„Zucker zu trinken ist gesundheitsschädlicher als ihn zu essen!“
Zucker gilt als eine der Hauptursachen für den weltweiten Anstieg von Typ-2-Diabetes. In der größten und umfassendsten Metaanalyse ihrer Art fanden Forscher der Brigham Young Universität (BYU) in Zusammenarbeit mit Forschern deutscher Institutionen – jetzt heraus, dass Art und Quelle des Zuckers möglicherweise eine weitaus größere Rolle spielen als bisher angenommen.
„Dies ist die erste Studie, die klare Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen verschiedenen Zuckerquellen und dem Risiko für Typ-2-Diabetes aufzeigt“, berichtet die Hauptautorin und Professorin für Ernährungswissenschaften an der BYU, Karen Della Corte.
Zucker in Getränken ist offenbar viel ungesünder
Die analysierten Daten von einer halben Million Menschen über mehrere Kontinente zeigen: Der Konsum von Zucker in Getränken – wie Limonade und sogar Fruchtsaft – war durchweg mit einem höheren Risiko für Typ-2-Diabetes (T2D) verbunden. Bei anderen Zuckerquellen hingegen zeigte sich kein solcher Zusammenhang, in einigen Fällen war das Risiko sogar geringer. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass „das Trinken von Zucker – ob aus Limonade oder Saft – für die Gesundheit problematischer ist als der Verzehr“, bestätigt Della Corte.
Metabolische Überlastung der Leber per Drink
Warum das Trinken von Zucker problematischer ist als das Essen von Zucker, liegt möglicherweise an den unterschiedlichen Auswirkungen auf den Stoffwechsel. Zuckergesüßte Getränke und Fruchtsäfte liefern isolierten Zucker, was zu einer stärkeren glykämischen Wirkung führt, die den Leberstoffwechsel überfordert und stört, wodurch die Leberverfettung und die Insulinresistenz erhöht werden.
Zucker, der hingegen über die Nahrung aufgenommen wird, etwa durch nährstoffreiche Lebensmittel wie Früchte, Milch- oder Vollkornprodukte, bewirkte keine metabolische Überlastung der Leber. Denn diese Formen von eingebettetem Zucker lösten aufgrund der begleitenden Ballaststoffe, Fette, Proteine und anderer nützlicher Nährstoffe langsamere Blutzuckerreaktionen aus, erklären die Forschenden.
Fruchtsaft sei, selbst mit einigen Vitaminen und Nährstoffen, deutlich weniger vorteilhaft. Aufgrund seines hohen und konzentrierten Zuckergehalts sei er ein schlechter Ersatz für ganze Früchte, die mehr Ballaststoffe liefern und so zu einer besseren Blutzuckerregulierung beitragen.
Nach der Korrektur des Body-Mass-Index, der übermäßigen Energieaufnahme und mehrerer anderer Risikofaktoren im Lebensstil stellten die Forscher die folgenden Dosis-Wirkungs-Beziehungen fest:
Mit jeder zusätzlichen 350-ml-Portion zuckergesüßter Getränke (Softdrinks, Energydrinks und Sportgetränke) pro Tag stieg das Risiko für Typ-2-Diabetes um 25 Prozent. Dieser starke Zusammenhang zeigte, dass das erhöhte Risiko bereits ab der ersten Portion täglich einsetzte und es keinen Mindestwert gab, unterhalb dessen die Aufnahme unbedenklich schien.
Mit jeder zusätzlichen 237-ml-Portion Fruchtsaft pro Tag (100 Prozent Fruchtsaft, Nektare und Saftgetränke) stieg das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 5 Prozent. Die oben genannten Risiken sind relativ, nicht absolut. Wenn beispielsweise das Grundrisiko einer durchschnittlichen Person, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, bei etwa 10 Prozent liegt, könnten vier Limonaden pro Tag dieses Risiko auf etwa 20 Prozent erhöhen, nicht auf 100 Prozent.
Die oben genannten Risiken sind relativ, nicht absolut. Wenn beispielsweise das Grundrisiko einer durchschnittlichen Person, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, bei etwa 10 Prozent liegt, könnten vier Limonaden pro Tag dieses Risiko auf etwa 20 Prozent erhöhen, nicht auf 100 Prozent.
Im Vergleich dazu zeigte sich bei einer täglichen Aufnahme von 20 g Saccharose (Haushaltszucker) und Gesamtzucker (Summe aller natürlich vorkommenden und zugesetzten Zucker in der Ernährung) ein umgekehrter Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes, was auf einen überraschenden Schutzeffekt hindeutet.
„Diese Studie unterstreicht die Notwendigkeit noch strengerer Empfehlungen für flüssigen Zucker, wie ihn beispielsweise in zuckergesüßten Getränken und Fruchtsäften enthalten, da dieser sich offenbar negativ auf die Stoffwechselgesundheit auswirkt“, sagte Della Corte. „Anstatt alle zugesetzten Zucker zu verurteilen, könnten zukünftige Ernährungsrichtlinien die unterschiedlichen Auswirkungen von Zucker je nach Quelle und Form berücksichtigen.“
Della Corte et al.: Dietary Sugar Intake and Incident Type 2 Diabetes Risk: A Systematic Review and Dose-Response Meta-Analysis of Prospective Cohort Studies. Adv Nutr. 2025 May;16(5):100413. <link xlink:href="">