DG Paro rechnet Parodontitis-Prävalenz hoch
DG Paro-Präsident Prof. Dr. Christof Dörfer sagte in Würzburg, dass nach der DMS IV aus dem Jahr 2005 das Entsetzen noch groß gewesen sei, weil die Parodontitis noch so weit verbreitet war. Nun liegen neue Daten durch die DMS V vor (zm-online: "Mundgesundheit ist so gut wie nie"), die positive Veränderungen aufzeigen.
Prof. Thomas Kocher stellte als Mitautor der Studie Design, Methode und speziell die Ergebnisse der DMS V vor, die Aussagen über die Parodontitis-Last der Deutschen machen. Fest steht demnach, dass die Anzahl der Bezahnten unter den jüngeren Senioren zugenommen habe. Die Zahl der fehlenden Zähne hat konkret von 17,6 auf 11,1 fehlende Zähne abgenommen. Im Übrigen gibt es der DMS V zufolge in allen Altersgruppen mehr und auch mehr gesunde Zähne.
"partial mouth recording" erschwert Aussage über Prävalenz
Kocher ergänzte, dass es allerdings keine definitive Aussage über die Parodontitis-Prävalenz gebe. Hintergrund sei die Tatsache, dass man sich methodisch aus Kostengründen beim Gros der DMS V-Probanden für das sogenannte "partial mouth recording" (Teilbefundung) entschieden habe. Sprich, es wurden bei den Studienteilnehmern nur an drei Flächen an ausgewählten Zähnen Sondierungstiefen erhoben, nicht aber beim ganzen Gebiss. Lediglich bei circa zehn Prozent der Probanden wurden alle Zähne parodontologisch befundet. Dies sei geschehen, um Korrekturfaktoren zu errechnen und damit den Umfang der parodontalen Krankheitslast abzuschätzen.
Laut Kocher wurde mittels eines speziellen Faktors von "partial mouth" auf "full mouth" umgerechnet. Dies sei auch für die Politik von Interesse, die ja gern wissen möchte, wie viel Prävalenz es wirklich in Deutschland gibt. Hochgerechnet ergäben sich somit etwa gut elf Millionen Deutsche mit einem geschätzten parodontalen Behandlungsbedarf. Es dürften möglicherweise sogar noch mehr Erkrankte sein, so Kocher. Die abgerechneten Behandlungsfälle liegen laut KZBV-Statistik ganz deutlich darunter(Etwa eine Million Fälle im Jahr 2014).
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Was die Erwachsenen angehe, sei die schwere Parodontitis bei den Untersuchten von 17 Prozent (DMS IV) auf acht Prozent (DMS V) gesunken. Es gäbe also nur noch halb so viele Erwachsene mit einer schweren Parodontitis und fast doppelt so viele, die gesund seien.
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Kocher: "Starke Verbesserung der parodontalen Gesundheit"
Jüngere Senioren zwischen 65 und 74 hatten nur noch 20 Prozent schwere Parodontitis. In der DMS IV seien es noch 44 Prozent gewesen. Die Zahl der Gesunden sei hier von acht Prozent (DMS IV) auf 35 Prozent gestiegen. Kocher dazu: Offensichtlich können wir hier eine starke Verbesserung der parodontalen Gesundheit sehen." Und das gelte, egal welche Definition für Parodontitis man verwende.
Erstmals gibt es in der DMS V Daten für Menschen über 75 Jahre bis 100 Jahre. Die Paradontitis-Prävalenz könne für diese Altersgruppe mit circa 40 Prozent angegeben werden. Die Krankheitslast der jüngeren Senioren aus der DMS IV habe sich somit auf die 75 bis 100-Jährigen verschoben. Kocher wies auf das deutsche Problem hin, dass zwei Drittel der Pflegebedürftigen zu Hause leben, ohne das sie regelmäßig und flächendeckend zahnärztlich untersucht werden. Hier gebe es wahrscheinlich ein großes Behandlungspotential und dafür aber kaum Konzepte und keinen systematischen Zugang zu dieser Patientengruppe.
Offensichtlich - das zeige die jüngste Mundgesundheitsstudie auch - geben die Deutschen auch mehr Geld für Hilfsmittel zur Mundhygiene aus. Mehr Menschen würden elektrische Zahnbürsten und Zahnzwischenraumbürsten verwenden. Zudem sei die Ausbildung der Erwachsenen besser geworden. Das alles spreche dafür, dass die Chancen für eine gute Mundgesundheit steigen. Dennoch könnten die Variablen der DMS V nicht erklären, warum sich die Mundgesundheit konkret verbessert.
DMS IV und DMS V - zwei Studien mit unterschiedlichen Kohorten
Prof. Peter Eickholz (Frankfurt am Main), ebenfalls DG Paro-Vorstand, wies ergänzend darauf hin, dass mit der DMS IV und der DMS V zwei Querschnittstudien verglichen werden, nicht aber eine longitudinale Studie. Sprich, die untersuchten Menschen sind keinesfalls dieselben. Es handle sich vielmehr um zwei verschiedene Kohorten. "Der Vergleich von zwei Kohortenstudien, die im Abstand von zehn Jahren gemacht worden sind, ist problematisch, so Eickholz in Würzburg. Zudem zähle zur Parodontitisdiagnostik Attachementverlust und Knochenabbau. In der Studie seien aber nur Sondierungstiefen gemessen worden.
Auch Eickholz kritisierte, dass womöglich schwere Parodontitisfälle im Rahmen der Untersuchungen für die DMS V-Studie nicht mit dokumentiert wurden, aufgrund der bereits beschriebenen Studienmethodik. So liege die eigentliche Prävalenz vermutlich deutlich höher.
Die aktuelle Generalsekretärin der DG Paro, Priv.-Doz. Dr. Bettina Dannewitz (Weilburg) wurde in Würzburg zur Präsidentin elect gewählt und ist ab 2019 die erste Frau an der Spitze der Gesellschaft.