Studie aus den USA

Die "Pille" erhöht das Risiko für Alveolitis sicca

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Zahnmedizin
Frauen, die regelmäßig orale Kontrazeptiva einnehmen, haben ein rund doppelt so hohes Risiko, nach der Extraktion eines dritten Molaren eine alveoläre Ostitis zu entwickeln. Zu diesem Ergebnis kamen Forschende aus den USA.

In der Metaanalyse der US-Forschungsgruppe wurden 15 Studien berücksichtigt. So ergab sich eine Gesamtheit von 1.366 Frauen mit und 2.919 Frauen ohne die Einnahme oraler Kontrazeptiva. Alveoläre Ostitis – auch Alveolitis sicca genannt – ist bei normalen Zahnextraktionen selten. Bei Weisheitszahnentfernungen tritt sie allerdings häufig auf: Es werden Prävalenzen von bis zu 30 Prozent angegeben [Daly et al., 2022].

In Deutschland ist die Einnahme der Antibabypille in den letzten Jahren zurückgegangen. Laut TK ist die Zahl der Verschreibungen in der Altersgruppe der 18- und 19-jährigen seit 2015 um rund 20 Prozent gesunken. Die Einnahme der Pille kann mit vielfältigen Nebenwirkungen einhergehen, wie beispielsweise einer erhöhten Thrombosegefahr. In den sozialen Medien werden die möglichen Nebenwirkungen immer wieder thematisiert, was ein Grund für die sinkende Bereitschaft der Frauen sein könnte, die Antibabypille einzunehmen.

Die Pille verdoppelt Risiko für eine alveoläre Ostitis

In der vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, dass sich das Risiko für eine alveoläre Ostitis bei Weisheitszahn-Extraktionen unter der Einnahme der Pille verdoppelte – dies auch nach Berücksichtigung von Antibiotika- und Analgetika-Gabe. Studien, in denen es um Extraktionen anderer Zähne ging, wurden nicht einbezogen.

Die Autoren berichten, dass lange Zeit spekuliert wurde, ob das weibliche Geschlecht an sich ein Risikofaktor für das Entstehen einer Alveolitis sicca bei der Extraktion der dritten Molaren sein könnte. Aus den hier dargelegten Ergebnissen ist allerdings ersichtlich, dass das Risiko bei Frauen ohne Kontrazeptiva vergleichbar mit dem Erkrankungsrisiko von Männern ist. Trendveränderungen über einen größeren Zeitraum konnten nicht festgestellt werden. Daraus schlussfolgern die Wissenschaftler, dass auch Veränderungen der Formulierungen der Antibabypille im Laufe der Jahre keinen Einfluss auf das Risiko für Alveolitis sicca haben.

Überdies wird vermutet, dass der Menstruationszyklus eine Rolle beim Risiko für eine Alveolitis sicca spielt. „Möglicherweise besteht eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Hormonkonzentration in oralen Kontrazeptiva und dem Auftreten von alveolärer Ostitis, und die Phase des Menstruationszyklus, in der sich die Patientin während der Extraktion befindet, könnte ein Risikofaktor sein”, schlussfolgern die Forschenden.

Leider wurde der Rauchstatus der Probandinnen und Probanden nicht in allen eingeschlossenen Studien berücksichtigt, was folglich auch eine Schwäche der vorliegenden Metaanalyse ist.

Tang M, Gurpegui Abud D, Shariff JA. Oral Contraceptive Use and Alveolar Osteitis Following Third Molar Extraction: A Systematic Review and Meta-Analysis. Int J Dent. 2022 Nov 1;2022:7357845.doi: 10.1155/2022/7357845. PMID: 36389647; PMCID: PMC9643054.

Daly BJ, Sharif MO, Jones K, Worthington HV, Beattie A. Local interventions for the management of alveolar osteitis (dry socket). Cochrane Database Syst Rev. 2022 Sep 26;9(9):CD006968.doi: 10.1002/14651858.CD006968.pub3. PMID: 36156769; PMCID: PMC9511819.

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