Die Politik forciert die Quote, die Studis sind dagegen
Um den drohenden medizinischen Versorgungslücken auf dem Land zu begegnen, hat die sächsische Landesregierung aus CDU und SPD ein 20-Punkte-Programm beschlossen, rund 30 Millionen Euro im Doppelhaushalt 2019/2020 stünden bereit. Geplant sind mehr Studienplätze für Humanmedizin, Modellvorhaben an den Medizinischen Fakultäten der TU Dresden und der Universität Leipzig und eine Landarztquote für Medizinstudenten, die sich für eine Tätigkeit außerhalb der großen Städte entscheiden, heißt es in einer Mitteilung des Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz (SMS).
Zudem sollen Medizinstudenten eine Mindestaufwandsentschädigung im Praktischen Jahr in Akademischen Lehrpraxen und Lehrkrankenhäusern im ländlichen Raum erhalten. Und der Freistaat will mehr Akademische Lehrpraxen im ländlichen Raum etablieren und die Weiterbildung für den ärztlichen Nachwuchs absichern.
Sachsen: Modellprojekte in der Telemedizin und nicht-ärztliche Praxisassistentinnen
"Es geht uns aber nicht nur um die großen Kliniken, wir wollen auch die bestehenden Anreize für die Niederlassung von Ärzten insbesondere auf dem Land ergänzen", so die sächsische Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU). "Das Arbeiten als Arzt im ländlichen Raum muss attraktiver werden durch Innovationen und die Möglichkeit, Lösungen zu erproben." Man könne das bereits jetzt an den telemedizinischen Lösungen in der teleaugenärztlichen Sprechstunde in Zschopau und an der kinder- und jugendpsychiatrischen Videosprechstunde in Weißwasser deutlich sehen.
An ausgewählten Orten seine lokale Gesundheitszentren geplant, um für die Patienten an einer Stelle wichtige medizinische Leistungen anbieten zu können, so das Ministerium weiter. In den Modellregionen Weißwasser und Marienberg würden mobile Arztpraxen erprobt. Gleichzeitig treibe der Freistaat die Digitalisierung voran, um bei den Patienten weite Wege und bei den Ärzten Zeit zu sparen. Satellitenpraxen und Patientenbusse sollten verstärkt zum Einsatz kommen. Ärzte wolle man künftig entlasten, indem stärker als bisher nicht-ärztliche Praxisassistenten bzw. Versorgungsassistenten in der Hausarztpraxis zum Einsatz kämen. Im Ergebnis soll der Arzt mehr Zeit für seine Patienten haben.
Die Fachschaften wollen keine Landarztquote
Die Fachschaften der sächsischen Medizinstudenten haben laut "Ärzte Zeitung" bei einem Treffen mit Ministerin Klepsch eine mögliche Landarztquote auf Landesebene abgelehnt. Die Vertreter der Studenten aus den Fachschaften der Universitäten in Dresden und Leipzig und die Ministerin seien sich aber einig gewesen, dass die Allgemeinmedizin gestärkt werden müsse.
Rheinland-Pfalz: 10-Prozent-Quote und neuer Ausbildungsstandort Trier
Ein Gesetzentwurf zur Landarztquote für Medizinstudierende kommt voraussichtlich kurz nach der Sommerpause in den rheinland-pfälzischen Landtag, wie mehrere Medien übereinstimmend berichten. Unmittelbar nach der Sommerpause werde sich zunächst das Kabinett ein zweites Mal damit befassen, hieß es den Berichten zufolge aus dem Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz (MSAGD). Direkt danach werde der Entwurf zur weiteren Behandlung dem Parlament zugeleitet. Ziel sei, dass der Gesetzentwurf noch in diesem Jahr vom Landtag beschlossen wird.
Geplant ist demnach, dass bis zu zehn Prozent aller Medizinstudienplätze an Bewerber gehen, die sich später zehn Jahre als
in einem Gebiet mit aktueller oder künftig drohender Unterversorgung verpflichten. Wer die Verpflichtung nicht erfüllt, soll eine Strafe erhalten. Mit der Quote will die Landesregierung dem Ärztemangel auf dem Land begegnen.
Bis zum Jahr 2023 müssen den Berichten zufolge immerhin knapp 3.500 niedergelassene Ärzte im Land ersetzt werden. Bislang wird ein Medizinstudium in Rheinland-Pfalz nur in der Landeshauptstadt Mainz angeboten. Ab dem Wintersemester 2020/21 soll es für einige Studenten auch in Trier eine klinische Ausbildung geben, heißt es weiter.