Diese Corona-Schutzmaßnahmen wirken – und diese nicht
Bis zum 21. September 2020 wurden weltweit 31,1 Millionen Corona-Infektionen und mehr als 961.000 Todesfälle gemeldet. Public-Health-Experten vom RKI haben jetzt untersucht, welche Maßnahmen im Kampf gegen das Virus am besten wirken.
Je strikter die Maßnahmen, desto geringer die Virusverbreitung
In einer Längsschnittstudie analysierten die Forscher die zugänglichen Daten für alle 37 OECD-Mitgliedstaaten und modellierten die zeitvariable durchschnittliche tägliche Wachstumsrate der Anzahl der wöchentlich bestätigten Fälle von SARS-CoV-2 in jedem Land. Der Untersuchungszeitraum begann zwei Wochen nach der Umsetzung den ersten internen Eindämmungs- beziehungsweise Schließungsmaßnahmen in dem jeweiligen Land und endete 10 Wochen später.
Untersucht wurde die Wirksamkeit folgender Interventionen:
die Schließung von Schulen
die Schließung von Arbeitsplätzen
die Absage öffentlicher Veranstaltungen
Beschränkungen für Versammlungen
Beschränkungen für den öffentlichen Verkehr
Ausgehsperren
Beschränkungen für die interne Mobilität
internationale Reisekontrollen
Informationskampagnen im Bereich der öffentlichen Gesundheit
die SARS-CoV-2-Testrichtlinie und die Richtlinie zur Ermittlung von Kontaktpersonen
das Tragen von Masken
Im Ergebnis stellten die Forscher eine "Dosis-Wirkungs-Beziehung" fest: Je strikter die Maßnahmen durchgesetzt wurden, desto geringer fiel das Epidemiewachstum aus. Beschränkungen von Versammlungen, gefolgt von Maskenauflagen, Schulschließungsauflagen und Arbeitsplatzschließungsauflagen hatten den stärksten Effekt auf das Virusgeschehen.
Konkret kommen sie zu dem Schluss, dass Beschränkungen von Zusammenkünften und Veranstaltungen - insbesondere von kleinen Versammlungen - am wirksamsten sind, um COVID-19 einzudämmen.
Maskentragen funktioniert offenbar nur bei einer Pflicht
Mit deutlichem Abstand folgen Masken sowie Schul- und Arbeitsplatzschließungen, wobei die Masken den Ergebnissen zufolge insbesondere dann funktionieren, wenn eine Maskenpflicht sehr umfassend angeordnet wird.
Die Studie hat im Übrigen keinen Hinweis darauf gefunden, dass frühe Lockdown-Maßnahmen, wie sie in Deutschland erfolgten, für einen besseren Verlauf der Infektionskurve sorgen können.
Versammlungsbeschränkungen sind am wirksamsten
"Diese Erkenntnisse sind von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, politische Entscheidungsträger zu informieren, wenn sie Entscheidungen darüber treffen, welche Maßnahmen beibehalten oder (neu) eingeleitet werden sollen, um die gegenwärtige Situation und einen künftigen Anstieg von COVID-19 zu kontrollieren", bilanzieren die Wissenschaftler.
Diese Studie gebe wichtige neue Evidenz zu Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die Ausbreitung von SARS-COV-2. Allerdings könne es sein, dass bestimmte Maßnahmen oder Richtlinien in einzelnen Ländern nicht wirken, weil sie nicht, oder nicht genügend, umgesetzt wurden.
Francisco Pozo-Martin et al., Auswirkungen der Maßnahmen zum Infektionsschutz auf das Wachstum der COVID-19-Epidemie: Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Januar - Juli 2020. Dies ist eine Zusammenfassung des Papiers, das im Augenblick im Preprint bei Lancet Public Health eingereicht ist. Es ist noch nicht Peer-reviewed.