„Die Freundschaften haben uns getragen“
Im lichtdurchfluteten Foyer des Medienhauses werden Gemälde, Grafiken, Skulpturen und Fotografien von Ärzten und Zahnärzten sowie einzelnen Angehörigen weiterer Heilberufe aus ganz Deutschland gezeigt. Viele Künstlerinnen und Künstler sind Autodidakten und tauschen in ihrer Freizeit Stethoskop oder Sonde gegen Pinsel, Meißel oder Kamera.
„Die Begeisterung für das Projekt vereint manche Kolleginnen und Kollegen hier bereits seit dem Entstehungsjahr“, erzählt Initiator Dr. Peter Erdmenger. „Wir sind noch vor der Wende zusammengekommen und waren in der DDR in der Form als Projekt von Ärzten und Zahnärzten schon etwas Besonderes“, sagt der 84-jährige Arzt, der mit seiner Frau, der Zahnärztin Dr. Brigitte Erdmenger, die Interessengemeinschaft vor 35 Jahren in Köthen, Sachsen-Anhalt, gründete.
Starthilfe gab damals der Kulturbund, das Heimatmuseum und die Hochschule Anhalt. Die erste Ausstellung startete mit fünf Personen. Auf Köthen folgten Ausstellungen in Springe am Deister, Gütersloh, Mannheim, Schwetzingen, Neustadt an der Weinstraße, Hannover und Hamburg, Schloss Hartenfels in Torgau, im Medizinhistorischen Museum der Charité in Berlin, Schwedt an der Oder, in Lichtenfels und Leipzig. Und irgendwann waren dann auch die ersten Ärztinnen und Ärzte aus dem Westen mit dabei.
Erdmenger hat dieses Jahr drei Bilder mitgebracht. Die Kunst steht für ihn vor allem für langjährige Freundschaften. „Ohne die Gemeinschaft hätten wir nicht überlebt. Und jetzt stellen wir fest, dass es immer schwieriger wird, in einer Zeit, in der alles im Internet und in den sozialen Netzwerken stattfindet, unser Bestehen zu sichern. Unsere Kunst gibt es nur vor Ort. Wir sind nicht online, denn uns geht es um das Treffen und den Austausch.“
Er macht sich Sorgen um die Zukunft der Ausstellung, in der so viel Persönliches von ihnen steckt. Das soll nicht einfach verpuffen. Wie aber kann eine alteingesessene Ausstellung bestehen? Nachwuchs ist gefragt und geschätzt.
Mehr als nur Hobbykünstler
Erdmenger beschreibt den Erfolg des gewachsenen Projekts, das damals unter dem Titel „Stethoskop und Palette“ lief, so: „Wir wollen zeigen, was für tolle Kunst die Ärztinnen und Ärzte schaffen, dabei einen gewissen Anspruch an Qualität haben und Freundschaften pflegen. Das war uns wichtig!“ Jetzt geht es ums Erhalten. „Das schafft man nur zusammen!“, ist der Arzt im Ruhestand überzeugt. Er bietet an, in seiner ehemaligen Praxis eine Dauerstellung unterzubringen.
Die Ausstellung „Mediziner & Malerei“ ist noch bis zum 25. Juli 2024 kostenlos montags bis freitags von 8 bis 14 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 14 Uhr in der Reihe „Kunst im Funkhaus“ im Elbfoyer des MDR-Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt, Stadtparkstr. 8, 39114 Magdeburg, zu sehen.