Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Die Pandemie belastete Frauen stärker als Männer

pr
Gesellschaft
Die Pandemie hat sich auf die Geschlechter unterschiedlich ausgewirkt: Frauen fühlen sich stärker belastet als Männer, ergab eine neue Studie. Insgesamt schränkte Corona die Lebenszufriedenheit erheblich ein.

Corona hat bei vielen Menschen Belastungen verursacht. Das ergab eine aktuelle Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB). Neben der Angst, selbst zu erkranken, prägten vor allem die Kontaktbeschränkungen und finanzielle Sorgen das Lebensgefühl. Die Sorgen waren jedoch laut Untersuchung bei Männern und Frauen unterschiedlich ausgeprägt.

Insgesamt erlebten Frauen stärkere Belastungen als Männer. Außerdem hatten sie mit 43 Prozent deutlich häufiger Angst zu erkranken als Männer (34 Prozent). Lediglich bei der Frage nach der eigenen wirtschaftlichen Situation fürchteten Männer mehr um finanzielle Einbußen als Frauen (33 Prozent zu 28 Prozent). 55 Prozent der Frauen hätten auch gute Seiten in der Pandemie wahrnehmen können, heißt es in der Untersuchung weiter, und zwar signifikant häufiger als Männer, bei denen es bei weniger als jedem zweiten der Fall war.

Vor allem Mütter von Kindern im Grundschulalter fühlten sich laut Studie stark belastet. Allerdings seien bemerkenswerte geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Belastungen nach dem Alter des jüngsten Kindes zu beobachten: Bei Kindern im Alter von zwei bis vier Jahren gaben Väter während der Pandemie sogar eine größere Belastung an als Mütter. Bei Vätern war der Scheitelpunkt bei Dreijährigen erreicht und ging danach sehr deutlich zurück. Bei den 14- bis 16-jährigen Kindern gaben nur etwa 44 Prozent der Väter Belastungen an.

Mütter von grundschulkindern sind besonders gestresst

Die höhere Belastung bei den Müttern zeigte sich aber erst ab dem Schulalter. Wenn das Kind zwischen sieben und zehn Jahre alt war, war die Belastung der Mütter mit 70 bis 74 Prozent sehr hoch und blieb auch danach deutlich höher als bei Vätern.

Die hohe Belastung mit Kindern im Grundschulalter bei vielen Müttern lasse sich damit erklären, dass in dieser Phase der Bedarf an schulischer Unterstützung bei Hausaufgaben in der Pandemie besonders groß war. Diese hohen Belastungswerte seien nicht nur höher als bei Vätern, sondern auch deutlich höher als bei anderen Frauen, so die Studie.

Die Untersuchung ging auch auf Aspekte der Lebensqualität ein. Die Fähigkeit, auch positive Aspekte zu sehen, hätte zur Resilienz beigetragen und das Wohlbefinden gestärkt, hieß es. Auch wenn die Corona-Belastungen für Eltern hoch waren, so zeigten die Ergebnisse deutlich, dass es in dieser Krise viele gestärkt habe, eine eigene Familie zu haben.

Dabei genügte es aber nicht, bloß in einer Partnerschaft oder Familie zu leben. Entscheidend seien vielmehr die Beziehungsqualität und der Zusammenhalt in der Familie: Je positiver die familialen Beziehungen in der Partnerschaft und zu den Kindern, desto besser kamen Mütter und Väter durch die Pandemie.

Tägliches Homeoffice reduziert Zufriedenheit

Gefragt wurde auch nach dem Arbeiten von zu Hause aus. Generell schätzten Erwerbstätige mit Kindern laut Studie ihre Lebenszufriedenheit beim Arbeiten im Homeoffice ähnlich ein wie Kinderlose. Allerdings: Gelegentliches Arbeiten im Homeoffice steigerte zwar die Zufriedenheit, vor allem bei Eltern mit Kindern unter 16 Jahren.

Tägliches Arbeiten von zu Hause hingegen reduzierte die Zufriedenheit deutlich. Bei der Arbeit von zu Hause aus fühlen sich sowohl Männer ohne Kinder als auch Väter tendenziell weniger belastet als Frauen und Mütter. Dies könnte mit geschlechtsspezifischen Mustern zusammenhängen, da von Frauen teilweise erwartet wurde, dass sie ihr Engagement in Haushalt und Familie erhöhen, wenn sie zu Hause arbeiten, heißt es in der Studie. Männer dagegen konzentrierten sich beim Arbeiten von zu Hause stärker auf ihre Erwerbsarbeit.

Die Sorgen um die eigene wirtschaftliche Lage sind in laufenden Jahr krisenbedingt laut Studie auf einen sehr hohen Wert gestiegen. Obwohl die Sorgen vieler Eltern wieder zugenommen haben, lag die allgemeine Lebenszufriedenheit auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die aktuellen Sorgen seien eher zukunftsorientiert, heißt es.

Dies mag auch daran liegen, dass sich die derzeitigen Krisen –  zumindest bis August 2022 – noch nicht auf die Lebenswirklichkeit der Befragten ausgewirkt haben. Insgesamt, so bilanziert die Studie, machen sich in Krisen wie der Pandemie soziale Ungleichheiten deutlich bemerkbar: Eltern aus Haushalten mit niedriger Bildung und niedrigem Einkommen haben eine deutlich geringere Lebenszufriedenheit.

Hinweise zur Methodik

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