Gemeinsame Herbsttagung von DAZ und IUZB

"Die betreuungsorientierten Ärzte sind zwar die 'Guten', aber zugleich die 'Looser' im System!"

nb/pm
Zahnmedizin
"Wir müssen der Arzt-Patienten-Beziehung einen höheren Stellenwert einräumen": Der Deutsche Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ) und die Initiative Unabhängige Zahnärzte Berlin (IUZB) thematisieren auf ihrer Herbsttagung die ärztliche Gesprächsführung.

Referent Dr. Friedrich-Wilhelm Lindemann beschäftigte sich in seinem Vortrag mit den grundsätzlichen Fragen rund um den professionellen und ethischen Anspruch an die Arzt-Patienten-Beziehung und deren kommunikative Grundlagen. Lindemann hat sich als Theologe und Psychologe lange mit der Theorie der Gesprächsführung beschäftigt - sowohl in Hinblick auf die Technik als auch auf den ethischen Anspruch an die interpersonale Kommunikation.

"Die Forderung nach einem größeren Anteil für das Zuhören und Sprechen in jedem einzelnen 'Behandlungsfall' wird seit langer Zeit von allen erhoben, die ein umfassendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit haben. Die gute Arzt-Patientenbeziehung ist, wie aus vielen Forschungsergebnissen und auch aus der einfachen Erfahrung bekannt, allein schon ein Beitrag zur Hilfe aus der Krankheit", ordnet der DAZ Lindemanns Vortrag ein. In Zeiten von Technisierung und verbreiteter Überbehandlung habe das Sprechen in der Medizin einen schweren Stand, "zumal es quasi nicht bezahlt wird", so der Arbeitskreis weiter.

Gefordert: ein "auf die Person des Patienten konzentriertes Behandlungsgespräch"

Betont wird außerdem, dass sich der DAZ seit seiner Gründung für einen "auf die Betreuung der Patienten hin orientierten Behandlungsstil" eingesetzt habe, der den "individuellen Versorgungsbedarf der Patienten in den Mittelpunkt stellt". Dafür sei ein auf die Person des Patienten konzentriertes Behandlungsgespräch die Basis. "Diese Gespräche straff und effizient zu führen, dient der Klarheit in der Kommunikation und dem Zeitmanagement in der Praxis", hieß es vom DAZ.

Der DAZ fordert ein Umdenken im Gesundheitswesen, "weg von dem die Technik betonenden Reparaturbetrieb mit den entsprechenden aus Handel und Industrie entlehnten Strukturen": "Wir müssen der Arzt-Patienten-Beziehung und der gesamten Person des Patienten einen wesentlich höheren Stellenwert einräumen als zurzeit üblich. Eine solche Haltungsänderung müsste zwangsläufig zu einer Aufwertung der ärztlichen Kommunikation in den Gebührenordnungen führen."

"Die betreuungsorientierten Ärzte sind zwar die 'Guten', aber zugleich die 'Looser' im System"

Auch die weiteren Redebeiträge auf der gemeinsamen Herbsttagung zeugten laut DAZ von einem "hohen Problemdruck": "In unserem auf Reparatur und Technik ausgerichteten Gesundheitswesen, mit den daraus hergeleiteten Gebührenordnungen, kommt das ärztliche Gespräch fast nicht vor. Es wurden viele individuelle Methoden dargestellt, wie im konkreten Praxisalltag, gegen Zeitgeist und Kostendruck, eine adäquate Kommunikation mit dem Patienten doch irgendwie erhalten werden kann", sagte die DAZ-Vorsitzende Dr. Celina Schätze.

Am Ende war man sich einig, dass die betreuungsorientierten Ärzte zwar die "Guten" aber zugleich die "Looser" im System seien. "Daraus ergab sich die laute und dringende Forderung nach einer allgemeinen Haltungsänderung in der Gesundheitspolitik und einer erheblich besseren Honorierung für das ärztliche Gespräch", so Schätze.

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