelöst wird. „Somit unterstützt die Datenlage eine seriöse Opioidtherapie im schmerzmedizinischen Bereich“, betont Horlemann.

Allerdings sei die zur Verschreibung von Opioiden in Deutschland nicht mit der Entwicklung in den USA  vergleichbar: Auch wenn die Schmerzmittelabhängigkeit in ihrer Prävalenz die Alkoholabhängigkeit überholt habe, gebe es Hinweise dafür, dass in erster Linie die psychische Komorbidität bei Schmerzmittelsucht im Nicht-Opioidbereich die Problematik in Deutschland erklärt. Daher unterstütze die DGS die Initiative von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, die freie Abgabe von Schmerzmitteln an Patienten verstärkt zu kontrollieren beziehungsweise zu beenden.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.